Ministerin Schröder zur Frauenquote der Telekom "Die doktert nur an den Symptomen rum"

Als erster DAX-Konzern will die Deutsche Telekom eine Frauenquote einführen.

Die Telekom belebt mit ihren Plänen zur Frauenförderung die Quotendebatte neu. Das Nachrichtenmagazin "Focus" meldete am Sonntag, der Konzern wolle am Montag als erster DAX-Konzern die Einführung einer Frauenquote bekanntgeben. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) kündigte im Interview der "Financial Times Deutschland" ihrerseits Bemühungen an, den Frauenanteil in den Führungsetagen deutscher Unternehmen maßgeblich zu erhöhen. Eine Quote, etwa in Aufsichtsräten, könne aber nur Ultima Ratio - das letzte Mittel - sein.

"Ich möchte zuallererst Transparenz und Berichtspflichten deutlich verbessern. Unternehmen müssen genau aufschlüsseln, welchen Frauenanteil es auf welchen Ebenen gibt und wie der sich entwickelt", sagte Schröder laut Vorabmeldung. An diesen Ergebnissen müssten sich die Unternehmen dann auch messen lassen müssen. Eine Frauenquote für Aufsichtsräte sei allenfalls dann sinnvoll, wenn alle anderen Instrumente zu wenig Wirkung zeigten.

"Eine Quote ist für mich immer nur Ultima Ratio. Sie ändert nichts an den Ursachen, sie doktert nur an den Symptomen rum. Ich bin skeptisch, lehne sie aber nicht völlig ab", wird die Ministerin zitiert. Sie räumte ein, dass sich ihre Einstellung zu diesem Thema verändert habe. "Während ich die Quote mit 18 Jahren als Mitglied der Jungen Union völlig abgelehnt habe, sehe ich inzwischen darin in manchen Fällen eine notwendige Krücke", erläuterte die im Kabinett auch für Frauenfragen zuständige Ressortchefin.

Laut "Focus" sieht die Telekom als Ziel der Frauenquote an, den Anteil der Frauen im Konzern auf mindestens 30 Prozent zu steigern. Dies soll nicht nur für Führungsposten, sondern auch für alle Neueinstellungen gelten, um langfristig mehr Frauen in leitende Positionen zu bringen. Dazu sagte ein Telekomsprecher auf DAPD-Anfrage, der Konzern wolle den Bericht nicht kommentieren. Man wolle aber "am Montag in Berlin ein wegweisendes Programm für mehr Frauen in Führungsposition vorstellen".

Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger hatte dem "Focus" derartige Pläne bereits Mitte 2009 mit den Worten angedeutet: "Alle Firmen krebsen mit einer Frauenquote von deutlich unter 20 Prozent bei Führungskräften herum. Das muss anders werden. Wenn alle Stricke reißen, werde ich mit meinen Kollegen über Quoten diskutieren."

Ministerin Schröder sagte in dem Zeitungsinterview, sie wolle bessere Chancen für Frauen in Kooperation mit der Wirtschaft erreichen. "Ich werde in den nächsten Monaten viele Gespräche mit der Wirtschaft führen, da werde ich sehen, wie ernst es ihnen ist. Es gibt hier einige sehr positive Beispiele."

Der Frauenanteil in deutschen Unternehmen ist vor allem in den Chefetagen sehr gering. Dem Bericht zufolge gibt es derzeit 2,5 Prozent weibliche Vorstandsmitglieder und knapp 10 Prozent weibliche Aufsichtsräte, von denen der große Teil über die Gewerkschaften entsandt wird. "Dass es so wenig Frauen in Führungsetagen gibt, ist nicht mehr das Ergebnis bewusster, schenkelklopfender Diskriminierung von Männern. Das ist ein falsches Bild in den Köpfen", sagte Schröder. Die Ministerin kritisierte, dass "es in unserer Arbeitswelt eine Kultur gibt, die es für Frauen beinahe unmöglich macht als Vorstand zu arbeiten, wenn sie Familie haben". Konkret meine sie damit die Erwartungshaltung vieler Unternehmer, dass eine Arbeitswoche 70 bis 80 Stunden haben müsse.

APN
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