Kunst und Auto? Klar, kennt jeder. Das sind Pin-Up-Girls, die sich mit wallenden Brüsten über endlose Motorhauben strecken. Oder romantischen PS-Liebhaber: Links die chromschwangere Side-Pipe, vorn der airgebrushte Indianerkopf. Alternative: eine vollbusige Drachentöterin mit eklem Getier zwischen den Schenkeln. Legt man die Ansprüche noch tiefer, gibt es den bekannten Tuner-Katalog. Motto: Heiße Girls am heißen Auspuff. Dieses Artwork liegt an jeder Tankstelle aus.
Service
Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum – Zentrum Internationaler Skulptur Friedrich-Wilhelm-Str. 40
D- 47051 Duisburg
Tel: 0203 283 3294 / 2630
Öffnungszeiten:
Di – Sa 11–17 Uhr
So 10–18 Uhr
Mo geschlossen
Der Künstler fährt Auto
In die Welt der "echten" Kunst brauste das Automobil 1909 mit einem Paukenschlag. Filippo Tommaso Marinetti verkündete im "Manifest des Futurismus": "Wir erklären, dass sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit. Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre schmücken, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen . .. ein aufheulendes Auto, das auf Kartätschen zu laufen scheint, ist schöner als die Nike von Samothrake." Angesichts der damaligen Fahrleistungen eine gewagte Behauptung.
Das Jahrzehnt des unbegrenzten Fahrvergnügens
In den sechziger Jahren, vor Ölschock und Klimakrise, prägte das Auto ganz ungebrochen Fortschrittsglauben und Lebensgefühl einer Generation im Aufbruch. Jetzt zeigt das Wilhelm-Lehmbruck-Museum in Duisburg die Ausstellung "Pop-Cars - Amerika-Europa" eine Gegenüberstellung von amerikanischen und europäischen Kunstwerken der Pop-Ära. Bekanntester Vertreter ist Andy Warhol mit seinen fast kunstgewerblich hübschen Drucken. In Duisburg ist auch Geoffrey Hendricks bemalter VW "Sky Car" zu sehen. Bereits in der "Pop-Art"-Ära blieb die Freude am Fahren nicht naiv und ungebrochen. John Chamberlains zeigte ein zerquetschtes Autowrack ("Dandy Dan-D") und Christo verpackte Verkehrszeichen. Die „Beton-Autos" von Vostell ließen den Traum von der unbegrenzten Bewegung in Zement erstarren. Die härteste Zumutung fügte wiederum Andy Wahrhol den Betrachtern zu. Seine Serie "Death und Desaster" ist die schonungsloseste Konfrontation mit dem Lebensstil eines Lebens als "Way of Driving."
Gernot Kramper