Nach Krisensitzung Jeder dritte WestLB-Job wackelt

Für die Neuaufstellung der angeschlagenen WestLB müssen Eigentümer und Mitarbeiter einen hohen Preis zahlen: Neben einer Finanzspritze in Höhe von zwei Milliarden Euro sollen angeblich auch 2000 Stellen abgebaut werden.

Für die angeschlagene WestLB wird mit Hochdruck ein Sanierungspaket geschnürt. In einer etwa sechsstündigen Krisensitzung berieten die WestLB-Eigentümer am Sonntagabend in Köln die Lage der nordrhein-westfälischen Landesbank. Bei dem Treffen sollte es um eine Kapitalspritze von bis zu zwei Milliarden Euro gehen, wie im Vorfeld in Eigentümerkreisen verlautete. Außerdem steht laut Medienberichten aus Spargründen jede dritte Stelle bei der WestLB auf der Kippe. Der Bankkonzern hat weltweit 5900 Mitarbeiter. Mögliche Ergebnisse des Krisentreffens von Vertretern der Landesregierung, Sparkassen und kommunalen Landschaftsverbänden Nordrhein-Westfalens wurden am späten Abend zunächst nicht bekannt.

An der Krisensitzung in der Kreissparkasse Köln nahmen auch der Bundesbank-Präsident Axel Weber und der Chef der Bankenaufsicht BaFin, Jochen Sanio, teil. Ihr Erscheinen ist ein außergewöhnlicher Vorgang und wurde in Branchenkreisen als ein mögliches Anzeichen gesehen, dass sich die Krise der WestLB verschärft haben könnte.

Wertberichtigung höher als erwartet

Die drittgrößte deutsche Landesbank ist durch Fehlspekulationen und die Finanzmarktkrise tief in die roten Zahlen gerutscht. In den ersten neun Monaten 2007 entstand ein Verlust von 148 Millionen Euro. Wie andere Banken hat auch die WestLB Zweckgesellschaften außerhalb der Bilanz aufgebaut, die nun möglicherweise konsolidiert werden müssen. Das könnte einen größeren Kapitalbedarf bei der WestLB auslösen.

Bei der WestLB sollen einem Medienbericht zufolge kurzfristig bis zu 2000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Aus Sicht der Eigentümer sei es notwendig, dass auch die Bank einen erheblichen Beitrag zur Sanierung leiste, hieß es in einem Bericht der "Rheinischen Post" (Montag). Je 1000 Stellen sollten im In- und Ausland abgebaut werden, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Eigentümerkreise. Nordrhein-Westfalens Finanzminister Helmut Linssen (CDU) hatte bereits im Dezember einen Stellenabbau bei der Bank angedeutet.

Streit um die Lastenverteilung

Über die Lastenverteilung bei der Kapitalerhöhung dürfte es großen Gesprächsbedarf gegeben haben. Aus den Reihen der Sparkassen war bereits darauf verwiesen worden, dass sie in den vergangenen Jahren die Hauptlast des Kapitalbedarfs der einst größten deutschen Landesbank getragen haben. Im Landeshaushalt 2008 von Nordrhein-Westfalen sind keine Gelder für eine Kapitalerhöhung reserviert. Deshalb könnte ein Nachtragshaushalt erforderlich werden. Eine andere mögliche Variante wäre, private Investoren für eine Beteiligung an der WestLB zu gewinnen. Gegen einen solchen Schritt hatten sich die Sparkassenverbände in der Vergangenheit gesträubt.

Größter Einzelaktionär der WestLB AG ist das Land Nordrhein-Westfalen mit einem Anteil von direkt und indirekt rund 38 Prozent. Die Aktienmehrheit halten zusammengenommen die Sparkassenverbände Rheinland und Westfalen. Zudem sind kommunale Landschaftsverbände an der WestLB beteiligt. Die WestLB soll unabhängig von einer möglichen Fusion mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) neu aufgestellt werden.

DPA
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