Weltbank Reiche Länder sollen fair sein

Nächste Woche beginnt die Welthandelskonferenz in Mexico. Dort sollen die reichen Länder den Entwicklungsländern eine faire Chance geben und Zölle und Subventionen abbauen, fordert die Weltbank.

Die Weltbank hat die reichen Länder gemahnt, bei der Handelsrunde nächste Woche in Cancun (Mexiko) faire Ergebnisse für die Entwicklungsländer zu verabschieden. Damit könnten bis zum Jahr 2015 bis zu 144 Millionen Menschen aus der Armut geholt werden, schrieb die Weltbank in ihrem Bericht 'Weltwirtschaftsaussichten 2004', der am Mittwoch in Washington veröffentlicht wurde.

Darin nimmt die Weltbank für dieses Jahr ein globales Wachstum von zwei Prozent an. Ein stärkerer Aufschwung sei durch den Irak-Krieg, transatlantische Spannungen und die Lungenkrankheit Sars im Keim erstickt worden. Im nächsten Jahr erwartet die Bank weltweit drei Prozent Wachstum. Für die Euro-Zone rechnet sie in diesem Jahr mit 0,7 und im nächsten mit 1,7 Prozent Wachstum. Der Internationale Währungsfonds (IWF) veröffentlicht seinen viel beachteten Weltwirtschaftsausblick zwei Wochen nach der Weltbank Mitte September.

Weg mit Agrarsubventionen, Antidumpingzöllen und Sonderquoten

Der Abbau von Zöllen und Subventionen würde der Weltbankstudie zufolge weltweit einen zusätzlichen Warenumsatz von zwischen 290 und 520 Milliarden Dollar bringen. Dies setze voraus, dass die reichen Länder ihre Zölle auf Agrarprodukte um zehn Prozent und die Entwicklungsländer um 15 Prozent senken. In der verarbeitenden Industrie sollten die reichen Länder die Zölle um fünf Prozent senken, die Entwicklungsländer um zehn Prozent, forderte die Weltbank. Gleichzeitig müssten alle Länder ihre Agrarsubventionen abbauen sowie Antidumpingzölle und Sonderquoten abschaffen. Damit würden nach den Berechnungen der Weltbank in zwölf Jahren 144 Millionen Menschen weniger mit unter zwei Dollar am Tag auskommen müssen.

Unsinniger politischer Weg

Vor dem Ministertreffen der Welthandelsorganisation (WTO) in Cancun nimmt die Weltbank vor allem die reichen Mitgliedsländer in die Pflicht. "Es macht keinen Sinn, wenn die reichen Länder die Entwicklungsländer zu einer Wachstumspolitik drängen und dann eine Handelspolitik betreiben, die die Wachstumsaussichten für genau diese Länder einschränkt", sagte der Chefökonom der Weltbank, Nicholas Stern.

Die Weltbank kritisiert unter anderem die Agrarsubventionen der Europäischen Union, die im Jahr rund 100 Milliarden Dollar kosteten und die Weltmarktpreise für Zucker, Milchprodukte und Weizen drückten. Amerikanische Subventionen für Baumwolle lägen mit drei Milliarden Dollar im Jahr drei Mal so hoch wie die US-Entwicklungshilfe für Afrika. Japan unterstütze seine Reisbauern mit Hilfen, die 700 Prozent der Produktionskosten ausmachten. Andere asiatische Reisbauern hätten das Nachsehen.

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