Was haben die Queen, Paris Hilton, Claudia Schiffer, Victoria Beckham und Georg Michael gemeinsam? Sie fahren einen Range Rover – auch genannt: "Chelsea Tractor". Adel und Promis schmücken sich gerne mit den robusten Riesen. Zumindest von der Queen weiß man, dass sie ihren Rover nicht nur spazieren fährt, sie karrt ihn auch ins offene Gelände. Ob alle anderen Käufer die Edel-Arbeitstiere wirklich "brauchen" oder sie nur vor Edelboutiquen oder Waldorfkindergärten parken, ist der Marke egal. Geländewagen sind immer noch "in". Wie der Louis Vuitton Beutel am Schultergelenk ist der Range Rover ein "Luxury Brand" und zeigt das Trendbewusstsein seines Fahrers oder seiner Fahrerin: Sportlich, tough und stilsicher.
Glaubwürdigkeit durch Offroadabenteuer
Auch wenn auch kaum einer den Wagen ins Gelände bugsiert, die Marke braucht Glaubwürdigkeit. Darum werden weltweit Experience-Abenteuer organisiert. Oder potentielle Kunde wird im Urlaub aufgespürt und zu einer Testfahrt ins Gelände eingeladen. Mit den elektronisch aufgerüsteten Modellen Sport, Discovery und dem Range Rover geht es ins Voralpengebirge. Die Modelle sind schon eine Weile im Markt, aktuell hat man den Motoren eine Spritsparkur verordnet. Mehr Leistung, weniger Verbrauch heißt die Devise. Der Standartmotor, der 3,0-Liter-V6-Diesel mit 245 PS, benötigt im Discovery nur noch 9,3 Liter Kraftstoff. Für den Geländewagen mit den Dimensionen eines Wohnwagens ist das ein sehr achtbarer Wert – vor allem wenn man sich die Verbräuche der berüchtigten Kompressor-Maschinen in Erinnerung ruft.
Der "Discovery" ist nach wie vor die Familienkutsche mit dem größten Innenraum. Damit der Fahrer Sicht nach außen hat, wurde um den Discovery fünf Kameras platziert. Bildschirm ist der Bedienungsmonitor über der Mittelkonsole, die Leinwand wird aufgesplittet. Die Anhängerassistenz-Kamera zeigt auf dem Display mit Richtungsstrichen, wohin der Hänger sich bei welchem Lenkeinschlag bewegen wird. Für einen Vollprofi vielleicht verzichtbar, für den Yachtbesitzer der sein Schätzchen zweimal im Jahr bewegt, eine sinnvolle Hilfe. Der "Range Rover Sport" ist die straßentauglichste Variante. Man kann davon ausgehen, dass er öfter vor der Oper oder in der City als im Moor zu finden sein wird. Der "Range Rover" hat als anvisiertes Reisemobil "high end" Spielereien im Innenraum. Der Infotainment Touchscreen lässt sich, ähnlich wie ein Vexierbild, von zwei Seiten unterschiedlich lesen. Während der Fahrer auf die Routenkarte schaut, kann der Beifahrer gleichzeitig eine DVD einlegen.
Der Panda gibt das Tempo vor
Für eine Runde "James Bond Gucken" blieb beim Geländeausflug leider keine Zeit. Die Führerin der Kolonne ist auch sonst dafür bekannt, alles in doppelter Geschwindigkeit zu erledigen. Mit ihrem Vierrad Panda heizt sie den Bergpass auf den Wallberg am Tegernsee hoch, als sei er ihr täglicher Weg zur Arbeit. Da heißt es mit den sündhaft teuren Land Rover dranbleiben und staunen, wie Billig-Allrad von Fiat abgeht. Blicke auf die Schönheiten der Landschaft verschiebt man auf später. Um die Riesen in den Kurven nicht zu sehr in die Stossdämpfer zu schicken, muss die richtige Linie gefahren werden. Dann brummt der Landy weich bergauf. Die einheimische Bevölkerung ist dem britischen Elefantenrennen leider nicht wohl gesonnen. Trotz happiger Maut für die Passage, stehen missmutige Wanderer am Wegesrande und zählen vergrätzt mit, wie viele Fahrzeuge ihr Glück stören. Die Sozialakzeptanz der Geländesaurier steht eben nicht zu Besten.
An einem Fluss verlässt die Lifestylekolonne die Piste. Und schaltet auf die Geländegänge. Im Display leuchten die verschiedenen Möglichkeiten auf. Das versteht auch Paris Hilton, soviel ist klar. Ein kleines Auto fährt über links und rechts spritzende Steine. "Aha, Grobschotter!" Genau das kommt jetzt. Auf den Kieswegen geht es weiter bergauf. Leider gibt der kleine Panda ganz ohne Elektronik immer noch das eilige Tempo vor. Die Steine springen links und rechts in die Pampa, die Rover liegen trotz hoher Geschwindigkeiten wie auf Schienen. Gut so. Der Blick von der Beifahrer Seite zeigt: Hier geht es fünfhundert Meter steil bergab.
Die Überquerung eines kleinen Flussbettes ist dem Rover geradezu ein Vergnügen. Da die Steine hier vierzig Zentimeter hoch sind, wäre "durchbrettern" nicht die richtige Taktik. Die Elektronik weiß auch hier Abhilfe, die Räder arbeiten einzeln und wuppeln die Wagen hindurch. Klasse, aber leider: der Panda ist auch schon drüben. Gestopft mit Elektronik sollte auch Paris Hilton im Zweifelsfall einen rutschigen Berg runterfahren können: Das "Terrain Respons" arbeitet selbstständig. Das Fahrzeug wird automatisch abgebremst, der Fahrer kann sich ausschließlich auf das "Lenken" konzentrieren.
Nach soviel anstrengender Geländefahrt lädt Range Rover die Hobbypiloten zum zünftigen Picknick. Um Romantik aufkommen zu lassen, gibt es, trotz Sonnenscheins, ein kleines Lagerfeuer. Daneben stehen die Bierkästen für Lagerfeuerteilnehmer. "Wer Bier trinkt, darf nicht mehr fahren" wird von den Organisatoren ausgegeben. Als zum Rückzug geblasen wird, bleibt die Frage, was geschieht mit dem Feuer? Als die Organisatoren anfangen wollen, das edle Mineralwasser auf die brennenden Scheite zu kippen, muss man sich doch wundern. Die Gruppe lagert an einem Bach, was liegt näher, als mit dem Nass das Feuer zu löschen? Clevere Elektronik kann praktisches Denken eben nicht ersetzen.