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Digitale Überwachung Der Paypal-Gründer und seine Cyber-Krieger: Wie Peter Thiel Whatsapp hacken ließ

Peter Thiel ist für seine teils kontroversen Investments bekannt
Peter Thiel ist für seine teils kontroversen Investments bekannt
© Ron Sachs/ / Picture Alliance
Seit dem Verkauf von Paypal steckt Peter Thiel Geld in alle möglichen Unternehmen. Und schreckt auch vor umstrittenen Investments nicht zurück. Nun wurde bekannt, dass eines seiner Start-ups es auf den Messenger Whatsapp abgesehen hatte. 

Er unterstützte Donald Trump, brachte mit seinem Unternehmen Palantir Polizei-Überwachung auf ein völlig neues Level und träumt von der Unsterblichkeit: Peter Thiel ist selbst im Silicon Valley eine schillernde Figur. Vor allem sein Engagement gegenüber staatlichen Stellen erregt immer wieder Aufsehen. Und das sorgt nun dafür, dass sich sogar zwei seiner Investments miteinander anlegen.

Das geht aus einer Recherche der "New York Times" hervor. Die wollte eigentlich die Machenschaften des israelischen Software-Unternehmens NSO Group und ihre Hackerwerkzeuge zum Knacken des iPhones herausarbeiten. Und stieß dabei auch auf das US-Unternehmen Boldend, das ebenfalls Hacker-Dienste für Regierungen anbietet. Und offenbar von Thiel finanziert wird. 

Whatsapp-Hack als Verkaufsargument

Das geht laut der "Times" aus einer Präsentation des Unternehmens hervor, die der Zeitung vorliegt. Auf einer Seite tauchte auch Thiels Founders Fund als einer der Investoren des erst 2017 gegründeten Start-ups auf. Diese mittlerweile auch von "Forbes" durch unabhängige Quellen bestätigte Verbindung war vorher nie veröffentlicht worden.

Und das wohl nicht ohne Grund. Das Hauptprodukt Boldend ist "Cyber-Kriegsführung" als Dienstleistung. Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Rüstungskonzern Raytheon warben die Unternehmen mit Boldends "automatisierten Produkten, die Entwicklung und Einsatz von Cyberwerkzeugen für Operationen und Systeme beschleunigen, um die nationale Sicherheit zu schützen". Im Klartext bedeutet das: Es handelt sich um Hackerwerkzeuge für staatliche Stellen.

Dass Thiel sein Investment nicht an die große Glocke hängt, könnte auch mit einer Anwendung dieser Tools zu tun haben: Laut der Präsentation war Boldend eine Zeitlang dazu in der Lage, auch den als relativ sicher geltenden Messenger Whatsapp zu knacken. Erst ein Patch Anfang letzten Jahres soll den Zugang zu den Chats wieder geschlossen haben.

Wenig Skrupel 

Für Thiel wirft das einen interessanten Interessenkonflikt auf. Denn: Der durch den Verlauf von Paypal an Ebay reich gewordene Investor war der erste, der auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg mit Kapital ausstattete und hält immer noch einen großen Aktienanteil des Unternehmens. Wie groß Thiels Einfluss in Boldend genau ausfällt, kann niemand sagen. Den Quellen von "Forbes" zufolge soll Thiels Fund allerdings bereits in einer sehr frühen Phase mit 10 Millionen Dollar eingestiegen sein. Damit dürfte er einer der wichtigsten Investoren des Unternehmens sein.

Dass ein Thiel-Investment Facebook in die Quere kommt, ist allerdings nichts neues. Das ebenfalls von ihm gesponsorte Unternehmen ClearView geriet ins Kreuzfeuer, weil es sich dreist bei Facebooks Fotodatenbanken bediente, um seine umstrittene Gesichtserkennungs-KI mit Lernmaterial zu füttern. Auch das skandalöse Analyse-Unternehmen Cambridge-Analytica, das Facebook-Daten auswertete um Donald Trumps Wahlkampf zu befeuern, soll mit Thiel Geschäfte gemacht haben: Die Daten sollen in die Analyse-Werkzeuge von Thiels Hauptunternehmen Palantir geflossen sein.

Thiel ist im Silicon Valley berüchtigt. Als einer der ersten Investoren hatte er die Behörden wie Sicherheitskräfte und Militär als mögliche Kunden für Tech-Produkte identifiziert. Palantir, das unzählige Daten auswertet um den Ordnungskräften effektiver zu möglichen kriminellen Hotspots zu schicken, is hochumstritten. Dass Thiel in Bezug auf einen Überwachungsstaat weniger Skrupel hat, liegt wohl auch an seiner generellen politischen Einstellung. Thiel unterstützte nicht nur Donald Trump, sondern erhoffte sich von ihm einen regelrechten Umbruch. Der Libertäre äußerte bereits häufiger seine Überzeugung, dass Freiheit über allem stehe - und diese nicht unbedingt mit der Demokratie oder einem freien Markt vereinbar sei. 

Quellen: New York Times, Forbes

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