Das erste in Großserie produzierte Elektrofahrzeug steht in Deutschland beim Händler. Jahrelang wird das Elektroauto gefordert und – ja auch das – herbeigeschrieben. Und nun ist es da und kaum jemand hat es bemerkt. Das liegt daran, dass der Hersteller Mitsubishi hierzulande nur ein Nischendasein führt und wenn überhaupt für kernige Offroader und Rallyefahrzeuge bekannt ist. Der Name des Stromautos lautet obendrein "i-MiEV". Ein Kürzel, das sich niemand merken kann, das keine Emotionen weckt und im Deutschen fatal an "Mief" für schlechten Geruch erinnert.
Preis wie ein Mittelklassewagen
Elektroautos waren schon immer ein Thema, das die Medien mehr elektrisierte als den Kunden. Daran wird der i-MiEV nichts ändern. Umweltverträglichkeit hat ihren Preis: Stolze 34.390 Euro kostet der kleine Stromer von Mitsubishi. Das entspricht einem Wagen der gehobenen Mittelklasse, eine Investition, die sich nicht viele Haushalte leisten können. Einen Gebrauchtwagenmarkt gibt es naturgemäß nicht. Die ersten 600 i-MiEV werden bis März nächsten Jahres dann auch hauptsächlich an Firmen wie Energieversorger oder kommunale Behörden geliefert.
Dabei ist der i-MiEV für Privatkunden nicht uninteressant. Zwar gibt es seit Jahren verschiedene Elektroautos auch in Deutschland zu kaufen, aber erst der i-MiEV wird in Großserie gefertigt und kann daher eine Verarbeitungsqualität bieten, wie man sie von normalen Autos gewohnt ist.
Einsatzbereites Cityfahrzeug
Der i-MiEV ist ein echtes Auto und keine zusammengeschraubte Seifenkiste. Innen wirkt er nüchtern, aber aufgeräumt. Trotz der kompakten Abmessungen bietet er eine gute Beinfreiheit auf allen vier Plätzen. Das Gepäckvolumen von 227 Liter lässt sich auf maximal 860 Liter erweitern, beim Umklappen der Rücksitzlehnen entsteht eine ebene Fläche. Innen bietet der Stromer also mehr Platz, als man ihm von außen zutraut. Mit einem Wendekreis von nur neun Metern ist der kleine Japaner wie geschaffen für die Stadt.
Für einen Dienst als Stadtfahrzeug sind auch seine Fahrleistungen prädestiniert. Mitsubishi nennt 150 Kilometer als maximale Reichweite, 100 Kilometer sollten unter normalen Bedingungen zu erreichen sein. Das ist mehr als genug, um den innerstädtischen Einsatz zu bewältigen. Pendler können den Stromer mit einem normalen Stromanschluss in sechs Stunden auf dem Firmenparkplatz wieder aufladen. Alternativ lässt sich der Elektroflitzer über einen separaten Anschluss an einer Schnellladestation innerhalb von 30 Minuten auf 80 Prozent seiner Kapazität "auftanken". Für Privathaushalte eignet er sich – wie alle anderen Stromfahrzeuge – vor allem als Zweit- oder Drittfahrzeug. Ausflüge an die Grenzen der Reichweite sind ein Nervenkitzel, den sich im Alltag niemand aussetzt. Eine echte Reise ist nicht möglich.
Garantie aber kein Zuschuß
Mitsubishi bietet dem Kunden Sicherheit und gewährt auf die Batterien und die wichtigsten Elektrokomponenten wie Motor und Inverter eine Garantie von fünf Jahren bis 100.000 Kilometer. Außerdem wird es verschiedene Leasingmodelle für den i-MiEV geben. Für den Privatkunden ist Leasing bei Elektrofahrzeugen unbedingt zu empfehlen. Sollte es in den nächsten Jahren zu Fortschritten in der Batterietechnik kommen, werden die Autos der ersten Generation praktisch unverkäuflich.
Staatliche Kaufanreize für den Endkunden gibt es in Deutschland nicht. Die Vermutung liegt nahe, dass Berlin erst dann ernsthaft über eine Förderung nachdenken wird, wenn auch deutsche Hersteller Elektroautos anbieten. Im Moment aber hat Autozwerg Mitsubishi die Phalanx der deutschen Autohersteller abgehängt. Man stelle sich nur vor, Audi oder Mercedes hätten das erste Großserienelektrofahrzeug auf den Heimatmarkt gebracht. Dann hätte es eine nationale Jubelveranstaltung mit Ministern gegeben. So steht der i-MiEV nicht unter dem Brandenburger Tor, sondern bescheiden bei 200 Mitsubishi-Händlern auf dem Hof und ist bereit zu einer Probefahrt.
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