Was den Deutschen die Stiftung Warentest, ist den Amerikanern ihr "Consumer Reports": die Institution, die rät, welche Produkte einen Kauf lohnen und welche besser liegen bleiben. Die Ergebnisse decken sich zwar nicht immer mit eigenen Erfahrungen - aber der Einfluss auf das Konsumverhalten ist immens.
Besondere Beachtung erfährt der jährliche "Reliability Report", der Automarken nach ihrer Zuverlässigkeit bewertet. 1,3 Millionen US-Fahrer wurden für die jüngste Ausgabe befragt, die am Dienstag vorgestellt wurde - und die deutschen Autobauer blamiert. Die ersten neun Plätze belegen japanische Marken. Längst scheinen die großen Rückrufaktionen vergessen, mit denen etwa Toyota die Amerikaner vor einem Jahr noch verschreckt hatte.
Lexus zeigt wie es geht
Hinter den Japanern folgen Volvo und die Koreaner. Als Bester der Schwachen landet Volkswagen auf Platz 16, Mercedes und BMW werden mit 18 und 19 abgestraft, Audi gar mit Rang 26 - von 28. Am schlimmsten aber trifft es Porsche: Absturz von 2 auf 27.
Die Ergebnisse werfen einen Schatten auf das makellose Image der Konzerne auf einem ihrer wichtigsten Märkte. Deutsche Hersteller verkaufen in den USA zusammen rund eine Million Autos im Jahr. Sie dominieren das Luxussegment, wollen nun auch in den Massenmarkt vorstoßen. Dort ist der Einfluss von "Consumer Reports" auf Kaufentscheidungen besonders groß. Und selbst im Hochpreisgeschäft trumpfen die Japaner auf. Lexus, die Luxustochter des Toyota-Konzerns, steigt im Ranking von Rang neun auf zwei.
Die Deutschen sind konsterniert: "Wir müssen die Studie zunächst auswerten", hieß es bei Porsche. Ähnlich reagierte BMW: "Die Menge an Daten ist eindrucksvoll, und wir müssen das ernst nehmen", sagte ein Sprecher. "Bei solchen Studien kommt es aber auch darauf an, wen und wie man fragt." So hatten die Amerikaner Porsche und BMW in einer Studie des Branchendiensts JD Power gerade erst zu den attraktivsten Marken gekürt.
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ist erschienen in der Financial Times Deutschland
Verständliche Bedienbarkeit ist überproportional wichtig
Doch Markenimage ist nicht gleich Zuverlässigkeit. Und selbst kleine Ärgernisse, etwa mit komplexen Bordinstrumenten, können aus echten Fans erboste Kritiker machen. So erklärt sich der Absturz von Ford um zehn Plätze durch den Einbau neuer, komplexer Bediensysteme mit Touchscreens. Dasselbe gilt für Porsche mit dem neuen Cayenne und dessen hoch technisierter Mittelkonsole.
Grundsätzlich gilt: Ältere, etablierte Autos schneiden in der Umfrage besser ab. Neue Technologien, noch unausgereift oder gewöhnungsbedürftig, führen dagegen häufig zu schlechteren Resultaten.
Wie man die Herzen der US-Kunden erobert, zeigt denn auch ein Vertreter des Simplen: Scion, jüngster Spross aus dem Hause Toyota, steht an der Spitze des Rankings, dank kleiner, einfacher und solider Autos. Denn wo wenig ist, kann auch wenig kaputtgehen.