Tarifkonflikt Trotz Verhandlungen: Metaller streiken weiter

Ungeachtet der für heute angesetzten Fortsetzung der Tarifverhandlungen gehen die Streiks der IG-Metall weiter. Unterdessen trifft sich Kanzler Schröder mit den Gewerkschaftsspitzen.

Erstmals seit vier Wochen Streik soll im Streit um die Einführung der 35-Stunden-Woche in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie wieder verhandelt werden. Ungeachtet der neuen Tarifverhandlungen gingen die Streiks der IG- Metall weiter. In Sachsen und Brandenburg wurden erneut rund 7700 Metaller aus acht Betrieben zum Arbeitskampf aufgerufen.

Entscheidende Runde am Nachmittag

Zur vermutlich entscheidenden Runde kommen Gewerkschaft und ostdeutsche Arbeitgeberverbände am Nachmittag in Berlin zusammen. Das Sondierungsgespräch zwischen IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser hatte am Donnerstag zu keiner Annäherung geführt.

Die Gewerkschaft will für die Ost-Metaller einen Stufenplan zur Verkürzung der Wochenarbeitszeit von derzeit 38 Stunden auf West-Niveau bis 2009 durchsetzen. Der Verhandlungsführer der regionalen Arbeitgeberverbände, Roland Fischer, lehnte dies strikt ab. Die Verhandlungen waren seit dem 12. Mai unterbrochen. Die Kritik am Arbeitskampf wies die Gewerkschaftsführung vehement zurück.

Bei VW stehen die Bänder still

Als Folge der Streiks stehen heute erstmals seit fast 20 Jahren bei VW in Wolfsburg die Bänder wegen eines Arbeitskampfes still. Mehr als 10.000 Beschäftigte müssen zu Hause bleiben, weil in den ostdeutschen Werken Chemnitz und Zwickau Teile für die Fertigung fehlen. Nach Angaben von VW beträgt der Produktionsausfall insgesamt 20.000 Fahrzeuge der Typen Lupo und Golf.

Als Zeichen der Bereitschaft zur Lösung des Tarifstreits waren die Proteste beim BMW-Zulieferbetrieb ZF in Brandenburg/Havel am Donnerstag vorübergehend ausgesetzt worden. Wegen des Arbeitskampfes bei ZF hatte bei BMW in München und Regensburg am Montag die Produktion der 3er-Serie gestoppt werden müssen. In der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie sind 310.000 Menschen beschäftigt.

Kanzler Schröder trifft Gewerkschaftsspitzen

Der designierte Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Peters, hat vor dem Treffen der Gewerkschaftsspitzen mit dem Bundeskanzler heute die SPD vor Wahlniederlagen gewarnt, sollte sie wirklich die Politik von Gerhard Schröder fortsetzen. Es komme darauf an, Politik zu machen, für die man auch gewählt werde, sagte Peters der "Leipziger Volkszeitung". "Der Parteitag hat dem Kanzler grünes Licht gegeben. Da ist es nicht von Bedeutung, wie viel Leute die Faust in der Tasche hatten." An der Basis werde an vielen Orten ganz anders gedacht.

Peters widersprach zugleich dem Eindruck, mit ihm könnte die IG Metall zu einer Art politischer außerparlamentarischer Opposition werden. "Wir werden versuchen, unseren Einfluss in allen politischen Parteien selbstverständlich gleichermaßen zu verstärken, weil wir Bündnispartner brauchen in den sozial- und gesellschaftspolitischen Fragen", sagte er.

DPA