Heute läuft alles bei Porsche. Der 911 ist und bleibt die Sportwagenlegende schlechthin, dazu kommen SUVs und Limousinen und die Elektrooffensive. Doch das war nicht immer so. 1991 setzte Porsche nur noch 23.000 Autos ab, die Qualität der Fahrzeuge wurde kritisiert. Die ganze Produktion war veraltet und in den goldenen Zeiten stehen geblieben.
Nur einen Trumpf hatte die Marke noch, einen der unbedingt stechen musste: Ausgerechnet auf der wenig glamourösen Automesse in Detroit wurde der Startschuss zum Boxster gegeben. Ein hellsilberner Prototyp eines zweisitzigen Mittelmotorsportwagens wurde auf den Messestand gestellt. Der frisch ernannte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Chefdesigner Harm Lagaay beschworen so die Rückkehr zu den Wurzeln der Marke. Mit dem "James Dean 550 Spyder" oder den Rennsportwagen 718 RS 60 Spyder. Und er trifft ins Schwarze, die Amerikaner sind begeistert: "Please built this car," hieß es. "Jetzt bauen wir den so", erinnerte sich Harm Lagaay. "Dieser Wagen war die Initialzündung."
Der Run auf kleine Sportwagen
Wiedeking setzte nun alles auf den Roadster. Und der Boxster traf genau den Zeitgeist: Kleine, wendige Fahrzeuge mit viel Fahrspaß waren ein Trend, den allerdings nicht Porsche gesetzt hatte. Der Auslöser war der Mazda MX-5. BMW Z3, Mercedes SLK und Porsche Boxster nahmen die Welle auf und trugen sie in höhere Preisregionen. Drei Jahre nach dem Prototyp wurde die Serienversion des Porsche Boxster - interne Bezeichnung 986 – am Genfer Autosalon gezeigt. An den Maßen – 4,32 Meter Länge und nur 1,29 Meter Höhe hatte sich kaum etwas geändert. Die auffälligste Änderung waren die schützenden Metallbügel hinter den Sitzen. Es blieb eine reine, unvernünftige Fahrspaßmaschine, die an die Vorbilder aus den 1950ern erinnerte.
Die Werbung kokettierte mit dem Abstand zum 911er: "Bevor Sie sich in die Tochter verlieben, schauen Sie sich die Mutter genauer an." Der Preis von damals 76.500 D-Mark war durchaus üppig und doch wurde der Boxster zum Erfolg. Die Flut der Bestellungen übertraf alle Erwartungen. "Irgendwann haben wir aufgehört zu zählen", bekannte Wendelin Wiedeking einmal. Der letzte Trumpf stach und rettete Porsche. Von der ersten Generation des Boxsters wurden 164.874 Modelle verkauft. Mehr als von jeder Nachfolgegeneration. Bis 2019 holten sich 343.942 Boxsterkunden beim Händler den Autoschlüssel ab.
Immer billiger als das 911-Cabrio
Denn auch wenn der Wagen nicht billig war, war er doch wesentlich günstiger als ein 911er Cabrio. Gut ausgestattet kostete es fast das Doppelte. Das machte sich allerdings auch beim Antrieb bemerkbar. Der 2.5 Liter Sechszylinder-Boxermotor leistete überschaubare 204 PS, da hatte er schnell den Spitznamen "Hausfrauen-Porsche" weg. Allerdings gab es auch einen speziellen Roadster-Effekt. Selbst der noch deutlich bescheidener motorisierte MX5 fühlt sich ausgesprochen sportlich und agil an. Und auch der Boxster musste nur 1250 Kilogramm bewegen und profitierte von der perfekten Lastverteilung des Mittelmotors.
Ganz im Blickpunkt von Porsche ist der Boxster nicht mehr. 2016 bekam der Wagen zwar eine große Modellpflege, doch wirklich wurde die Baureihe 2012 zum letzten Mal erneuert.