Der Nissan Juke hat seine wilden Jahre hinter sich. Polarisierte der japanische Crossover zunächst mit seinem expressiven Design, ist die Formensprache der zweiten Generation deutlich massentauglicher. Allerdings regte sich beim Antrieb der 84 kW / 114-PS-Version doch etwas Unmut. „Einige Kunden haben sich mehr Leistung gewünscht“, weiß Produktmanager Philipp Müller. Da trifft es sich gut, dass man beim Nissan Juke powermäßig ohnehin noch eine Schippe drauflegen wollte. Natürlich elektrisch, um dem Zeitgeist Rechnung zu tragen. Schließlich wollen die Japaner bis 2030 15 Elektroautos auf den Markt bringen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe

Daher stillt der Nissan Juke 1.6 Hybrid mit der Systemleistung von 105 kW / 143 PS den Leistungshunger der Fans und unterstreicht die Elektro-Ambitionen. Moment mal. Renault-Nissan, Hybrid, 1.6 Liter und 143 PS Leistung. Da klingelt doch was. Ganz genau. Der Nissan Juke teilt sich mit dem Renault Captur und der Renault Arkana die CMF-B-Plattform der Renault-Nissan Allianz. Also ist auch der Hybrid-Antriebsstrang identisch.
Also nutzt auch der Nippon-Teilzeitstromer die Kraft des Triebwerks-Trios bestehend aus einem 1,6-Liter-Verbrenner mit 69 kW / 94 PS, einem Elektromotor (36 kW / 49 PS mit 205 Nm) und dem HSG-Generator (15 kW / 20 PS und 50 Nm). Insgesamt ergibt das die Systemleistung von 105 kW / 143 PS. Die Schnittstelle ist das DogBox-Getriebe, das in der Charakteristik einer CVT- Automatik ähnelt, dessen Prinzip von den Formel-1-Boliden stammt. Der Starter-Generator ist für die ideale Drehzahl verantwortlich, um die fehlende Synchronisation des Getriebes auszugleichen, das über vier traditionelle Fahrstufen für den Verbrennungsmotor und zwei EV-Gänge verfügt. Zudem ist die Reibung der Schaltung stark reduziert, das hilft bei der Energie- Rückgewinnung und senkt den Verbrauch. Den gibt Nissan mit 5,1 Litern pro 100 Kilometer an. Um die Aerodynamik zu verbessern, haben die Techniker einen Heckspoiler angebracht, die Hinterachse verkleidet, die Frontschürze verändert und den Kühlergrill mit einer Jalousie ausgestattet.
Wir kamen bei unserer ersten Testfahrt, die uns auch über Autobahnen führte, auf 6,5 l/100. Auf den schnellen Teilstücken waren wir kurzzeitig mit 140 km/h unterwegs, was nahe an der Höchstgeschwindigkeit von 166 km/h war. Wie bei anderen Antriebskonzepten auch, genehmigt sich auch dieses Aggregat einen extra Schluck aus der Benzin-Pulle, wenn man Leistung fordert. Beim Mitschwimmen auf der Landstraße und in Ortschaften pendelte sich der Verbrauch auf 5,6 l/100 km ein. Wer Rekuperation bevorzugt, drückt den E-Pedal-Knopf in der Mittelkonsole und aktiviert die Verzögerung von 0,15 g, sobald man vom Gas geht. Die ist aber nur bis zu einer Geschwindigkeit von 5 km/h möglich. Wer man zum Stillstand kommen will, muss ganz klassisch die analoge Bremse bemühen.
Der Verbrauch spiegelt auf eine spezielle Art und Weise auch das Fahrverhalten des hybriden Crossovers wider. Wenn man es entspannt angehen lässt, zeigt sich der elektrifizierte Antriebsstrang von seiner besten Seite. Selbst im Eco-Fahrprogramm werden Beschleunigungsbefehle gehorsam umgesetzt, wählt man den Standard- oder Sportmodus ist das Ansprechverhalten noch unmittelbarer und der Juke lässt Dynamik aufblitzen. Das ist ganz im Sinne der Nissan-Verantwortlichen, die dem Crossover mehr Sportlichkeit einhauchen wollen. Das ändert sich bei einem Kick-down. Dann knurrt der Vierzylinder mürrisch und der Vortrieb entspricht eher einem CVT-Getriebe. Das Fahrwerk des Nissan Juke Hybrid nähert sich dem Komfortgedanken eher von der straffen Seite, eine Konsequenz aus dem Gewicht von 1.343 Kilogramm, dem Radstand von 2,64 Metern und den 19 Zoll Rädern. Auch wenn man Schlaglöcher stets zur Notiz nimmt, wird das SUV nie unkommod.
Lob gibt es für die Platzverhältnisse des 4,21 Meter langen Vehikels. Im Fond finden auch großgewachsene Personen genug Platz. Wie bei den beiden französischen Verwandten auch, befindet sich die 37,5 Kilogramm schwere 1,2 Kilowattstundenbatterie im Kofferraum. Dass das Laderaum-Einbußen nach sich zieht, ist klar. Also schmilzt das Ladevolumen des Kofferraums um 68 Liter im Vergleich zu den konventionell befeuerten Juke-Varianten von 422 auf 354 Liter und bei umgelegten Sitzen von 1.305 auf 1.237 Liter. In dieser Konfiguration offenbart sich die technische Verwandtschaft des Juke zum Renault Arkana. Auch beim Japaner ist der Ladeboden eben und zwischen Rücksitzen und Kofferraum tut sich ein zwei Zentimeter breiter Spalt auf. Zudem ist die Ladekante zu hoch. Das Interieur unterscheidet sich im Detail von dem seiner konventionellen Brüder. Auf dem sieben Zoll großen digitalen Cockpit befindet sich links ein Powermeter anstelle des gewohnten Drehzahlmessers. Ansonsten ist das Infotainment eher klassisch angelegt. Ein acht Zoll großer Touchscreen, Apple CarPlay und Android Auto – das ist im Wesentlichen alles. Auch wenn die Grafik der Nissan-eigenen Navigation eher altbacken ist, kommt man mit dem Unterhaltungsprogramm gut zurecht. Das hat aber mit mindestens 31.090 Euro auch seinen Preis. Zum Vergleich, der Renault Arkana startet bei 35.350 Euro. Der elektrifizierte Juke steht ab Anfang September beim Händler.