Die Verbraucher in Deutschland müssen sich auf einen Anstieg der Butterpreise um bis zu 30 Prozent gefasst machen. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte der Geschäftsführer des Milchindustrie-Verbands (MIV), Michael Brandl, die Wettbewerber würden dem Discounter Aldi folgen und bei der Preiserhöhung mitziehen. Ähnlich äußerte sich der Sprecher des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr. Die Edeka-Gruppe als Marktführer im deutschen Lebensmitteleinzelhandel bestätigte die Angaben ebenso wie die Lebensmittel-Unternehmen Rewe und Penny.
Edeka-Sprecher Gernot Kasel sagte der Zeitung: "Ein Paket Butter unserer Eigenmarke Gut & Günstig wird künftig 85 statt 65 Cent kosten." Brandl sagte, die Mehreinnahmen würden "eins zu eins" an die Bauern weitergegeben. "Das ist ein Indikator für die allmähliche Entlastung auf dem Milchsektor", sagte der MIV-Geschäftsführer vor dem am Freitag stattfindenden Milchgipfel im Bundeskanzleramt. Gründe für die Entwicklung sind laut HDE und MIV eine gestiegene Nachfrage sowie ein knapperes Angebot von Milchprodukten. Branchenexperten rechnen damit, dass in Kürze weitere Milchprodukte wie Frischmilch, Joghurt und Quark teurer werden.
Die Milchbauern in Europa kämpfen seit Monaten um höhere Preise für Milchprodukte. Sie erhielten zuletzt rund 20 Cent pro Liter Milch - notwendig für das Überleben ihrer Höfe wären nach Angaben des Milchbauernverbands (BDM) etwa 40 Cent. Im Oktober müssen Supermärkte und Molkereien ihre Lieferverträge nun neu aushandeln. Davon ist auch der Preis abhängig, den die Molkereien den Bauern zahlen.
Vor dem Milchgipfel bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verschärft sich der Streit unter den Milchbauern. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner kritisierte die Forderungen des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. "Wir sind gegen Planwirtschaft und nationale Alleingänge", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Der Chef des Milchviehhalter-Verbands, Romuald Schaber, drohte erneut mit einer Ausweitung von Protesten, falls auf EU-Ebene nicht die Weichen für höhere Milchpreise gestellt werden.