Mit einem Rolls-Royce zu fahren, ist merkwürdig. Es ist eine Mischung aus Ehrfurcht, Erhabenheit und nackter Angst. Zumindest bei einer Probefahrt. Denn wer mit dem 5,4 Meter Ungetüm anstößt, sieht die Geldscheine vor dem geistigen Auge nur so davonflattern.
Trotzdem ist der Rolls-Royce Spectre unglaublich einfach zu fahren. Denn der Luxus-Stromer setzt nicht nur auf Allrad und Power satt, sondern auch auf Fahrassistenten aller Art und genügend Kameras, um auch den kleinsten Bordstein beim Rangieren frühzeitig zu bemerken.

Während einer etwa 140 Kilometer langen Probefahrt entlang des Tegernsee-Ufers und durch österreichisches Gebirge, fühlte es sich stets sicher und gleichzeitig unglaublich bequem an. Kein Wunder: Der Testwagen, auf dem Papier für etwa 550.000 Euro zu haben, bot auf Knopfdruck gleich acht unterschiedliche Massage-Programme an und schloss die Außenwelt mit dem Bespoke-Soundsystem und dem fachmännisch gedämmten Innenraum restlos aus.
Man sieht in einem Rolls-Royce Spectre zwar alles, aber man hört es nicht unbedingt – mal abgesehen von lauten Hupen oder Sirenen. Manchmal drang in den kleinen Örtchen noch ein lautes Rufen durch, wenn jemand den Wagen bemerkt hatte und durch Winken auf sich aufmerksam machen wollte. Irgendwie erwarten die Leute in einem solchen Auto jemanden, der es wert ist, gegrüßt zu werden. Merkwürdig eben.
Der Rolls-Royce Spectre kann sehr schnell, es steht ihm aber nicht
Das Auto selbst ist ein wunderbares Fahrzeug. 584 PS und 900 Newtonmeter lassen die schwere Karosse, die immerhin an der Drei-Tonnen-Grenze kratzt, schwerelos vom Fleck sprinten. Allzu oft sollte man das aber nicht machen, denn darunter leidet selbstverständlich die Reichweite. Während der V12-Motor eines Phantom sich beim Kickdown kurzzeitig über 20 Liter auf 100 genehmigt, zieht der Spectre eben entsprechend viel Strom.
Fährt man gesittet – oder staatsmännisch –, kommt der Wagen auf etwa 25 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Dann reicht der Akku für über 400 Kilometer, was, glaubt man dem Haus, die tägliche Fahrleistung der erlesenen Kundschaft ohnehin übertrifft. Die liegt, so erklärte es Produktexpertin Claudia Cowley dem stern, bei etwa 300 Kilometern (hier erfahren Sie mehr über Rolls-Royce, die Kunden und die Bedeutung des Spectre aus erster Hand).
Mehr als ein Auto
Auf die Fahreigenschaften, das geringe Kofferraumvolumen oder die Reichweite kommt es bei einem Rolls-Royce aber irgendwie auch nicht an. Klar, alle wichtigen Parameter, die ein sehr gutes Autos ausmachen, passen. Das war nicht gemeint. Aber man misst sich eben nicht im Stile eines Autoquartetts mit Leistungsdaten, sondern verkauft das Fahrzeug als Luxusgut, das eben auf vier Reifen steht.
Denn wer einen Rolls-Royce (ab 2003, als BMW übernahm) besitzt, hat zum Beispiel einen Anspruch auf die Anmeldung bei Whispers. Das ist ein eine Art eigenes Social Network, bei der Kunden mit exklusiven Informationen, Einladungen und Events versorgt werden. Überdies steht der Firmenchef für Chats bereit und Halter der teuren Autos können sich untereinander vernetzen.
Teil dieses Netzwerks ist auch ein Concierge-Service, auf den man per App oder Anruf Zugriff hat. Dieser hilft beispielsweise bei der Routenplanung oder der Beschaffung von Tickets für ausverkaufte Veranstaltungen am Zielort. Ob elektrisch oder mit V12 – ein Rolls-Royce ist eben mehr als ein Auto. Und für die meisten Menschen zu viel.
Transparenzhinweis: Die Testfahrt mit dem Rolls-Royce Spectre erfolgte auf Einladung des Herstellers.