Die HVB füllt mit der Übertragung ihrer Osteuropageschäfte an den Mutterkonzern UniCredit ihre Kassen mit Milliardengewinnen. Die Münchener Großbank soll die Mittel für ihre Expansion insbesondere auf dem heimischen Markt nutzen.
Stärkung der ertragsschwachen HVB
Insgesamt erhalte die HVB von UniCredit für den 77,5-Prozent-Anteil an der Tochter Bank Austria, in der große Teile des Osteuropa-Geschäfts gebündelt sind, sowie für einige andere Beteiligungen rund 13,6 Milliarden Euro, teilten die Banken mit. Der Aufsichtsrat der HVB und der Verwaltungsrat (Board) von UniCredit hätten der Transaktion zugestimmt. Durch den Mittelzufluss wird die Kapitalbasis der lange ertragsschwachen HVB massiv gestärkt. "Das soll der Bank ermöglichen, sich durch organisches Wachstum beziehungsweise über Akquisitionen im Rahmen des strategischen Wachstumsplans der Gruppe zu entwickeln", hieß es.
Im Einzelnen gibt die HVB die Bank Austria an UniCredit ab, die 70-Prozent-Beteiligung an der International Moscow Bank und eine Beteiligung in Lettland gehen wiederum an die österreichische Bank. Der Buchgewinn aus den Transaktionen betrage knapp 6,5 Milliarden Euro. Durch den Kapitalzufluss soll auch das Investmentbanking der HVB gestärkt werden, in dem das Investmentbank-Geschäft der UniCredit-Gruppe gebündelt wird. Das Investmentbanking und die Sparte Österreich und Zentral/Osteuropa waren bislang die größten Gewinnbringer der HVB, während das Inlandsgeschäft noch als ertragsschwach gilt.
"Die Bank soll mit dem Geld primär neue Aktivitäten in Deutschland suchen"
In Finanzkreisen hieß es, das Kapital aus der Transaktion bleibe auf jeden Fall bei der HVB. "Die Bank soll mit dem Geld primär neue Aktivitäten in Deutschland suchen, aber auch die Fühler in die Benelux-Staaten und nach Skandinavien ausstrecken", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Bis auf Spezialaktivitäten in Norwegen und dem Kapitalmarktgeschäft in Luxemburg ist die HVB in diesen Ländern nicht präsent.
Mit den zusätzlichen Mitteln könnte die HVB unter Umständen auch Zukäufe in größerem Stil schultern. "Das Geld schreit danach, sinnvoll angelegt zu werden, sonst sinkt die Kapitalrendite", sagte ein Manager. UniCredit-Chef Alessandro Profumo hat schon angedeutet, an der 2007 für gut vier Milliarden Euro zum Verkauf stehenden Landesbank Berlin samt ihrer Sparkasse interessiert zu sein.
In Finanzkreisen hieß es, im Deutschland-Geschäft dürfte es immer wieder Gelegenheiten für Zukäufe geben. Die HVB solle aber auch Vehikel für UniCredit für eine Expansion in Skandinavien und den Beneluxländern werden, hieß es. Zudem sei geplant, die Kapitalstruktur der HVB zu verbessern und Hybridkapital abzulösen, wodurch die Finanzierungskosten sinken. Im Rahmen der Transaktion wurde auch vereinbart, dass eine Aufteilung der HVB in rechtlich eigenständige Einheiten - also etwa eine rechtliche Verselbständigung des Investmentbank-Geschäfts - bis 2010 nur mit vier Fünfteln der Stimmen des HVB-Aufsichtsrats und damit nur mit Zustimmung von Arbeitnehmervertretern möglich ist.
An der Börse wirkte sich der Kapitaltransfer kaum aus. Die UniCredit-Aktie gab an der Mailänder Börse leicht um 0,2 Prozent auf 6,24 Euro nach, während der Kurs der HVB-Aktie ähnlich wie der Gesamtmarkt um ein Prozent auf 33,83 Euro zulegte.