Tarifkonflikt Verdi-Warnstreiks setzen Frankfurts Pendlern zu

Gestern Baden-Württemberg und NRW, heute Hessen: Verdi hat bei seinen Warnstreiks im Öffentlichen Dienst den Schwerpunkt verlagert und dafür gesorgt, dass Tausende zu spät zur Arbeit in Frankfurt kamen. Am Wochende wird es ruhiger an der Streikfront. Die Ruhe vor dem großen Sturm.

Tausende Pendler sind am Freitag wieder von den Warnstreiks im Öffentlichen Dienst betroffen gewesen. Ein Schwerpunkt am dritten Tag der Protestaktionen war Frankfurt am Main. Dort fuhren weder U- noch Straßenbahnen. In Saarbrücken traten die Mitarbeiter der Müllabfuhr und der Straßenreinigung in den Ausstand. Auch in mehreren Städten in Sachsen-Anhalt und Sachsen gab es Aktionen. Die Gewerkschaften fordern ein Plus von insgesamt fünf Prozent. Die Arbeitgeber halten das für zu viel. Die Tarifverhandlungen waren am Montag ergebnislos geblieben und auf kommenden Mittwoch vertagt worden. Bis dahin sollen die Warnstreiks laufen.

Nach Angaben eines Verdi-Sprechers in Berlin müssen die Bürger an diesem Wochenende aber nicht mit großen Beeinträchtigungen rechnen. Am Montag gebe es dagegen voraussichtlich Aktionen in Brandenburg, Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpomern. Am Dienstag will die Gewerkschaft die Warnstreiks deutlich reduzieren. Am Mittwoch gehen die Tarifgespräche in Potsdam weiter. Verdi-Chef Frank Bsirske und der Präsident der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA), Thomas Böhle, hatten zuletzt ihren Einigungswillen bekräftigt. Allerdings verweisen die Kommunen auf die leeren öffentlichen Kassen.

Führende Vertreter von Kommunen sind verärgert. Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil (SPD) sagte der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung", er habe kein Verständnis für das Vorgehen von Verdi. Schon die Forderung der Gewerkschaft liege "völlig quer zur Situation der Kommunen, die alle miteinander vor einem großen Scherbenhaufen stehen". Er halte es für falsch, so eine Forderung zu stellen und für eine solche Forderung große Teil der Bevölkerung in Mitleidenschaft zu ziehen.

Bsirske bietet Kommunen Schulterschluss gegen Berlin an

Verdi-Chef Bsirske bot den Kommunen einen Schulterschluss gegen die Politik der Koalition in Berlin an. "Es gibt kein Verständnis dafür, dass die Bundesregierung Parteispendern aus dem Hotelgewerbe Milliardengeschenke macht", sagte Bsirske am Freitag vor rund 2000 streikenden Beschäftigten in Kassel. "In der Summe wurden gerade vier Milliarden Euro durchgereicht", sagte Bsirske mit Blick auf die Steuersenkungen für das Hotelgewerbe. Das sei in etwa die Summe, mit der für zwei Millionen Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst die geforderten fünf Prozent mehr Gehalt zu finanzieren seien.

Von den Warnstreiks am Freitag in Frankfurt waren nach Angaben der Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft traffiq tausende Pendler betroffen. Sprecher Klaus Linek sagte am Morgen der Deutschen Presse-Agentur: "Die U-Bahn ist mit das Rückgrat des städtischen Nahverkehrs - das wird sich auswirken." Außerdem würden 16 von 49 Buslinien der Stadt nicht fahren. Die Warnstreiks sollten bis Mitternacht dauern.

Am Donnerstag hatten sich nach Angaben von Verdi etwa 52.000 Beschäftigte von Bund und Kommunen an Aktionen der Gewerkschaften beteiligt. Schwerpunkte waren an dem Tag Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.

DPA
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