Seit schlechte Charaktereigenschaften gesellschaftsfähig geworden sind, schwappt die Geiz-ist-geil-Mentalität auch auf den Autosektor über. Tiefstpreise gelten auch hier nicht mehr länger als peinlich. Von diesem Trend und dem dünnen Angebot an Schnäppchen auf Rädern proftiert vor allem die koreanische Marke Kia. Sie konnte ihren Absatz hierzulande im vergangenen Jahr auf 26 389 Fahrzeuge (plus 28 Prozent) steigern und bezeichnet sich selbst als die am schnellsten wachsende Marke Europas. Gerade entsteht im slowakischen Zilina ein neues Kia-Werk mit einer Kapazität für 200 000 Fahrzeuge jährlich. Und der deutsche Importeur in Bremen kann es sich bei der hohen Nachfrage sogar leisten, seine Preise um 2,5 Prozent zu erhöhen. Ohne rot zu werden - bei anderen Marken tobt die Rabattschlacht.
Trotzdem bleiben die Kia-Preise heiß. Das neue Einstiegsmodell Picanto konkurriert beispielsweise mit VW Lupo und Citroen C2, bietet aber statt drei Türen deren fünf und bleibt mit dem Basispreis dennoch deutlich unter 9000 Euro, während die beiden dreitürigen Europäer nicht unter 10 000 Euro zu haben sind. Wie es um die weiteren Charaktereigenschaften des Picanto bestellt ist, klärt der stern-Fahrbericht.
Technische Daten
Motor | Benziner mit 65 PS |
Fahrleistungen | Spitze 154 km/h |
Abmessungen | 3,50L/1,60B/1,48H |
Preis | ca. 8700 Euro |
Glanz & Gloria: knuffig.
Trotz des hohen Aufbaus, der an einen Van erinnert, wirkt das Design des Picanto keinesfalls plump. Dafür sorgen schon seine groáen, trapezförmigen Scheinwerfer und die betonten vorderen Kotflügel. Sie verleihen dem Picanto ein freches Pausbackengesicht, während die ansteigende Seitenlinie und das abfallende Dach dem Stadtfloh einen Schuss Dynamik geben. Mit einem Würfel auf Rädern, der zufällig mal durch einen Windkanal gefahren ist, hat dieser pfiffige Koreaner jedenfalls keine Ähnlichkeit.
Der Innenraum ist zwar nüchtern gestaltet, aber nicht ärmlich. Das liegt vor allem am wuchtigen Armaturenbrett, das einerseits Sicherheit vermittelt, andererseits die Passagiere auch nicht mit speckig-glänzendem Kunststoff anekelt. Im Gegenteil: Die strukturierte, matte Oberfläche unterstreicht den Eindruck guter Materialwahl und solider Qualität, denn Klappergeräusche traten während der Testfahrt nicht auf. Kleine, aber feine Zugabe: Lenkrad und Schaltknauf sind serienmäßig mit Leder bezogen.
Gleiten & Geniessen: okay.
Das Fahrwerk ist ein durchaus gelungener Kompromiss aus Handlichkeit und Komfort - für diese Klasse, versteht sich. Gegen eine forsche Fahrweise sprechen vor allem die Sitze, deren Rückenlehnen den Insassen so gut wie keinen Seitenhalt bieten. Dafür gibt's ausreichend Kopf- und Kniefreiheit für vier Personen und auáerdem ordentlich Stauraum: bei umgeklappter Rückbank immerhin 868 Liter.
Gas & Spass: mau.
Der 1,1-Liter-Benziner reicht für das vorrangige Einsatzgebiet, den Stadtverkehr, zwar völlig aus. Auf Landstraßen und Autobahnen ist die Freude aber schnell vorbei. Denn selbst bei fröhlichem Gerühre mit dem Schalthebel des Fünfganggetriebes bereitet es den 65 PS Mühe, den Picanto aus dem Windschatten eines Lastwagens auf die šberholspur zu zerren.
Geld & Wert: super.
Der Basispreis von 8700 Euro kann zwar nicht ganz für bare Münze genommen werden, weil darin nicht mal die für ein Stadtauto unentbehrliche Servolenkung enthalten ist. Aber selbst mit diesem Extra bleibt der Picanto günstiger als 9000 Euro, denn sie kostet - im Paket mit elektrischen Fensterhebern - nur 270 Euro Aufpreis. Für weitere 850 Euro gibt's sogar Klimaanlage und Sitzheizung. Ebenfalls erfreulich ist die Kia-Garantie von drei Jahren, auf Durchrosten der Karosserie ist sie sogar doppelt so lang.
Fazit:
Vollwertiger Cityflitzer mit fünf Türen als Schnäppchenangebot.