VW Touareg El Presidente Mobile

Er gilt als der Bescheidene, der Volkstümliche unter den Edel-SUVs, dabei treibt es der Wolfsburger hammerhart unter der Haube. Auf Wunsch macht er sich im Gelände dreckig und für den Klimaschutz liefert der neue Achtzylinder viel mehr Leistung und spart ein klein wenig Benzin.

Ein Polizist, die erste Kreuzung. Mächtig, groß mit Schnauzbart. Zwei Polizisten, die nächste Kreuzung. Breeches, Lederjacken, ebenfalls Schnauzbärte. Die dritte Kreuzung. Die Ampel steht auf Rot. Kein Problem: Ein Polizist - Schnauzbart ist Ehrensache - springt auf die Fahrbahn. Lkw und Eselsgespann müssen warten, Volkswagen hat Vorfahrt in Tunesien.

Herausforderungen wie Markttage, Einbahnstraßen und unüberschaubare Abzweigungen lassen sich so mühelos mit dem gelifteten Touareg meistern. Huldvoll winkt man aus dem Fenster, würdevoll nicken die Sicherheitsorgane zurück. Herrschaftliches Fahren, durch hohe Sitzposition den normalen Verhältnissen entrückt, das liefert ein SUV wie der Touareg auch ohne Polizeieskorte. In Tunesien wird dieses Gefühl ins Unermessliche gesteigert.

Touareg V8 FSI

Motor: V8- Benzindirekteinspritzer
Hubraum: 4.163 ccm
Leistung: 350 PS
Drehmoment: 440 Nm
Von 0 auf 100: 7,5 s < Höchstgeschw.: 244 km/h
Verbrauch (Mix): 13,8 Liter
Kofferraum: 555 -: 1.570 Liter
Preis: ab 64.527 Euro

Burg auf vier Rädern

Dieses Gefühl von Sicherheit und Souveränität atmet der Touareg aus jeder Pore. Gediegenes Leder, voluminöse Maße, ein mächtiger Mitteltunnel, hier fühlt man sich geschützt und gut aufgehoben. Beim jüngsten Facelift fielen die Änderung am Fahrzeugäußeren gelinde gesagt "dezent" aus. Retourchen an der Front, "geschärfte" Scheinwerfer vorn und hinten und neu gestaltete Außenspiegel begleiten den Geländemann evolutionär durch seinen Lebenszyklus. Dabei folgt er dem Motto: "Weniger Bescheidenheit kommt besser an". Im direkten Vergleich zum Cayenne bleibt der Wolfsburger allerdings weiterhin das bescheidenere Fahrzeug. Ideal für leitende Angestellte, denen Stellung und Firmenimage das Umsteigen auf extreme Fahrzeuge verbieten. Auch der Innenraum wurde sehr behutsam umgestaltet. Da wurden die Sitze in etwas andere Form gebracht, das Kombiinstrument optimiert und es stehen mehr Holzfurniere und Ledersorten im Programm. Revolutionen sehen anders aus. Unzeitgemäß wirkt der Touareg nicht. Im Gegenteil. Hier spürt man den langen Atem des Ferdinand Piech. Was Verarbeitung, Spaltmaße und Wohlfühl-Fingergefühl angeht, muss sich der VW vor keinem der Platzhirsche verstecken

Viele kleine Helferlein

Immerhin hat sich unter dem Blech einiges getan. Eine Verknüpfung von ABS und dem elektronischem Stabilitätsprogramm verkürzt die Bremswege auf losem Untergrund auf ein Fünftel. Davon profitieren nicht nur jene Fahrer, die ihren Touareg ins Gelände bewegen, sondern alle - sobald Schnee auf der Straße liegt. Gegen Aufpreis wird ebenfalls eine radargestützte automatische Distanzregelung angeboten, nebst einem System, das Auffahrunfällen verhüten soll. Zusätzlich gibt es den Spurwechselassistenten "Side Scan". Die Modelle mit Luftfederung werden nun gegen Aufpreis mit einem Fahrdynamikpaket ausgerüstet, mmit das das Wanken in Kurven deutlich reduziert wird. So erreicht der Touareg eine Handlichkeit, wie man sie von gehobenen Limousinen erwartet. Nebenbei garantiert die Luftfederung im Gelände eine Bodenfreiheit von 30 Zentimeter. Eine Steigfähigkeit von 100 Prozent und eine Watttiefe von 50 Zentimetern, zeigen, dass sich der Wolfsburg-SUV durchaus auch außerhalb der Straßen blicken lassen kann. Der Kunde im wirklichen Leben schreckt vor Ausflügen in die robuste Natur natürlich zurück. Eine Sache ist es, etwa 60.000 Euro für sein Fahrzeug auszugeben, eine andere in zehn Minuten Lack und Felgen zu verschrammen. Volkswagen selbst halte diese Bedenken nicht. Im Parcour geht es durch Sandwehen, ohne Tempolimit über Holperpisten und rein in Wasserlöcher. Und selbst am einsamstem Strand ist man nicht allein mit seinem Touareg. In den Dünen haben berittene Schnauzbärte ein waches Auge auf die Ausländer.

Mehr Kraft, weniger Saft

Neu im Maschinenraum findet sich der Achtzylinder-Benziner V8 FSI, ein Direkteinspritzer der 350 PS mit einem maximalen Drehmoment von 440 Newtonmeter liefert. Immerhin 40 PS mehr als zuvor. Mit ihm kommt der Touareg in 7,5 Sekunden von 0 auf 100 und erreicht 234 km/h - mit Stahlfedern. Der Durchschnittsverbrauch schleckert dann 13,8 Liter weg und das obwohl die neuen Außenspiegel besonders windschlüpfrig gestaltet wurden. Nebenbei sei bemerkt, dass der Durschnittsverbrauch mit einem sehr gemäßigten Fahrzyklus gemessen wird. Wer seinen "Mehr-als-Zwei-Tonner" hurtig und auch gern mal im Bereich über 200 km/h bewegen möchte, darf sich auf ganz anderen Zutrunk einstellen. Um angenehm zu fahren, reichen auch die kleineren Motoren. Der Fünfzylinder TDI mit 174 PS genügt, wenn es auch weiterhin Kunden geben wird, denen das Rumpeln des V10 TDI mit seinen 750 Nm Drehmoment mehr Freude bereitet. Für kurze Zeit ist der W12 übrigens nicht lieferbar, aber ab dem Sommer kann man auch wieder zwölf Zylinder jenseits aller Vernunft schnurren lassen. Dass ein Touareg kein Sparmobil ist, ahnt man auch bei Volkswagen. In den USA soll es einen Bluetec-Diesel geben. Ende 2008 soll sogar ein ungeliebter Hybrid folgen. Ansonsten besteht der Beitrag des Touareg zur Klimadebatte in den erwähnten schnittigen Außenspiegeln.

Kein Schnapper

Weithin unbekannt dürfte sein, dass der Touareg sich auch auf der Preisliste nicht so leicht von der Piste drängen lässt. Preislich startet der Fünfzylinder bei etwas über 42.000 Euro, auch hier ganz das Kind eines Ferdinand Piech. Ein Volksschnäppchen ist der Touareg freilich nicht. Mathematikgenies werden vermutlich mit Herausrechnen der Ausstattung ein paar Tausend Euro Preisdifferenz aufspüren, doch im großen und ganzen spielt der Touareg mit Q7, X5, Cayenne und ML-Klasse in einer Liga. Geschadet hat Volkswagen das nicht. Von der ersten Generation wurde 330.000 Exemplare verkauft. Ein Ende der Begehrlichkeit ist nicht in Sicht. In Tunesien zumindest schienen die Uniformierten an jeder Station heilfroh zu sein, einen Strich auf der Liste machen zu können, wenn wieder ein Touareg den Weg nach Haus gefunden hatte.