»Es ist sehr leichtfertig, wenn Vorstände es rundheraus ablehnen, eine Möglichkeit auszuloten, die die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens verbessern kann«, sagte WAZ-Geschäftsführer Lutz Glandt in einem Interview der »Financial Times Deutschland« (Montagausgabe). Glandt warf dem Springer-Management vor, mit einer solchen Haltung gegen das Aktiengesetz zu verstoßen. »Das Aktiengesetz verbietet dem Vorstand, eine Option nicht zu prüfen, die den Unternehmenswert erhöhen kann. Das missachtet die freien Aktionäre.«
Kartellrechtliche Probleme
Die WAZ hatte jüngst erklärt, an dem Kauf des 40-prozentigen Anteils am Springer-Verlag interessiert zu sein, den der Medienunternehmer Leo Kirch hält. Experten hatten erklärt, ein Einstieg der WAZ als Marktführer bei Regionalzeitungen bei Springer, dem größten Zeitungskonzern Deutschlands, werde auf erhebliche kartellrechtliche Probleme stoßen. Kirch verhandelt nach Angaben aus Branchenkreisen bereits mit der WAZ-Gruppe.
WAZ nur regional Marktführer
Springer ist mit Abstand der größte Zeitungsherausgeber in Deutschland mit einem Marktanteil von fast 25 Prozent und verlegt unter anderem die »Bild«-Zeitung. Die WAZ-Gruppe ist regionaler Marktführer in Nordrhein-Westfalen mit Zeitungen wie der »Westdeutschen Allgemeinen Zeitung« und der »Westfälischen Rundschau« sowie in Thüringen mit der »Thüringischen Landeszeitung« und der »Thüringer Allgemeinen«.
Kirch will seinen Anteil verkaufen
Das Kirch-Kerngeschäft KirchMedia hatte im April Insolvenz angemeldet. Kirch einigte sich mit der Deutschen Bank darauf, dass er bis zum 30. August den Springer-Anteil verkaufen und mit den Erlösen einen Kredit von 720 Millionen Euro der Bank zurückzahlen kann. Dieser Termin ist inzwischen verlängert worden. Sollte Kirch keinen Käufer finden, fällt das Paket an die Deutsche Bank, die es noch im Herbst an die Börse bringen will.