Wer Kinder mit seinem Rad transportieren will, benötigt zunächst einmal ein solides, gebautes Fahrrad. Besonders sportliche oder auffallende Bauformen eignen sich meist nicht dazu, Kindersitze zu montieren. Perfekte Kindertransporter sind dagegen City- und Trekkingräder.
Der Sitz auf dem Gepäckträger
Am bekanntesten ist der Kindersitz für den Gepäckträger. Die Montage erlaubt höhere Lehnen für eine bessere Abstützung von Rücken und Kopf, die Sicht des Fahrers wird nicht behindert. Außerdem bieten sie den Kindern vergleichsweise viel Bewegungsfreiheit, was vor allem längere Fahrten entspannter macht. Bei einem Sturz kann der Fahrer auch nicht auf das Kind fallen.
Hinten montierte Sitze haben aber auch Nachteile. Das Gewicht des Kindes drückt den Schwerpunkt weit nach oben und nach hinten. Die Hecklastigkeit kann bei hohem Tempo zu unruhigen Fahreigenschaften und zum gefürchteten Rahmenflattern führen. Ungeübten droht ein Sturz. Auch bei niedrigem Tempo verliert das Rad durch die zusätzliche Last an Stabilität.
In manchen Fällen schränken die Sitze den Tretkreis für den Fahrer ein. Auf Dauer ist es für Sie unangenehm, bei jedem Tritt um die Kinderbeine "herum zu eiern". Das müssen Sie auf jeden Fall vor dem Kauf ausprobieren. Ist ein Sattel mit Federn montiert, müssten diese abgedeckt werden, da sonst die Finger gequetscht werden können. Ein typischer Vertreter dieser Federsättel sind die Ledermodelle von Brooks.
Bei einem Herrenrad mit gerader Stange gibt es ein weiteres Problem. Der normale Aufstieg mit einem Beinschwung über das Hinterrad funktioniert durch den Sitz nicht mehr. Das Bein muss beim Auf- und Absteigen über die Stange gehoben werden, dabei darf das Rad nicht allzu schräg gehalten werden. Hinzu kommt das Gewicht des Kindes. Das Aufsatteln erfordert Übung und eine gewisse Beweglichkeit von Ihnen. Besser ist ein Rad mit tiefem Einstieg oder abfallendem Oberrohr (siehe Infografik).
Die Preise für den Gepäckträgersitz starten bei rund 40 Euro, Markenmodelle können schon einmal 130 Euro kosten. Viele Exemplare wachsen mit und können lange genutzt werden.
Der Frontplatz
Kinder bis 15 Kilogramm dürfen in Deutschland auch auf Lenkradsitzen transportiert werden, die vor oder hinter dem Lenker montiert werden können. Wer in den Urlaub fährt, sollte aber aufpassen. Beispielsweise in Österreich ist der Lenkradsitz generell verboten. Das liegt daran, dass das Kind bei Unfällen relativ ungeschützt ist. Für das Fahrverhalten ist die Montage auf dem Lenker jedoch meistens vorteilhaft, da der Fahrer den Schwerpunkt immer genau im Griff haben. Außerdem können Sie den Blick- und Sprechkontakt besser halten, als wenn das Kind hinten sitzt.
Der Fahrradanhänger
Stark im Kommen sind Fahrradanhänger. Moderne Exemplare sind sicher und komfortabel, haben aber ihren Preis. Mit rund 300 Euro bis über 1100 Euro schlagen sie gewaltig zu Buche. Bei Crash-Tests zeigten die Anhänger bei richtiger Beladung in der Regel gute Ergebnisse, auch bei sogenannten schweren Unfällen kippen sie nicht um. Nachteil der Anhänger: Rangieren wird durch den großen Wendekreis umständlich. Außerdem müssen sie irgendwo sicher abgestellt werden. Für Etagenwohnungen sind sie daher eher unpraktisch.
Die Qual der Wahl
Alle Systeme haben Vor- und Nachteile. Die Befestigung am Lenker oder am Gepäckträger beeinträchtigt die Stabilität des Fahrrades deutlich. Je mehr Gewicht, umso unangenehmer wird es. Kommen noch weitere Lasten hinzu, wird das Fahren nicht nur sehr anstrengend, die Stabilität leidet dann massiv. Bei der Montage des Kindersitzes auf dem Gepäckträger können keine Gepäcktaschen mehr am Träger befestigt werden. Häufig werden dann Einkaufstüten einfach über Lenkerenden gestülpt. Das ist schon ohne Kind an Bord gefährlich, weil die beutel in die Speichen geraten können.
Vor dem Kauf sollte man wissen, ob der Sitz dauerhaft montiert wird oder nach dem Kindertransport wieder abgenommen werden soll. Achten Sie darauf, dass dieser Wechsel ohne Werkzeug, schnell und sicher möglich ist.
Das Ziehen eines Anhängers beeinträchtigt die Stabilität des Rades beim Fahren nicht, in ihm lassen sich sogar weitere Lasten transportieren. Der Hänger macht das Rad aber breiter und unbeweglicher. Auf schmalen und zugestellten oder zu geparkten Radwegen kann es sehr fummelig werden. Der hohe Preis der Hänger ist nur zu akzeptieren, wenn das Rad ganz regelmäßig benutzt wird. Für gelegentliche Ausflüge sind die Hänger zu teuer.
Ein Wort zur Sicherheit
Lassen Sie sich nicht täuschen. Jemand, der überzeugt Fahrrad fährt, muss ehrlich sagen: Auch mit CS-Siegel, Helm und Warnweste bietet ein Fahrrad nicht die Sicherheit eines Autos. Sie können sich mit diesen Hilfsmitten vor Sturzfolgen oder kleinen Zusammenstößen schützen. Sollten Sie aber mit einem Wagen aneinandergeraten etwa, weil der Autofahrer den Vorrang des Radweges beim Abbiegen nicht beachtet, sind Sie und Ihr Kind nur sehr ungenügend geschützt.