Auch in einem Picknick-Besteckset für zehn Euro kann einiges an kreativer Eigenleistung stecken. Der hessische Hersteller Koziol war jedenfalls überhaupt nicht begeistert, als er feststellte, dass sein von einem amerikanischen Designer entworfenes Stecksystem am anderen Ende der Welt schamlos kopiert wurde. Beim Plagiarius-Award 2022 wurde das Plagiat des Mehrweg-Bestecks nun mit dem Hauptpreis ausgezeichnet.
Schon zum 46. Mal macht der Verein Aktion Plagiarius mit der Verleihung seiner Negativpreise auf Kopien, Fälschungen und Plagiate von Original-Produkten aufmerksam. Ziel sei es "die fragwürdigen – und teils kriminellen – Geschäftsmethoden von Produkt- und Markenpiraten ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, und Industrie, Politik und Verbraucher für die Problematik zu sensibilisieren", erklärt der Verein. Über die Vergabe der Schmähpreise entschied in diesem Jahr eine fünfköpfige Jury aus Unternehmensvertretern und Journalisten, darunter unter anderem je ein Vertreter des Haushaltsgeräteherstellers Miele und der für Kindersitze bekannten Firma Britax Römer.
Auch eCommerce-Plattformen am Pranger
"Produkt- und Markenpiraterie ist ein lukratives Milliardengeschäft", klagt die Aktion Plagiarius. Durch die Pandemie sei das Problem zusätzlich befeuert worden. Denn gefälschte Produkte würden zunehmend über eCommerce-Plattformen, soziale Medien und Instant-Messaging-Dienste beworben und vertrieben, wie Daten von Europol zeigten.
Am Pranger stehen daher nicht nur die Hersteller der Billig-Plagiate, die oft in China sitzen, sondern auch diejenigen, die die Produkte über ihre Plattformen verkaufen. Aliki Busse, Fachanwältin für gewerbliche Schutzrechte und 2. Vorsitzende des Vereins Aktion Plagiarius fordert: "Um Wirtschaft und Verbraucher vor gefährlichen Fälschungen besser zu schützen, müssen die Betreiber von eCommerce-Plattformen zukünftig stärker in die Verantwortung genommen werden."
Alle in diesem Jahr "ausgezeichneten" Produkte zeigt unsere Fotostrecke.