Nebelscheinwerfer? So eine alte Technik verwenden wir hier nicht", sagt Stephan Berlitz, Entwickler von Lichtsystemen bei Audi. Berlitz kniet vor dem neuen A6 und präsentiert stolz die Voll-LED-Scheinwerfer. 76 einzelne LEDs leuchten je nach Bedarf alles aus, was es auszuleuchten gibt - Kurven, Abbiegungen, Autobahnen, alles ohne den Gegenverkehr zu blenden. Ein "Allwetterlicht"-Modus ersetzt die Nebelscheinwerfer und reicht 60 Meter weit. "Normale Nebelleuchten schaffen gerade einmal 15 Meter", sagt Stephan Berlitz. Die Elektronik ist sogar mit dem Navigationssystem gekoppelt. Schon bevor der Audi eine Kreuzung erreicht, wird der Leuchtkegel ausgedehnt, damit die ganze Kreuzung im Blick ist. Natürlich muss man sich das etwas kosten lassen, in der Basisversion benutzt der neue As sehr wohl "alte Technik" und schaut mit schnöden Halogenscheinwerfern in die Welt.
Auch Kunden ohne großes Aufpreisbudget profitieren vom neuen Audi-Ausdruck. Der Vorgänger war schön, aber sachlich. Er wirkte wie ein Boss-Anzug auf Rädern. Der Neue weckt mehr Emotionen. Dafür sorgen die gefährlich geschlitzten Frontscheinwerfer und der dynamisch gestaltete Frontgrill. Eine muskulös aufgeblähte Haube suggeriert zusätzlich Kraft. Geschickt wird kaschiert, dass der Innenraum sich nach oben hin weniger verjüngt, um mehr Schulterfreiheit zu bieten. Der Audi A6 bedient sich aus dem gleichen Baukasten wie das Luxusgefährt A8 – bei fast gleicher Länge bietet der neue A6 sieben Zentimeter mehr Radstand.
Mehr Kraft weniger Verbrauch
Der A6 soll auch effizienter sein als bisher. Der cW-Wert ist mit 0,26 fast so gut wie der des berühmten Öko-Audis A2 (0,25). Motorhaube, Kofferraumklappe und weitere Teile - insgesamt mehr als 20 Prozent der Karosserie - bestehen aus Aluminium. Im Vergleich zum Vorgänger ist das Auto bis zu 80 Kilogramm leichter geworden. Alle Motoren verfügen über eine Start-Stopp-Automatik und Bremsenergierückgewinnung. Der Basisdiesel 2.0 TDI mit 177 PS verbraucht im Schnitt nur 4,9 Liter pro 100 Kilometer, das sind 0,4 Liter weniger als beim bisherigen Sparmodell A6 2.0 TDIe bei 40 PS mehr Leistung. Der Wagen wiegt 1,5 Tonnen.
Die Preise des neuen A6 starten bei 38.500 Euro für den 2.0 TDI (177 PS / 130 kW und Sechsgang-Handschaltung), bisher kostete der 2.0 TDI mit 170 PS 37.700 Euro. Der A6 2.8 FSI mit 204 PS, stufenlosem Multitronic-Getriebe und Frontantrieb wird 39.850 Euro kosten, die Quattro-Version mit S-tronic 44.800 Euro. Von 0 auf 100 Km/h beschleunigt der 2.8 FSI in 7,7 Sekunden. Der Vierzylinder-Basisbenziner 2.0 TFSI wird später nachgereicht. Der 300 PS starke Sechszylinder 3.0 TFSI quattro mit S-tronic ist ab 51.600 Euro zu haben und rennt von 0 auf 100 Km/h in 5,5 Sekunden. Der 3.0 TDI mit 204 PS kostet 45.350 Euro. Diesen Sechszylinder-Diesel gibt es auch in einer Version mit 245 PS und einem Durchschnittsverbrauch von sechs Litern auf 100 Kilometern. Ein Selbstzünder mit acht Zylindern wie im Q7 ist nicht geplant, er würde auch gar nicht unter die Haube des A6 passen. Kunden, die ihren A6 mit den Innenausstattungsmerkmalen und den Assistenzsystemen des luxuriösen A8 ausrüsten wollen, sollten bei den Preisangaben das Wort "ab" bedenken. Mit Vollausstattung wird dieser A6 auch preislich ein gehobenes Niveau erreichen.
Hybrid mit Vierzylinder
Nach dem Q5 wird auch im A6 der Hybridantrieb Einzug halten. Dass sich der teilelektrische Antrieb ein großes Kuchenstück abschneidet, darf aber bezweifelt werden: Traditionell ordern rund 80 Prozent aller A6-Käufer ihren Wagen mit Dieselmotor. Im Gegensatz zu BMW, wo man den Hybrid bislang nur in Kombination mit großen Motoren und zu astronomischen Preisen feilbietet, soll der A6 Hybrid aber kein Exot bleiben. Das System besteht aus einem 2.0 TFSI Vierzylinder mit 155 kW und einem 33 kW starken Elektromotor zwischen Benzinmotor und Getriebe. Als Gesamtleistung stehen 245 PS (180 kW) zur Verfügung, das maximale Drehmoment ist mit 450 Newtonmetern so groß wie das eines hubraumstarken Dieselmotors.
Angetrieben wird der Hybrid allein über die Vorderräder, was dem Wagend dann doch etwas die Faszination nimmt - der Allradantrieb quattro ist schließlich Audis Fahrtenschwimmer-Abzeichen. Die Energie für die E-Maschine liefert ein Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 1,3 kWh. Der Kraftspender versorgt auch den Klimakompressor und die Lichtmaschine und ist mit einem Heiz- und Kühlsystem zur Temperaturregulation ausgerüstet. Den Durchschnittsverbrauch gibt Audi mit 6,2 Litern pro 100 Kilometer an. Im Dieselland Deutschland wird es der Hybrid schwer haben sich gegen den Basisdiesel 2.0 TDI mit 177 PS durchzusetzen. Vor allem, falls sich Audi entschließt, noch einen speziellen Spardiesel nachzureichen.