US-Autokäufer Amerikaner hadern mit ihren Kleinwagen

Vor einem Jahr war Öl so teuer wie nie zuvor. In diesem Schock entschieden sich viele Amerikaner erstmals für einen Kleinwagen. Nun stellt sich herraus, dass die Kleinwagenkäufer todunglücklich mit ihrer Wahl sind.

Im Ölpreishoch kauften viele Amerikaner einen Kleinwagen. Nun wird ihre Meinung zu den Fahrzeugen in den alljährlichen Umfragen zur Kundenzufriedenheit ausgewertet. Die Ergebnisse sind verheerend, das Konzept "Kleinwagen" scheint das dickste Volk der Welt nicht überzeugen zu können. "Unsere Untersuchung besagt, dass die Amerikaner auf jeden Fall einen Wagen mit effizientem Antrieb kaufen wollen, aber er soll nicht kleiner sein als ihr jetziges Fahrzeug", so George Peterson, Präsident von "AutoPacific". "Der US-Wagen von morgen wird also nicht klein und niedlich. Er hat eine vernünftige Größe, geht besser mit dem Treibstoff um, verfügt aber über eine angemessene Leistung und die ganze Palette an Features, die Kunden heute von einem Wagen erwarten."

Die Spritpreise haben inzwischen wieder Normalniveau erreicht, also machen Kleinwagen keinen Sinn mehr. Für die Studie "Small Cars in the USA: Planning for the Coming Boom" von "AutoPacific" wurde 32.000 Neuwagenkäufer in den USA befragt. Die Ansprüche der Kunden von Kleinwagen orientieren sich dabei eindeutig an den größeren Fahrzeugklassen. Es ist, als wäre der Kauf nur aus der finanziellen Not heraus geschehen und als ob die Käufer nur darauf warten würden, schnellstmöglich wieder eine Nummer gößer zu wählen.

Mehr Bling und mehr Bumms

"Unsere Untersuchung zeigt, dass Besitzer von Kleinstwagen wie dem Toyota Yaris, dem Honda Fit oder Chevrolet Aveo mehr Kraft und Beschleunigung verlangen. Sie wollen mehr Technik und mehr Innenraum beim nächsten Kauf", so Peterson. "Als sie diese Wagen kauften, nahmen sie kleine Motoren und wenig Platz in Kauf, weil sie der Spritverbrauch überzeugte. Aber in der Zukunft wollen sie etwas anderes – Größer, Schneller und mit mehr Lämpchen und Schaltern."

Beim nächsten Autokauf will die Mehrheit wieder ein größeres Fahrzeug wählen. Rund die Hälfte könnte sich eine kleine Mittelklasselimousine vorstellen, gut ein Drittel will eine große Mittelklasselimousine. Auf ein SUV umsteigen wollen rund 18 Prozent. Dass der kurze Kleinwagen-Boom in den USA vielleicht schon vorbei ist, zeigt auch die Verkaufsstatistik. Der Absatz von teilweise erst vor kurzem auf den Markt gekommenen Modellen wie Honda Jazz, Toyota Yaris und Chevrolet Aveo ist gegenüber dem Vorjahr mit seinen Rekord-Kraftstoffpreisen im aktuellen Jahr zweistellig eingebrochen.

Aber nicht nur die Besitzer der Kleinwagen sind missmutig. Auch bei der Abstimmung "Motorist Choice Award" von "AutoPacific" sehen die Verhältnisse ähnlich aus. "Die Frage stellt sich, ob sich amerikanische Kunden überhaupt für kleinere Produkte begeistern können", sagt Petersen. "In unserem Motorist Choice Awards waren 106 der bestplatzierten 107 Wagen große Limousinen, Luxuswagen, SUVs, Crossovermodelle oder Minivans. Nur dem BMW 1er schaffte es in die Top 100, er landetet auf Platz 35."

Wenn sich die Kunden nicht für kleine und spritsparende Wagen begeistern lassen, wird es für die Autoindustrie eng. In Amerika wurde im großen Stil in die Produktion kleiner Wagen investiert. Außerdem will die US-Regierung bis 2016 strenge Verbrauchsgrenzwerte für die Fahrzeugflotten der Hersteller einführen. Ohne einen großen Anteil kleiner Fahrzeuge am Pkw-Absatz wird man die ehrgeizigen Ziele nur schwer erfüllen können.

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Gernot Kramper/MID