Mini Cooper S Brit-Pack

Hurra, der neue Mini ist wie der alte. Die zweite Generation ist ein komplett neues Auto, aber man sieht es nicht! Nicht nur das Fahrwerk wurde entscheidend verbessert, zum ersten Mal hat der Mini Cooper S einen Motor, für den sich BMW nicht schämen muss.

Ein Wagen, der so frech daherkommt wie der Cooper S, braucht auch einen entsprechenden Motor. Die bisherigen Triebwerke konnte man höchstens unter der Rubrik "Maschinen-Nostalgie" ertragen. Den Erfolg des kessen Wagens konnten die murkeligen Aggregate nicht aufhalten. Fast 900.000 Stück wurde von der ersten Serie verkauft, doppelt soviel wie geplant. Die Minis, die am 18. November auf den Markt kommen, tragen nun Motoren einer neuen Serie unter der Haube. Gemeinsam von Peugeot und BMW entwickelt. Erst die Großserien-Fertigung bei PSA ermöglicht es dem feinen, aber kleinen Autobauer aus München Hightech-Motoren zu vertretbaren Preisen anzubieten.

Technische Daten

Motor: Reihe
Zylinder: 4
Hubraum: 1598 ccm
Leistung: 175 PS
0-100 km/h: 7,1 sec
Vmax: 225 km/h
Verbrauch: 6,9 l
Preis: ab 21.090 Euro

Verschiedene Schmankerl machen dem Motor Beine. Die variable Ventilsteuerung gab es bisher nur bei den großen BMWs, sie soll mehr Druck bei niedrigeren Drehzahlen erzeugen. Eingespritzt wird nach Art der CommonRail-Technik. Der Lader mit "Twin-Scroll"-Technik bringt das Turboloch zum Verschwinden. Der Mini Cooper S leistet so ausgerüstet 175 PS und 260 Newtonmeter, in 7,1 Sekunden erreicht er die 100er-Marke. Erst bei 225 km/h findet sein Vorwärtsdrang ein Ende.

Am Schönsten zu zweit

Was alle Kunden beim Mini magisch, ist das Äußere. Hätte man den alten Mini schlechter machen können? Auf jeden Fall! Länge, Größe, Höhe, Proportionen, Scheinwerfer: Das sind keine Daten, es sind heilige Werte einer Ikone in Blech. Welche Erleichterung, dass die PR-Sätze einer "evolutionären Weiterentwicklung" dem eigenen Eindruck entsprechen. Größte Ruhmestat: Trotz neuer Unfallnormen konnten die BMW-Ingenieure den Längenzuwachs auf 38 mm begrenzen. Dem Mini bleibt damit das traurige Schicksal andere Kleinwagen erspart, die allesamt zu triefigen Nasenbären mutieren. Im Innenraum wurden einige der krassesten Materialsünden gejätet und zahlreiche Funktionen auf neue Schalter verteilt. Damit ist die Bedienung immer noch nicht "sachlich und klar" geworden, aber das erwartet bei einem Kultwagen wohl auch niemand. Weil mehrere Funktionen in das noch größer gewordene Zentralinstrument abgewandert sind, gelang es, die Mittelkonsole sparsamer zu schneiden und so mehr Spiel im Knieraum zu gewinnen. Nach wie vor ist der Mini für zwei Personen gut. Vorne sitzen auch große Menschen bequem, der Kofferraum ist mit 160 Litern ein Witz, erreicht aber mit umgelegter Rückbank praxisgerechte 680 Liter. Die zweite Reihe ist für Kinder reserviert oder als Notsitz gedacht. Wenn es sein muss, kann man zu viert mal kurz zum Italiener fahren. Mehr sollte man sich nicht zumuten.

Kurven-Kracher

Das Feld des Mini Cooper S findet sich nicht auf der Autobahn, die können größere Wagen besser bereisen, es findet sich in Kurven und Steigungen. Tatsächlich ist der Ruck des Turbolochs nicht mehr zu spüren, mehr Gas geht kontinuierlich in mehr Leistung über und das über ein enormes Drehzahlband. Zwischen 1500 und 5500 Umdrehungen ist der Cooper S voll dabei. Richtig munter wird er, wenn man ihn nicht unter 3000 Umdrehungen kommen lässt. Dabei bleibt der Sound sonor und kräftig. Für das Kind im Fahrer wurde sogar ein "Nachblubbern" in die Maschine hineinkonstruiert. Neben dem Motor wurden Fahrwerk und Lenkung weiter verbessert. Es fühlt sich wie ein Wunder an, einen derart kleinen Wagen mit so einem festen Griff nach dem Asphalt zu erleben. Die neue elektromechanische Lenkung reagiert leichtgängiger bei niedrigen Geschwindigkeiten und wird straffer bei hohen. Bei Schrittgeschwindigkeit verwundert die Mühelosigkeit zunächst, für die Kurvenhatz ist sie ideal. Dort saugt sich der Mini geradezu fest. Nur der BMW-untypische Vorderradantrieb ist bei 175 PS natürlich sehr wohl zu bemerken. Sehr angenehm, knackig und sauber arbeitet der Sechs-Gang-Schalter. Die richtige Strecke vorausgesetzt, kann man mit diesem Mini wirklich arbeiten. Der Cooper S erfüllt dem Freizeit-Racer alle Rallye-Träume, in den meisten Fällen dürften die Möglichkeiten von Motor und Fahrwerk, die Fähigkeiten der Fahrer bei weitem übersteigen. Wer sich zurückhält, benötigt so eine Maschine zwar nicht, kann den Cooper S dafür aber auch sehr sparsam bewegen. Verbräuche von sechs Litern sind durchaus machbar und auch der wildeste Bleifuß wird auf Dauer nicht mehr als elf Liter durch die vier Zylinder jagen können.

Farbspiele fürs Portemonnaie

Wie immer bei der Geldmaschine Mini gibt es unendliche Möglichkeiten den Untersatz zu individualisieren. Zwölf Farben für Außen, sechs verschiedene Polsterungen, immerhin sieben Farbvarianten für innen. Unterschiedliche Oberflächen des Interieurs, Lederausstattung und Kuschellampen: Dem Einrichtungsdrang der Kunden soll der Mini insgesamt etwa 300.000 Kombinations-Möglichkeiten entgegensetzen.

Für 17.350 Euro gibt es den kleinen Cooper, der Cooper S liegt bei 21.050 Euro. Dafür sind die Wagen fast passabel ausgestattet. Wenn man mit beiden Händen bei den Individualisierungsmöglichkeiten zugreift, erreicht der Endpreis ganz natürlich astronomische Höhen. Aber weder Cooper noch Cooper S haben ein serienmäßiges ESP. Dass man den Kunden mit farblich abgestufter Innenraumbeleuchtung noch ein paar Euro mehr aus der Tasche ziehen möchte, geschenkt. Aber einen Wagen mit diesen Fahrleistungen und dem Preis ohne das im Zweifel lebensrettende ESP anzubieten, hat einen ganz unangenehmen Beigeschmack.

Der vergeht bei der 160 Euro teuren Ambientebeleuchtung. Je nach Stimmung wechselt das Licht im Innenraum in fünf Stufen zwischen orange und blau. Ein tolles Wellness-Ambiente, wenn man im Dunkeln noch ein wenig mit seinem Mini kuscheln möchte.