Übernahme Fiat plant Autogiganten mit Opel

Fiat auf Einkaufstour: Am Donnerstag hatte das Unternehmen eine Allianz mit Chrysler perfekt gemacht. Heute will Firmenchef Sergio Marchionne der Bundesregierung in Berlin den Einstieg der Italiener bei Opel schmackhaft machen. Ziel der Italiener ist der Aufstieg zum zweitgrößten Autokonzern der Welt.

Der italienische Konzern Fiat will offenbar seine Autosparte ausgliedern und mit Chrysler und dem Europageschäft von General Motors fusionieren. Nach einem Treffen des Verwaltungsrates am Sonntagabend hieß es in einer Erklärung, Fiat Group Automobiles könnte ausgegliedert und mit GM Europe und den Chrysler-Anteilen verschmolzen werden. Anschließend wäre auch ein Börsengang des neuen Auto-Unternehmens denkbar, das auf einen Jahresumsatz von 80 Milliarden Euro kommen dürfte.

Opel wurde in der Mitteilung nicht erwähnt. Fiat-Chef Sergio Marchionne sagte jedoch der "Financial Times", das Ziel sei die Schaffung einer neuen Aktiengesellschaft mit dem Namen "Fiat/Opel". Der Konzern solle sechs bis sieben Millionen Autos jährlich herstellen und zur weltweiten Nummer zwei hinter dem japanischen Autobauer Toyota Motor aufsteigen. "Aus technischer und industrieller Sicht ist das eine im Himmel geschlossene Hochzeit", so Marchionne.

Um trotz hoher Entwicklungskosten profitabel arbeiten zu können, müssten Marchionne zufolge auf jeder Plattform mindestens eine Million Autos pro Jahr gebaut werden. Opel, Vauxhall und Saab nutzen bereits gemeinsame Komponenten. Durch einen Austausch mit Fiat und Chrysler würde der Vorteil vergrößert. Bis Ende Mai, so der Plan Marchionnes, soll die Fusion beschlossen werden. Der bisherige Opel-Mutterkonzern GM würde Minderheitseigner des neuen Unternehmens. Der 30-Prozent-Anteil der Fiat-Gründerfamilie Agnelli würde verwässert.

Die deutsche GM-Tochter Opel ist für 80 Prozent des Umsatzes von General Motors Europe verantwortlich. Fiat hatte am Donnerstag eine Allianz mit dem US-Konzern Chrysler besiegelt, der am selben Tag Gläubigerschutz beantragte.

Am Montag trifft sich Marchionne in Berlin mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), um über einen Einstieg bei Opel zu sprechen. Guttenberg hat vor dem Treffen allerdings Bedingungen gestellt und ein belastbares Konzept eingefordert, das eine langfristige Sicherung des Unternehmens und der Arbeitsplätze verspricht. Medienberichten zufolge will Fiat den Erhalt aller deutschen Werke zusichern, allerdings nicht in der bisherigen Größe. Opel-Betriebsrat und IG Metall sind seit längerem gegen ein Zusammengehen mit den Italienern und halten eine Allianz mit dem Autozulieferer Magna für sinnvoller.

Steinmeier hat nach "Spiegel"- Informationen einen 14-Punkte-Katalog mit Kriterien für einen Investor bei Opel aufgestellt. Neben dem Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze gehe es da auch um die Sicherheit möglicher Staatsbürgschaften, mögliche Synergien und die Vermittelbarkeit der Lösung bei der Belegschaft und den Händlern. Der SPD-Kanzlerkandidat wird am Montag auch zu einem Besuch im Opel-Werk in Eisenach erwartet.

Guttenberg sagte dazu der "Thüringer Allgemeinen": "Ich kann aber nur davor warnen, mit dem Thema Opel Wahlkampf zu machen." Gleichzeitig warf er Steinmeier "marginale Detailkenntnis" und "unreflektierte Vorfestlegungen für oder gegen einen möglichen Investor" vor. Dies schwäche die Position von Opel.

Gewerkschafter und Opel-Aufsichtsrat Armin Schild sieht einen wachsenden Zeitdruck für eine Opel-Lösung. Er geht davon aus, dass die Opel-Mutter General Motors bis Mitte Mai Insolvenz anmelden wird. Spätestens dann müssten Verträge zwischen GM und Opel vorliegen, die den Zugriff auf Technologien sowie die künftigen gemeinsamen Aktivitäten von GM und Opel regelten, sagte der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter dem Berliner "Tagesspiegel".

DPA · Reuters
mad/Reuters/DPA