Der neue Golf VII Was kostet mein nächster Golf?

Volkswagen hat den neuen Golf vorgestellt. Es ist daher Zeit, nachzurechnen, wie viel man tatsächlich für "Das Auto" bezahlen muss.

Der neue Golf ist billiger als der alte, sagt VW und hat damit nicht einmal Unrecht. Für bessere Motoren, mehr Ausstattung, mehr Sicherheit und weniger Verbrauch muss man nicht mehr bezahlen. Aber trotzdem wird der Golf kein Schnäppchen, das merkt man schon beim Einstiegspreis von fast 18.000 Euro.

Bevor es ans Bestellen geht, sollte man wissen, dass es noch lange nicht jedes Modell gibt: Den Golf VII kann man als Drei- und Fünftürer und mit einigen Motoren bekommen. Erdgas-Golf, Hybrid-Golf oder Elektro-Golf sind - ganz wie man es von VW gewohnt ist - für die Zukunft angekündigt. Den meisten Kunden wird das egal sein, schmerzlicher ist schon, dass selbst die spritsparenden Bluemotion-Modelle nicht verfügbar sind. Auch einen Allradantrieb sucht man vergebens. Das gleiche gilt für die die flotten Sondermodelle GTI oder R. Auch die optisch aufgepimpte Cross-Reihe lässt auf sich warten

Die Karosserievarianten des Kompakten kommen noch lange nicht zum Händler. Der Hochdachwagen Plus, der Golf-Kombi (Variant) oder das Cabrio werden bis auf weiteres auf der Basis der sechsten Generation weitergebaut. Für Interessenten ist das eine unangenehme Übergangszeit. Sie sollen einen nagelneuen Wagen kaufen, dessen Technik bereits ausgemustert wurde.

Was hat der neue Golf immer?

Der Golf bringt von Haus aus eine anständige Serienausstattung mit und übertrumpft den Vorgänger deutlich. Für die Sicherheit sorgen sieben Airbags, die Electronic Stability Control (ESC) und eine neue Multikollisionsbremse. Sie bringt den Wagen zum Stehen, wenn der Fahrer nach einem ersten Aufprall dazu nicht mehr in der Lage ist. Für Bequemlichkeit gibt es immerhin Easy-Entry-Sitze beim Dreitürer und einen höhenverstellbarer Fahrersitz. Die elektronische Parkbremse mit Auto-Hold-Funktion macht das Anfahren leichter. Der Rekuperationsmodus und das Start-Stopp-System sorgen fürs Spritsparen, und die verzinkte Karosserie garantiert einen langen pickelfreien Glanz.

Wie der Vorgänger ist der Golf VII in den drei Ausstattungslinien Trendline, Comfortline und Highline zu haben. Trendline ist also die Grundausstattung, Comfortlinie markiert den empfehlenswerten Mittelweg, und in einem Highline-Golf kann es schon luxuriös werden. Was heißt das im Detail?

Selbst in der

Trendline-

Grundausstattung ist der Golf schon wohnlich. Wer nur kurze Strecken zurücklegt und nicht stundenlang im Auto sitzt, kann darin glücklich werden. Alle, die von einem älteren Kompaktwagen umsteigen, dürften über den gebotenen Komfort sogar erfreut sein. Gekühltes Handschuhfach, elektrisch verstellbare Rückspiegel, eine asymetrisch umklappbare Lehne der Rückbank, eine Funkfernbedienung, ein berührungsempfindlicher Bildschirm und eine manuelle Klimaanlage können sich sehen lassen, stellen in der Klasse aber auch keine Sensation da.

Alu-Felgen und ein einfaches Radio bekommt man allerdings erst in der

Comfortline

serienmäßig. Hier gibt es mehr Staufächer und schon einen griffigen Lederüberzug für Lenkrad und Schaltknauf. Vor allem aber wird die ganze Materialanmutung des Innenraums auf ein gehobenes Level gebracht. Das ist für das Wohlfühlen entscheidend und geht aber in den Auswahllisten unter. Um das zu beurteilen, muss man sich beim Händler in die unterschiedlichen Varianten setzen. Wer Wert auf weich unterschäumte Oberflächen, komfortablere Sitze und Ähnliches legt, ist hier richtig. Der Preisaufschlag liegt bei fairen 2000 Euro. Das ist der bessere Deal, als die einfache Trendline-Ausstattung mit einzelnen Posten aus der Extraliste aufzuwerten. Das lohnt sich nie.

Nochmals 1700 Euro extra werden für die

Highline

-Ausstattung aufgerufen. Hier gibt es Chromglanz und Pianolack satt, Sportsitze für den Rücken und kleine Lämpchen fürs Ambiente. Die Sitzbezüge sind auf Wunsch aus Alcantara, dazu kommen Xenon-Lampen, Nebelscheinwerfer und beheizte Sitze. Vom Qualitätsniveau her gibt es hier ein Erlebnis, das vor einigen Jahren nur in der Oberklasse angeboten wurde. Aber Vorsicht: Die Ausstattungspakete sind an standesgemäße Motoren gebunden. Der kleinesten Motor mit dem größten Luxus zu kombinieren, ist nicht vorgesehen.

Die Sonderausstattungen

Wie bei allen deutschen Autoherstellern gibt es auch in der Golf-Extraliste Positionen, die einfach absurd sind. Etwa wenn der Preiszuschlag für einen SD-Kartenschacht beim Radio mit 205 Euro eingepreist wird. Und es ist auch ein starkes Stück, wenn ein Tempomat selbst bei der Highline-Ausstattung nicht inklusive ist. Zu den Grundbedürfnissen in der Extraliste zählen Dinge wie hintere Türen (900 Euro mit elektrischen Fensterhebern) oder eine schwenkbare Anhängerkupplung (835 Euro). Teuer wird es bei den Fahrassistenzsystemen. Das für Vielfahrer gedachte Paket beinhaltet Xenon-Kurvenlicht, die begehrten LED-Tagfahrlichlämpchen, eine automatische Distanzregelung und einen Spurhalteassistenten. Es kostet im Konfigurator etwa 1600 Euro und ist nur mit der großen Navigationslösung zusammen erhältlich. Beides zusammen ergibt dann stolze 4000 Euro. Für eine einfache Navigation muss man zuerst ein aufwändigeres Radio (plus 400 Euro) wählen und dann um eine Navigationsfunktion für 505 Euro erweitern. Macht satte 900 Euro Aufpreis für die kleine Navigationslösung. Wer Lust auf den opulenten Bildschirm des großen Navigations- und Soundpakets "Discover Pro" verspürt, muss auch bei den beiden teureren Ausstattungslinien noch 2315 Euro draufzahlen. Bei der Konkurrenz aus Korea gibt es Ähnliches für weniger als die Hälfte. Für Trend- und Highline-Fahrer ist das automatische Einparken mit 200 Euro Aufpreis dafür sehr günstig geworden.

Drei typische Auswahlmodelle

Der einfache Golf: In der Grundausstattung Trendline mit dem Einstiegsmotor mit 85 PS und einer 5-Gang-Schaltung kostet der Basisgolf 16.975 Euro. Leider gibt es nur eine Farbe ohne Aufpreis. Sie trägt den dem Namen "Uranograu" und versprüht den Charme eines alten Putzeimers. Also ist ein Extra fällig. Das ist die Lackierung "Deep Black Perleffekt" für 525 Euro, auch ein Lederbezug fürs Lenkrad soll es für 175 Euro. Beim Radio muss man allerdings passen. Mit Media-Eingang kommt man auf etwa 900 Euro, das ist zuviel. Bevor man das macht, sollte man lieber gleich die Comfortline wählen. Am Update für Ganzjahresreifen kommt man kaum herum, macht wiederum 175 Euro extra. Der Gesamtpreis beträgt jetzt 17.845 Euro. Mit Überführung und Zulassung sollten es über 18.500 Euro werden. Als Zweitwagen und ohne lange Strecken kann man mit dem Modell zufrieden sein. Großes Manko bleibt das fehlende Radio.

Der Golf der Vernunft

:Für Mehrfahrer ohne große Motorsportambitionen empfiehlt sich der kleine Diesel in der Ausstattung Comfortline. Basiskosten sind 22.675 Euro. Auch hier muss man das Grau loswerden, macht 525 Euro für ein "Night Blue Metallic". Dieses Mal sollen es vier Türen sein (900 Euro), Ganzjahresreifen (175 Euro) und auch das automatische Einparken (200 Euro). Auf den Navigationszuschlag von fast 1000 Euro wird verzichtet. So kostet der Vernunftgolf mit kleinem Diesel immerhin 24.475 Euro - ohne Überführung. Nervig: Auch für fast 25.000 Euro ist nur ein Basisradio an Bord.

Der Edel-Golf

: Wenn man auf hohem Niveau Golfen will, muss man sich auf noch höhere Preisregionen einstellen. Beim Highline-Golf muss man mindestens zum 140-PS-Benziner greifen. Wenn der mit dem empfehlenswerten 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe kombiniert wird, beginnt der Spaß bei 26.075 Euro. Die gleiche Kombination mit dem kernigen 150-PS-Diesel ist fast 3000 Euro teurer, also bleibt es beim Benziner. Für eine ansehbare Farbe sind wiederum 525 Euro extra fällig. Das erwünschte Fahrassistenzpaket ist nur mit der großen Navigation zu bekommen. Jetzt kostet der Golf schon über 30.000 Euro. Mit vier Türen, automatischem Einparken, einem zusätzlichen Aux- und iPod-Adapter (!), Winterreifen und abgedunkeltem hinteren Scheiben werden es 32.615 Euro. Mit Diesel wären es 35.000 Euro, das ist dann doppelt so teuer wie das Einstiegsmodell. Nicht dabei, aber wünschenswert wäre die Lederausstattung für 1600 Euro zusätzlich.

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