VW-Affäre Gewerkschaftler auf Vergnügungsreise

In der VW-Affäre um Schmiergelder und Lustreisen auf Kosten des Unternehmens gibt es neue Anschuldigungen. Jetzt soll ein Gewerkschaftsfunktionär eine Vergnügungsreise nach Brasilien gemacht haben.

Nach Medienberichten soll der ehemalige Spitzenfunktionär der IG Metall und frühere VW-Aufsichtsrat Albert Schunk an einer Vergnügungs-Reise nach Brasilien 1998 teilgenommen haben. Dies gehe aus den Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft Braunschweig hervor, berichtete "Die Welt". Das Nachrichtenmagazin "Focus" schrieb, Schunk habe möglicherweise in Zusammenhang mit der Brasilien-Reise Begünstigungen von VW erhalten. Schunk wies die Vorwürfe zurück und erklärte, er werde juristisch gegen die "Unterstellungen" vorgehen.

IG-Metall: "Falsche Andeutungen"

In einer vom IG-Metall-Vorstand verbreiteten Stellungnahme räumte Schunk ein, er sei im Januar 1998 für etwa drei Tage im Auftrag der Gewerkschaft nach Sao Paulo geflogen. Er habe den damaligen Vorsitzenden des VW-Gesamtbetriebsrates, Klaus Volkert, bei Verhandlungen über einen bevorstehenden Personalabbau in Brasilien unterstützen sollen. Die IG Metall sei für seine Reisekosten aufgekommen, lediglich die Hotelkosten seien von VW übernommen worden. In den Medienberichten würden "Vermutungen geäußert, Zusammenhänge konstruiert und Andeutungen gemacht, die falsch sind".

Volkert, der einer der Beschuldigten in der VW-Affäre ist, wurde angeblich bereits ein zweites Mal vernommen. Die Staatsanwaltschaft befragte ihn in der vergangenen Woche mehrere Stunden lang. Volkert war 2005 schon einmal vernommen worden.

Etwaige Straftat Schunks wohl schon verjährt

Der "Braunschweiger Zeitung" sagte Volkert, "ich versuche mein Alltagsleben zu leben. Aber das ist nicht einfach". Er wolle aber nicht "jammern". Volkert sagte: "Ich weiß, ich habe Mist gebaut. Dafür muss ich geradestehen. Ich ärgere mich schwarz über mich." Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" (Montag) schrieb, es gebe neue Vorwürfe gegen Volkert. Er habe dazu beigetragen, dass die kleine brasilianische Firma Aquanàlise einen Auftrag von Volkswagen do Brasil erhalten hatte. Die Revision habe später festgestellt, dass die Firma zeitweise teurer war als die Konkurrenz. VW machte dazu keine Angaben. Der Anwalt von Volkert war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Zu den Berichten über eine Verwicklung des langjährigen IG Metall-Funktionärs Schunk in die VW-Affäre sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Klaus Ziehe, wenn die Reise im Jahr 1998 gewesen sei, wäre eine Straftat wie etwa Beihilfe zur Untreue schon verjährt. Damit sei eine Strafverfolgung kaum mehr möglich. Zum Inhalt von Ermittlungsakten nahm die Staatsanwaltschaft keine Stellung. Schunk sei kein Beschuldigter, sagte Ziehe.

Ein Drittel der Spesen war für Prostituierte

Nach dem Bericht der "Welt" werden in Rechnungen und Dokumenten für die Brasilien-Reise umgerechnet rund 74.000 Euro geltend gemacht, rund ein Drittel davon für Prostituierte. Schunk war bis 2002 Mitglied des VW-Aufsichtsrates und war in der IG Metall für den Vorstandsbereich Internationale Beziehungen verantwortlich. Ein VW-Sprecher sagte am Wochenende zu den Medienberichten über Schunk, "uns ist ein solcher Vorgang nicht bekannt, wir hatten noch keinen umfassenden Einblick in die Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft."

In der VW-Affäre, die im Sommer 2005 ins Rollen kam, ermittelt die Justiz gegen zwölf Beschuldigte. Ein Netz von Tarnfirmen war aufgeflogen. Mit deren Hilfe soll der frühere Personalchef der tschechischen VW-Tochter Skoda, Helmuth Schuster, Geld auf eigene Konten umgeleitet haben.

mit DPA

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