Die Natur erwacht, die Sonne blinzelt immer stärker durch die Wolken. Zeit, die Roller aus der Garage zu holen und bereit für die erste Tour zu machen. Die Vorteile eines solchen Einspurfahrzeuges sind gerade in großen Städten unbestritten. Selbst bei dichtem Verkehr kann man sich noch durchwieseln und auch die Parkplatzsuche ist deutlich einfacher als mit einem Auto. Auch bei den Motorrollen hält die Elektromobilität Einzug und deswegen beschäftigen wir uns ausschließlich mit den Stromern.
Stromern auf zwei Rädern

Wir unterteilen die E-Roller in zwei Gruppen: die eine für Vehikel mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h und einem Elektromotor mit 4 kW / 5,4 PS Nennleistung. Dafür braucht man entweder die AM-Fahrerlaubnis oder einen Führerschein der Klasse B. Das bedeutet, dass jeder, der ein Auto bewegen darf, sich auch auf eine „50er“ (wegen der Beschränkung des Hubraums auf 50 Kubikzentimeter bei einem Roller mit Verbrennungsmotor) schwingen und losflitzen darf. Wer die Maschine hauptsächlich in der Innenstadt bewegt, ist mit einem solchen Gefährt sicher ausreichend motorisiert.
Etwas diffiziler wird die Sache schon, wenn man etwas außerhalb wohnt oder auch mal die eine oder andere Tour unternehmen will. Dann sollte man doch etwas mehr Power unterm Hintern haben. Zum einen, weil man mit einem Roller mit maximal 11 kW / 15 PS alle Straßen in Deutschland benutzen darf und zum anderen, weil man sich mit einer Höchstgeschwindigkeit um die 100 km/h sicherer fühlt, wenn ein Lkw im Rückspiegel auftaucht. Allerdings sind die Führerschein-Hürden bei diesen Rollern schon etwas höher: Man braucht einen Führerschein der Klasse A1 (Mindestalter 16 Jahre) oder muss seinen Führerschein der Klasse B vor dem 1. April 1980 abgelegt haben. Außerdem gibt es seit dem 1. Januar 2020 die Möglichkeit, ohne praktische oder theoretische Prüfung den Autoführerschein (Klasse B für mindestens fünf Jahre) durch den Schlüssel B196 erweitern zu lassen. Man muss lediglich vier Theoriestunden sowie fünf Praxisstunden absolvieren und mindestens 25 Jahre alt sein. Rund 130.000 Deutsche haben diese Option bereits gezogen. Allerdings darf man mit dieser Fahrerlaubnis nicht im Ausland unterwegs sein.
Wer elektrisch rollern will, hat mittlerweile eine große Auswahl aus 50ern und 125ern. Wir stellen die angesagtesten Modelle vor. Peugeot Motocycles (ist mittlerweile Teil des indischen Mahindra-Konzerns) rüstet bei in der 45-km/h-Klasse auf und stellt dem e-Ludix mit dem e-Streetzone einen weiteren E-Roller zu Seite, der vor allem für das urbane Umfeld gedacht ist. Der Elektroroller schafft mit einer Batterie eine Reichweite von 61 Kilometern, wer sich für zwei der herausnehmbaren Akkus entscheidet, kommt bis zu 112 Kilometer weit. Im Boost- Modus beträgt die Höchstgeschwindigkeit 45 km/h, im Eco-Programm, mit dem man auch die Maximalreichweite schafft, sind es 25 km/h, in. Der französisch-indische steht ab dem dritten Quartal beim Händler.
Eine Alternative kommt von Fantic und heißt Issimo City. Das Design haut einen auf den ersten Blick nicht unbedingt vom Hocker, hält aber beim genaueren Hinsehen ein paar Überraschungen parat. Aufgrund der 16 Zoll Räder verlieren auch Trambahnschienen ihren Schrecken. Der Rahmen besteht aus Alu und macht den Roller ohne Batterie 79 Kilogramm leicht. Ein Batteriepack hat eine Kapazität von 2,2 kWh und wiegt zwölf Kilogramm. Optional gibt es zweites hinzu, dann sollen über 140 km Reichweite drin sein. Ob dieser Wert in der Realität Bestand hat, wird sich zeigen. Der Motor hat 3 kW / 4 PS Leistung. Wie einige der hier vorgestellten E- Roller gibt den Issmo City in zwei Versionen – mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h und von 65 km/h.
Wer beim Zweirad-Stromern nicht auf echtes Roller-Feeling verzichten will, greift natürlich zur Vespa. Allerdings lassen die Italiener sich das Mobilitäts-Dolce-Vita auch dementsprechend bezahlen. Die Vespa Elettrica mit einer maximalen Geschwindigkeit von 45 km/h kostet mindesten 6.990 Euro. Wer bis zu 70 km/h schnell sein will, legt noch mal 200 Euro drauf. Dass es die Elettrica mittlerweile auch in Rot und nicht mehr nur in Grau gibt, freut die Vespisti. Allerdings ist die italienische Schönheit schon ein bisschen in die Jahre gekommen. Die festverbauten Akkus haben eine Kapazität von 4,2 kWh, was für eine nominelle Maximalreichweite von 100 km reicht. Im Alltag dürfen es um 70 Kilometer sein. Aufgrund der festinstallierten Batterien ist eine Steckdose am Heim-Parkplatz wichtig, dann lässt es sich auch in der Stadt entspannt cruisen. Während man mit der 45 km/h Version durchaus flott unterwegs ist, geht der 70-km/h-Variante ab 60 km/h die Luft aus. Das können andere Roller in der 100-km/h-Klasse besser. Aber mit keinem ist man stylischer unterwegs.
Mit dem klassischen Design einer Vespa hat der Ray 7.7 nur wenig gemein. Der spanische E-Roller dürfte eher polarisieren, überzeugt in der 11-kW-Klasse mit seinen Fahrleistungen und einer Spitzengeschwindigkeit von 129 km/h. Die 7,7 kWh-Batterien (daher der Namenszusatz) machen den Iberer zwar 165 Kilogramm schwer, spendieren ihm aber auch eine Reichweite von mehr als 150 Kilometern (bei Tempo 50 km/h). Selbst wenn man fleißig am Gashebel dreht und mit 100 km/h unterwegs ist, muss man erst bei knapp 110 km anfangen, sich nach einer Typ-2- Ladesäule umschauen. Mit dem optionalen 3,3-kW-Ladegerät sind die Akkus nach einer Stunde und 50 Minuten wieder zu 80 Prozent gefüllt. Gut: Neben drei Vorwärts-Fahrmodi hat der Ray 7.7 auch einen Rückwärtsgang. Der Preis ist dementsprechend: Ab 9.990 Euro geht es los.
Wenn Retro, dann richtig, haben sich wohl die Strategie-Experten der italienischen Traditions- Motorradmarke MV Agusta gedacht, die nach rund 70 Jahren mit dem Ampelio in das Roller-Geschäft zurückkehrt. Der E-Roller sieht nicht nur klasse aus, sondern ist auch eine Kampfansage an die Vespa Elettrica. Bellisimo. Wenn man aber unter die schmucke Hülle schaut, findet man Technik aus Tawain von den Roller-Experten von Kymco. Also hat der 121 Kilogramm schwere MV Agusta Ampelio einen Elektro-Motor mit 7,2 kW / 10 PS und 215 Nm Drehmoment und einer Höchstgeschwindigkeit von 95 km/h. Die 3,5 kWh-Akkus sollen für mindestens 85 Kilometer Reichweite sorgen.
In Italien geht es mit Vollgas in Richtung Elektro. Der Italjet Dragster #e01 Electric spielt allerdings nicht die Retro-Karte, sondern geht optisch in die futuristische Robo-Transformers-Richtung. Der Elektromotor hat 6 kW/8 PS Dauer- sowie 12 kW/16 PS Spitzenleistung und einem Drehmoment von 360 Newtonmetern. Dank der Batterie mit einer Kapazität von 4,91 kWh sollen je nach Fahrweise zwischen 90 bei höherem Tempo und 180 km/h möglich. Damit der Elektrospaß ab der zweiten Jahreshälfte auch möglichst schnell weitergeht, sind die Akkus mit dem 10- kW-Schnelllader nach knapp 30 Minuten wieder zu 95 Prozent gefüllt. Mehr als 120 km/h Höchstgeschwindigkeit sind bei einem Leergewicht von 150 Kilogramm möglich.