Vermutlich war Tui-Vorstandschef Michael Frenzel am Wochenende im Umland von Hannover wieder joggen, zusammen mit seinem Hund. Steht der Vorstandsvorsitzende des weltgrößten Reisekonzerns vor wichtigen Entscheidungen oder spannenden Terminen, macht er das häufiger, um den Kopf frei zu bekommen. Die bevorstehende Woche wird für die Tui spannend: Am Montag will die Deutschland-Tochter für ihren Heimatmarkt mit "Discount Travel" eine neue Billig-Marke präsentieren. Am Mittwoch erwartet die Finanz- und Fachwelt von Frenzel auf der Bilanzpressekonferenz endlich den Ausblick auf das Jahr 2003, den er noch schuldig geblieben ist.
Bisher lief Geschäft eher schleppend
Bislang lief das Geschäft in diesem Jahr für den Reisekonzern alles andere als gut. Kaum einer wollte Anfang des Jahres in den wichtigsten Ländern Deutschland und Großbritannien angesichts flauer Konjunktur und der Irak-Krise in Reisebüros einen Urlaub aus dem Hause der Tui buchen. Anfang März lag der Konzern beim gebuchten Umsatz um mehr als sechs Prozent hinter dem Wert des Jahres 2002 zurück, in Deutschland sogar für die wichtige Sommersaison 12 Prozent. Und schon die Zahlen von 2002 waren schlecht - auf Grund der Terroranschläge in den USA am 11. September 2001.
'Sparen, sparen, sparen'
Frenzel sah sich gezwungen, seinen Konzern noch mehr auf das Motto "sparen, sparen, sparen" zu trimmen. Sein "Tui-Optimierungs-Programm" - kurz TOP - soll bis Ende 2004 mehr als 360 Millionen Euro bringen, mehr als 260 Millionen allein in diesem Jahr. Vermutlich wird zumindest in Deutschland selbst zum Mittel der betriebsbedingten Kündigungen gegriffen.
Hoonung auf Buchungs-Rückstau
Nach dem Ende des Irak-Kriegs, so heißt es in der Zentrale, hofft der ganze Konzern nun darauf, dass sich der Buchungsrückstau, der sich nach Ansicht von Experten gebildet hatte, endlich auflöst und die Kunden geradezu in die Reisebüros strömen. Denn eines hatte sich in der Krise der Reisebranche gezeigt: Die so genannten integrierten Konzerne, die vom Reisebüro, über das Flugzeug bis hin zum Hotel, überall engagiert sind, verdienen in rosigen Zeiten zwar überall, in der Flaute aber lauern an jeder Ecke Risiken.
'Aldisierung' der reisebranche
Und diese Risiken werden angesichts der so genannten Aldisierung der Reisebranche, also dem Hunger nach Schnäppchen und kurzfristigem Reisen, nicht geringer. Um diesem Trend zu begegnen und mit den Schnäppchen-Jägern die eigenen Kapazitäten vor allem im Flug und in den Hotels auszulasten, soll nun die Marke "Discount Travel" an den Start gehen. Sehr preisaggressiv soll die neue "Abverkaufsmarke" am Markt auftreten, heißt es in Branchenkreisen. Den Kunden soll in dem für zwei Monate geltenden Katalog versprochen werden, dass die Preise die niedrigsten am Markt sind.
Eigentlich eine eigene Restplatzbörse
Das Prinzip bei Discount Travel scheint einfach: Es werden Preise geboten, bei denen die Tui kaum noch etwas verdienen kann. Aber so sind zumindest die Kosten für die Flüge in die Urlaubregionen rund ums Mittelmeer gedeckt. Die Billigmarke hält also der großen und margenstärkeren Marke Tui den Rücken frei, damit das Geld auch wirklich verdient wird. Denn nichts schmerzt die Touristiker mehr, als ein freier Sitz im eigenen Ferienflieger.