"Bleibt es beim Einzelfall, sehe ich keine grundsätzliche Vertrauenskrise", sagte der Cehf des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft Mangold der "Welt am Sonntag". Der Fall des führenden russischen Ölkonzerns Yukos sei nicht zu generalisieren. "Er stellt keine Trendwende bei der Privatisierungspolitik der Regierung dar und ist auch keine Trendwende im bisherigen Umgang mit Auslandsinvestitionen", betonte Mangold.
Vorgehen der Behörden kritisiert
Zugleich kritisierte Mangold das Vorgehen der russischen Behörden gegen den inzwischen zurückgetretenen Yukos-Chef Michail Chodorkowski, der unter dem Vorwurf der Steuerhinterziehung und des Betrugs verhaftet wurde. "Herrn Chodorkowski so zu behandeln, ist sicherlich falsch." Man könne bei den meisten älteren Privatisierungen in Russland Fehler finden. Deshalb müsse es eine Art Amnestie geben. "Sonst wird das gesamte Wirtschaftssystem unstabil."
Mangold erwartet "auch einen kurzfristigen Moment des Abwartens von den Unternehmen". Sie würden erst einmal schauen, ob sich so etwas wie mit Yukos wiederholt. "Bei weiteren Fällen würde ich die Grundsatzfrage stellen, ob sich deutsche Unternehmen noch in dem bisherigen Ausmaß engagieren werden." Mangold ist auch Chef der DaimlerChrysler Services AG.
Kapital fließt ab
Die russische Zentralbank rechnet unterdessen damit, dass in diesem Jahr Kapital in Höhe von 8,6 Milliarden Dollar aus Russland abfließen werde. Im ersten Halbjahr waren noch Investitionen von 4,6 Milliarden Dollar nach Russland gekommen, sagte Vize-Zentralbankchef Oleg Wjugin der "Financial Times" vom Samstag. Einen Zusammenhang mit der Yukos-Affäre herzustellen, sei allerdings nicht möglich, räumte Wjugin ein.