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Plakat in New York Wie aus Wut über einen Fahrraddiebstahl eine Welle der Hilfsbereitschaft wurde

Als ihr das Fahrrad geklaut wurde, reagierte Amanda Needham zuerst wütend. Dann wurde sie kreativ. Und schließlich war sie davon überrascht, was ihre künstlerische Botschaft an den Dieb auslöste.

In vielen Städten gehört Fahrraddiebstahl zum traurigen Alltag. Es ist oft nicht zu empfehlen, eine allzu große emotionale Verbindung zu seinem Rad aufzubauen, denn zu schnell ist es meist wieder weg. Wer sich kein Fahrradschloss leistet, das beinahe so teuer ist wie das Rad selbst, könnte die kalte, hilflose Wut kennen, wenn der treue Drahtesel plötzlich verschwunden ist.

Ungefähr so muss sich Amanda Needham gefühlt haben. Der New Yorkerin wurde vor eineinhalb Wochen ihr gebrauchtes Fahrrad geklaut. Übrig geblieben waren nur ihr Vorhängeschloss und das Vorderrad. Mit dem Rest war der Dieb getürmt.

Wütende Nachricht an den Fahrraddieb

Also beschloss die Frau aus Brooklyn, dem Unbekannten eine "kleine Nachricht" zu schreiben – "okay, es war eine große Nachricht", gibt sie in der "New York Times", der sie ihre Geschichte erzählte, zu. So sah diese Nachricht aus: 

Needham hängte ein Plakat an den Zaun ihres Vermieters (mit seiner Erlaubnis natürlich), auf dem stand: "An die Person, die mein Fahrrad gestohlen hat: Ich hoffe, du brauchst es mehr als ich. Es hat gebraucht 20 Dollar gekostet und ich brauche es, um zur Arbeit zu kommen. Ich kann mir kein anderes leisten. Klau das nächsten Mal das Peugeot-Rennrad eines Hipsters. Oder klau gar nicht! PS: Bring es zurück!"

Dass ihre Reaktion wirklich etwas bewirken würde, darauf hatte Amanda Needham gar nicht erst zu hoffen gewagt. Eigentlich ging es ihr in erster Linie um Frustabbau und darum, ein Zeichen zu setzen: "Ich wusste, dass die Fahrräder von einigen Leuten aus der Nachbarschaft auch gestohlen worden waren und das Mindeste, was ich tun konnte, war bekanntzumachen, dass so etwas passiert."

Der #KarmaCycle: Beeindruckende Hilfsbereitschaft

Dann aber setzte der "Karma-Kreislauf", wie Needham es nennt, ein. Wenige Tage, nachdem sie ihr Schild aufgehängt hatte, klingelte ein afroamerikanischer Jugendlicher an ihrer Tür und bot ihr sein Fahrrad an. Es war zu klein für Needham, aber es kam auf die Geste an. Und es sollte nicht der letzte Besuch dieser Art gewesen sein.

Eine Frau kam zu ihr und sagte, sie wisse nicht viel über Fahrräder, aber wenn sie eines finden würde, würde sie es Needham vorbeibringen. Als nächstes meldete sich ein Kunsthändler, der das Plakat für 200 Dollar kaufte. "Dieses Schild hat Dinge verändert", staunt Needham: "Ich war Teil einer Welle von Gutherzigkeit, die sich schön und echt und inspirierend anfühlte."

Und diese Welle soll bei ihr nicht aufhören. Needham erinnerte sich an das Fahrrad, das ihr der Jugendliche geschenkt hatte. Sie hat das Rad reparieren lassen und will es nun verschenken – damit sie auch jemanden glücklich machen kann.

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