Quads erfreuen sich in Deutschland zunehmender Beliebtheit. Die Experten streiten noch über Sinn und Unsinn der grobstolligen Spaßgefährte und warnen vor Unfällen. Quads wurden ursprünglich für den Nutzfahrzeugbereich entwickelt und finden beispielsweise auf Farmen in den USA oder bei Förstern in heimischen Wäldern Verwendung. In den letzten Jahren wurden sie vermehrt als Fun-Fahrzeug im Gelände und auf der Straße entdeckt.
Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes sprechen eine deutliche Sprache: Seit 2001 wird demnach der Bestand von Quads und den dreirädrigen Trikes gemeinsam ermittelt. Er lag 2001 noch bei 743 Fahrzeugen und stieg in diesem Jahr auf 23.317 Fahrzeuge an. Allein 2003 kamen 16.135 Fahrzeuge fabrikneu in den Verkehr, der Quad-Anteil lag bei 96 Prozent.
Autoführerschein reicht
Für den Straßenverkehr zugelassene Modelle erreichen Geschwindigkeiten um die 120 Stundenkilometer und können mit zwei Personen genutzt werden. Wer ein Quad fahren will, braucht dazu keinen Motorradführerschein - die Fahrerlaubnisklasse B (die alte Klasse 3) reicht nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes aus. Ab Juli 2005 sollen nach DEKRA-Angaben auch 16-Jährige über die neue Führerscheinklasse S ein Quad bis 45 Stundenkilometer fahren dürfen. Mangelnde Übung und eine falsche Einschätzung der Fahreigenschaften können aus dem Quad-Spaß jedoch schnell einen Unfall werden lassen.
"Die teilweise mangelhafte Bauweise und das relativ instabile Fahrverhalten" berge erhebliche Sicherheitsrisiken für die Fahrzeugnutzer, mahnen etwa gemeinsam Unfallexperten der DEKRA und der Versicherung Winterthur. Die schmal gebauten Fahrzeugen mit kleiner Standfläche seien einer erhöhten Kippgefahr ausgesetzt, das Handling in Kurven sei erschwert.
Auf Asphalt hafteten die verwendeten Stollenreifen nur schlecht und verstärkten das ohnehin unstabile Fahrverhalten, erklären die Experten. Die für Fahrten im Gelände konzipierten Quads seien für den Einsatz auf Straßen wenig geeignet. Die Fachleute fordern gar den Gesetzgeber auf, den Sicherheitsdefiziten mit neuen Vorschriften entgegenzuwirken.
ADAC warnt
Nach Ansicht des ADAC-Experten für Fahrzeugtechnik, Ruprecht Müller, sind Quads "fahrdynamisch durchaus kritisch zu betrachten". Der ungünstige Schwerpunkt berge die Gefahr des schnellen Umkippens, außerdem neigten die Fahrzeuge zum starken Untersteuern. Bauart und die grobstolligen Reifen sprächen für eine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit auf maximal 100 Stundenkilometer. Eine Helmtragepflicht sei "ein absolutes Minimum". Wer mit einem Kauf liebäugele, der sollte sich zunächst ein Quad ausleihen und ausführlich Probefahren, empfiehlt Müller.
Der Leiter des Instituts für Zweiradsicherheit (ifz) in Essen, Elmar Forke, sieht in einem Quad "schon ein sehr schönes Freizeitgerät". "Ein Quad, wenn es vernünftig gefahren wird, ist eigentlich ein ganz sicheres Gefährt", sagt Forke. Sein Institut verfüge zurzeit jedoch nur über "wenig gesicherte Erkenntnisse". Problematisch sei, dass ein Quad als Auto oder als Motorrad zugelassen werden könne und demnach jeweils ohne oder mit Helm gefahren werden dürfe. Vom Sicherheitsaspekt her sei das Tragen eines Helms in jedem Fall zu empfehlen.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) muss sich auf das Thema Quad erst noch richtig einfahren. "Wir beobachten. Noch sind Quads für uns statistisch kaum greifbar", erklärt GDV-Sprecher Klaus Brandenstein. Bislang würden Quads und Trikes gemeinsam erfasst. Die Schadenshäufigkeit dieser Fahrzeuggruppe habe 2002 "ziemlich genau im Schnitt der Motorräder gelegen".
Die Hersteller, darunter Giganten wie Kawasaki und Yamaha, werben unterdessen mit immer ausgefeilteren Modellen. Ein Händler stimmt seine Kundschaft so schon auf ein Quad ein, das bei nur 274 Kilo Gewicht von einem 750-Kubikzentimeter-Motor mit rund 52 PS angetrieben wird. Das Gefährt verfügt unter anderem über Einzelradaufhängung und zuschaltbaren Allradantrieb. Stefan Lange/AP