Unter Superreichen beginnt jetzt wohl das große Zittern: Wer wird übernächstes Jahr als erstes mit dem neuen Bugatti Tourbillon bedacht? Falls einen das Glück einer Zuteilung ereilt, braucht es nur noch ein prall gefülltes Portemonnaie: 3,8 Millionen Euro kostet ein Tourbillon – vor Steuern. Schlüge man in Deutschland zu, wären also etwas über 4,5 Millionen Euro fällig. Autsch.
Dafür bekommt man allerdings den bisher stärksten Bugatti, den die Molsheimer Manufaktur seit Beginn der VW-Ära auf die Reifen gestellt hat. Das Staunen beginnt schon bei einem Blick auf die Fahrdaten: Der V16, ein Motor, der wohl aus Gründen der Vernunft nicht mehr oft gebaut werden dürfte, arbeitet im Tourbillon mit drei Elektromotoren zusammen. Das dient aber sicherlich nicht der Sparsamkeit, sondern hat großen Einfluss auf die Leistung: Insgesamt leistet der Wagen 1800 PS. 1000 stammen dabei vom Verbrenner, den Rest steuert der elektrische Antrieb bei. Und das, so Bugatti, ganz ohne Turbolader. Während die Vorgänger ihre Kraft aus vier Turboladern schöpften, atmet der Tourbillon ganz natürlich.
Zwei Sekunden auf 100, rein elektrisches Fahren möglich
Zusammen mit einem Gewicht knapp unter zwei Tonnen bedeutet das vor allem unglaubliche Fahrleistungen. Von 0 auf 100 geht es laut Hersteller in zwei Sekunden, mit genügend Anlauf bringt es der Tourbillon auf 445 km/h. Wer den Supersportwagen nicht zu Höchstleistungen treibt, soll mit der 25-Kilowattstunden-Batterie sogar eine ganze Weile rein elektrisch fahren können – Bugatti verspricht "mehr als 60 Kilometer".
So modern das alles klingt, so wichtig war Bugatti der Fokus auf Zeitlosigkeit. "Bei einem Auto, das in diesem und in den kommenden Jahrhunderten an Concours-Treffen teilnehmen wird, kann die Technik leicht veralten". heißt es. Deshalb finden sich im Tourbillon auf den ersten Blick vor allem keine großen Bildschirme. Das große Kombiinstrument am Lenkrad, dass sich übrigens nicht mitdreht, wenn man lenkt, ist vollständig analog. Es wurde laut Hersteller mit Schweizer Uhrmachern entworfen und besteht aus über 600 Teilen.
Daher übrigens auch der merkwürdig anmutende Name: Tourbillon (französisch für "Wirbelwind"). Das ist die Bezeichnung für eine beliebte – und sehr teure – Komplikation mechanischer Uhrwerke, die es ermöglicht, Auswirkungen der Schwerkraft auszugleichen und damit die Ganggenauigkeit zu verbessern. Ein Tourbillon gilt seit über 200 Jahren als "Höhepunkt der Uhrmacherkunst" und ist in der Regel nur in den teuersten Modellen der verschiedenen Manufakturen zu finden. Bugatti gibt an, dass man das "Gefühl der mechanischen Zeitlosigkeit", die ein Tourbillon in einer Uhr ausstrahlt, auf das neue Modell übertragen wollte – und deshalb diese Modellbezeichnung wählte.
Bugatti bietet "zeitloses Design", verbaut trotzdem moderne Technik
Der Verzicht auf neuzeitliche Elemente ist natürlich nur gespielt – denn sowohl der elektrische Antrieb als auch ein Bildschirm sprechen eine andere Sprache. Doch Bugatti versteckt zumindest letzteren gekonnt: Nur auf Knopfdruck fährt ein Display aus der ansonsten rein analog gehaltenen Mittelkonsole aus und erlaubt den Zugriff auf Fahrzeugfunktionen und die obligatorische Anbindung eines Smartphones.
Der Innenraum hält überdies weitere Besonderheiten bereit: Die Sitze lassen sich nicht verstellen. Stattdessen können Fahrer die Pedale und das Lenkrad an die Sitzposition anpassen. Lautsprecher sucht man ebenso vergeblich, die Musik, sollte man sie neben dem V16-Konzert hören wollen, kommt aus Tür- und Cockpitverkleidungen, die als Resonanzflächen dienen.
Quelle: Bugatti