Volkswagen-Pläne Billige SUVs braucht die Welt

Volkswagen plant offenbar neue Geländewagen für die USA. Ja spinnen die Amerikaner? Oder spinnt VW? Angeblich sind die großen Geländewagen in den USA überhaupt nicht mehr zu verkaufen. Warum sollte man also in diesen Markt einsteigen? Die Antwort ist simpel.

Ganz einfach, weil dieser Markt weiter existiert - allem Klimawunschdenken zum Trotz. Das Wort Geländefahrzeug sagt in diesem Segment mehr, als es hält. Der Amerikaner greift gern zum großen SUV auch ohne Geländeuntersetzung und Vierradantrieb. Wichtig ist, dass die Wagen groß sind, optisch etwas hermachen und nicht zu teurer sind. Europäische Wagen tun sich mit diesen Vorstellungen schwer. Sie sind meist Kunstwerke der Ingenieurskunst, die viel Technik und Leistung in bescheidene Außenmaße stecken. Also "klein, aufwändig und teuer" und damit ziemlich genau das Gegenteil von den Wünschen des einfachen US-Käufers. Der neue siebensitzige Volkswagen soll größer sein als der Geländewagen Touareg, aber nicht über dessen teure Offroad-Technik verfügen. Der Markstart ist für 2015 angesetzt. Das große SUV wäre nach dem im Sommer gestarteten Van VW Routan und dem geplanten Spar-Passat ein weiteres speziell für US-Markt entwickeltes Auto der Marke.

Im amerikanischen Auto-Markt herrscht "Wall Mart"-Mentalität: viel und billig - diese Zauberworte elektrisieren den Normalbürger. Der Sprit war in den USA besonders billig, aber die Autos eben auch. Für den Dollar bekommt der Amerikaner einfach deutlich mehr Auto als der deutsche Konsument für seinen Euro. Sicher kann man in Deutschland dann sagen, die Amis können keine Autos bauen, ihre Wagen fühlen sich billig an und sind technisch weit zurück. Die zweite Hälfte der Wahrheit wird dann gern unterdrückt: Die US-Wagen sind spottbillig, so billig, dass man in Deutschland kaum davon träumen kann. Ein riesiger Geländewagen rollte in den USA auch schon vor der Krise für unter 25.000 Dollar beim Händler vom Hof. Dafür gibt es in Deutschland eben gerade einen Golf - State of the Art - aber auch nur mit vier Türen und sonst in trister Grundausstattung und vermutlich mit Lieferzeit.

In Europa wird getan, als sei der US-Fahrer ein bedenkenloser Verschwender. Das Gegenteil ist der Fall, er ist ein Knauser. In den USA wachsen die Bäume nämlich nicht in den Himmel. Sicher ist ein US-Brummer für 20.000 Dollar keine Mercedes ML-Klasse. Die kann sich Joe Sixpack nicht leisten, aber bevor er sich mit einem europäischen Wagen in Polo-Dimensionen abspeisen lässt, nimmt er lieber fürs gleiche Geld ein US-Schlachtschiff. Sicher ist der Verbrauch höher, aber beim Betrieb in ländlichen Gegenden und dem rigiden Tempolimit in den USA auch nicht so viel höher, wie man zunächst denkt. Jedenfalls lässt sich die Preisdifferenz eines US-Pick-Ups (USA-Verkaufspreis unter 20.000 Dollar) zu einem deutschen Passat (Europa-Preis um 30.000 Euro) praktisch nie wieder rein fahren.

Sicher gibt es Ausnahmen. Insbesondere im Bereich der "Edel Importe"- diese decken aber nur einen kleinen Teil des US-Marktes ab. Und diese ausgesuchten Kunden wohnen nicht im Trailer-Park und kaufen auch nicht bei Wall Mart ein. Sie führen dazu, dass einzelne Händler keinen Mercedes mit "vernünftigen" kleinem Motor losschlagen können, aber die C-Klasse mit 6,4-Liter-AMG-Hubraum geht wie geschnitten Brot. Die normale Bevölkerung hat aber andere Sorgen.

Die Volkswagen-Strategie richtet sich nicht auf die "Happy Few" sondern auf die breite Masse. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass sich nicht die ganze Welt zum europäischen Autobild bekehren lassen wird. Jetzt und in absehbarer Zukunft geben die Wachstumsmärkte den Puls der Entwicklung an. Dort gibt es die Gruppe der kaufkräftigen Eliten, denen praktisch nichts teuer genug sein kann. Aber es gibt auch einen Massenmarkt und der wird lange Zeit lang nicht den Standard von Audi, BMW und Lexus erreichen. Dort werden billige und robuste Fahrzeuge aller Art nachgefragt werden. Neben dem ebenso erfolgreichen, grundhässlichen Stufenheck-Logan eben auch geländegängige Fahrzeuge aller Art. Und anders als in Deutschland wird dort Bodenfreiheit und Allrad nicht nur eine modische Attitüde sein. Denn eines ist sicher: Der Ausbau des Straßennetzes wird der Mobilisierung der Massen nicht hinterkommen. Insofern ist die Volkswagen Strategie mit robusten Geländewagen für Gewerbe und Privatkunden in diesen Märkten mitzumischen überhaupt nicht irrsinnig.

Kra