Es war im Jahr 2004, als der deutschstämmige Unternehmer und Paypal-Gründer Peter Thiel einem 18-Jährigen im Silicon Valley 500.000 Dollar für sein Start-up gab. Der junge Mann hieß Mark Zuckerberg und das Investment ist bis heute eines der legendärsten der Geschichte. Denn die Facebook-Anteile, die Thiel für seine kleine Kapitalspritze bekam, verkaufte er später für mehr als eine Milliarde Dollar.
Nun endet Thiels Verbindung mit Zuckerbergs Imperium, das sich seit Neuestem Meta nennt. Der erste Facebook-Großinvestor legt seinen Posten im Verwaltungsrat nieder, dem er seit 2005 angehörte. Zuckerbergs Aufbruch in ein digitales Metaversum wird ohne Thiel stattfinden. Stattdessen wendet sich Thiel mit seinem Geld und seinem Einfluss dem nächsten – manche würden sagen: dunklen – Plan zu. Dem politischen Comeback von Donald Trump.
Millionenspenden für republikanische Kandidaten
Laut US-Medien will Thiel sich nach dem Facebook-Abschied noch stärker auf die Unterstützung von Trump-treuen republikanischen Politikern bei den anstehenden Midterm-Wahlen konzentrieren. Bereits jetzt unterstützt er vier republikanische Kandidaten für den Senat und zwölf Kandidaten fürs Repräsentantenhaus. Besonders am Herzen liegen ihm die Kampagnen der Senatorenkandidaten J.D Vance (Ohio) und Blake Masters (Arizona), in die er bereits jeweils zehn Millionen Dollar gesteckt hat.
Das Pikante: Beide waren oder sind nicht nur enge Mitarbeiter in Thiels Investmentimperium. Sie sind auch erklärte Gegner der großen Tech-Firmen. Sie haben öffentlich die Meinungsmacht von Facebook kritisiert und dem Konzern Wahlbeeinflussung vorgeworfen. Erst am Montag wiederholte Masters, der auch Thiels persönliches Family Office leitet, seine Forderung, Big Tech dürfe nicht "Informationen manipulieren, um den Ausgang von Wahlen zu ändern". Damit liegt er ganz auf einer Linie mit dem derzeit von Twitter und Facebook ausgesperrten Trump.
Die Abschiedsworte von Zuckerberg und Thiel sind zwar freundlich. Zuckerberg zeigte sich "zutiefst dankbar für alles, was er für unser Unternehmen getan hat" und bezeichnete Thiel als "originellen Denker, dem man seine schwierigsten Probleme vorlegen kann und einzigartige Vorschläge erhält". Thiel nannte es "ein Privileg, mit einem der größten Unternehmer unserer Zeit zu arbeiten" und lobte Zuckerbergs "Intelligenz, Energie und Gewissenhaftigkeit". Doch mit dem Abschied von Facebook macht Thiel endgültig deutlich, wo künftig seine Loyalitäten liegen.
Demokratiekritische Thesen
Der 53-jährige Investor Thiel, dessen Vermögen Forbes auf 2,6 Milliarden Dollar schätzt, hat sich in den letzten Jahren zu einem der einflussreichsten Spender der republikanischen Partei entwickelt. Er hat Donald Trumps Aufstieg 2016 mit einer Millionenspende unterstützt und leitete nach der Wahl dessen Transitions-Team, das die Übernahme der Amtsgeschäfte vorbereitete. Und wenn bei den Midterms im Herbst die Republikaner die Mehrheit der Demokraten brechen, steigen auch die Chancen Donald Trumps auf eine erneute Präsidentschaft 2024.
Thiel, dem auch die Überwachungsfirma Palantir gehört, ist ein Anhänger des Libertarismus, findet zu viel staatliche Regulierung schlecht und Monopole gut – zumindest, solange sie sich nicht politisch gegen ihn stellen. Versuche von Techfirmen, Inhalte stärker zu moderieren und gegen Fake News vorzugehen, lehnt er ab, zudem hat er sich in der Vergangenheit dezidiert demokratiekritisch geäußert. Dazu passt, dass er seit einigen Wochen den wegen Manipulation der öffentlichen Meinung gestürzten österreichischen Ex-Kanzler Sebastian Kurz als "Global Strategist" beschäftigt.
Quellen: Meta / New York Times / Washington Post