Porsche setzt auf das 5G-Netz Daten-Überholspur

Ein stabiles 5G-Netz erhöht die Sicherheit im Straßenverkehr
Ein stabiles 5G-Netz erhöht die Sicherheit im Straßenverkehr
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Porsche macht sich fit für die Zukunft. Zusammen mit Vodafone installiert der Zuffenhausener ein ultraschnelles 5G-Mobilfunknetz, um damit die Produktion und die Entwicklung der Autos zu revolutionieren.

Vergessen Sie Pleuel, Kolben und Presswerkzeuge, wenn Sie über die Produktion eines Autos sprechen. Die neuen entscheidenden Stellhebel sind Multi Access Edge Computing (MEC), Latenzzeiten und Core beziehungsweise Network Slicing. Das Letztere hat nichts mit einer Herz-Operation zu tun, sondern bezeichnet das Reservieren einer Bandbreite für eine bestimmte Anwendung. Die Basis für dieses Füllhorn an IT-Möglichkeiten ist ein superschnelles 5G-Mobilfunknetz. "Und zwar Stand Alone und nicht 5G DSS, denn das ist im Kern 4G", erklärt Hannes Ametsreiter.

Der Vodafone Deutschland-Chef ist nach Weissach gekommen, um gemeinsam mit Porsche-Entwicklungsvorstand das erste 5G-Stand Alone Netwerk auf einem Firmengelände in Europa in Betrieb zu nehmen. Die breitspurige Mobilfunk Daten Autobahn ergibt vor allem bei Produktionsanlagen Sinn, weil aufgrund der extrem schnellen Datenübertragung mit einer Geschwindigkeit unter perfekten Bedingungen von bis zu 10.000 Megabit pro Sekunde das Internet der Dinge realisiert werden kann. Das bedeutet, dass mehrere Elemente quasi in Echtzeit miteinander kommunizieren können. Zum Vergleich bei einem schnellen LTE-Netz beträgt die Latenzzeit in der Regel rund 40 Millisekunden.

Das ist aufgrund der kurzen Latenzzeit im 5G-Stand Alone Netz von lediglich neun bis zehn Millisekunden möglich. "Wir brauchen bei Erprobungsfahrten nicht mehr einen großen Rechner und Speicher im Kofferraum, sondern die Daten werden sofort auf den Computer der Ingenieure übertragen", erklärt Michael Steiner die Vorteile des neuen Mobilfunknetzes. Es ist im Grunde so, dass der Techniker auf dem Beifahrersitz Platz nimmt. Und das weltweit. Damit werden Automobilentwicklungen deutlich effizienter, besser und auch schneller. Dazu kommt, dass das 5G-Netz keine Datenpakete "verliert". Das erhöht die Zuverlässigkeit und die Sicherheit.

Sicherheit ist ohnehin eines der großen Themen, die mit dem 5G-Netz einen immensen Sprung nach vorne machen werden. Durch die Übertragung in Echtzeit in Kombination mit hochauflösenden Karten, auf der die Position des Fahrzeugs auf bis zu 20 Zentimeter genau identifiziert werden kann, werden die Assistenzsysteme noch schneller, noch besser, noch genauer. Dass letztendlich zum autonomen Fahren führt, ist klar. Aber zunächst geht es um die Unfallvermeidung und die Schwarmintelligenz bei Gefahren. Durch die schnelle Datenübertragung und die damit verbundene hohe Rechenleistung können die elektrischen Helfer eines Autos die Bewegung eines Fußgängers vorhersagen und blitzschnell eine Bremsung einleiten, ehe es zur Kollision kommt. Wenn Reifen aufgrund einer vereisten Straße Traktion verlieren, wird diese Gefahrenstelle sofort an andere Fahrzeuge gemeldet.

Aber auch die Ingenieure profitieren: Durch die exakte Darstellung von Autos mit bis zu 260 Millionen Polygonen, können Techniker weltweit parallel an Verbesserungen tüfteln, da sie das Auto virtuell bis in die kleinsten Einzelteile zerlegen können. Das betrifft natürlich auch die Produktionsanlagen, da man jetzt sofort auf Probleme reagieren kann, wenn diese auftreten. Mit intelligenter Software kann man sogar Schwierigkeiten ausmerzen, bevor sie tatsächlich auftreten. "Das 5G-Netz wird die Produktion verändern, wird Deutschland verändern", sagt Hannes Ametsreiter. Für den Österreicher ist klar, dass sich das Land der Maschinenbauer ein Stück weit von der Götzenanbetung der Mechanik lösen muss. "Wenn wir immer bekannten Wege verfolgen, kommen wir immer an der gleichen Stelle heraus", macht der Manager klar und wird im nächsten Satz noch deutlicher: "Wenn wir immer alles die Chinesen und die Amerikaner machen lassen, dann ist hier bald nicht mehr viel los."

Doch diese schöne neue Welt, bei der Daten in Sekundenbruchteile von Garmisch nach Flensburg fliegen, so Unfälle verhindern, das Autobauen beschleunigen und für ein mobiles Kinos sorgen , bedingt natürlich auch dementsprechende Funknetze. Und da kommt das große Aber. Bei den Mobilfunknetzen gehört Deutschland nicht zu den Spitzenreitern der Datensurf-Rangliste. Und wenn es bei LTE nicht vollumfänglich funktioniert, wie soll es dann bei einem deutlich aufwendigen Standard wie 5G klappen, bei dem neben Funkmasten und Rechenzentren in der Größe eines Mehrfamilienhauses flächendeckend installiert werden müssen.

Doch so ein Ausbau kostet Geld. Und zwar nicht wenig. Hier sieht Hannes Ametsreiter die Politik in der Pflicht. "Durch die Auktionen der Mobilfunknetze, die 2019 6,6 Milliarden einbrachte, wird der Industrie Geld entzogen, das man in den Aufbau der Infrastruktur stecken könnte", macht der Manager klar, der dafür plädiert, dass die nächste Auktion nicht wie geplant 2025 sondern erst 2030. Damit könnten Mobilfunkanbieter wie Vodanfone die Zeit und die finanziellen Ressourcen nutzen, um die 5G-Welt zu erschaffen.

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