Es ist nicht leicht, ein Actionheld wider Willen zu sein. Jack Hard ist ein typisches Beispiel dafür. Eigentlich wollte der Ex-Soldat und Tauchschulinhaber nur mit seinem Kunden Hammerson einen Tauchgang zu einem gesunkenen U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg machen. Doch natürlich kommt alles ganz anders ... Nach einem belanglosen Intro, das weder einen Bezug zum Hauptcharakter herstellt noch die Umstände des Tauchgangs näher erläutert, findet sich der harte Jack in einer russischen Unterwasserstation wieder.
Hammerson liegt - Überraschung - ein paar Meter weiter über den Haufen geschossen da. Dass er ein Geheimagent war, kommt auch noch raus, fällt aber nicht weiter ins Gewicht. Viel interessanter ist nämlich die Stimme, die wie aus dem Nichts im Kopf des harten Jack dröhnt. Genauso wie beim Jack aus "Far Cry" gibt die Stimme nützliche Hinweise und erklärt uninteressante Hintergründe, zum Beispiel dass die Anlage, in der sich der harte Jack befindet, eine ehemalige russische Forschungsstation ist, in der thermale Energien erforscht wurde.
Nun hat sich aber die unglaubliche böse Terror-Organisation "United Arms" mit einer Hundertschaft von Kämpfern dort breitgemacht, um noch bösere Pläne zum Erlangen der Weltherrschaft in die Tat umzusetzen. Ehrensache, dass der Spieler was dagegen tun muss. Dies geschieht natürlich nicht mit Diplomatie und Ausdiskutieren, sondern bleihaltigen Argumenten. Dabei steht ein verhältnismäßig kleines Sortiment an Waffen zur Verfügung, die aber trotzdem mächtig Wumms haben. Vor allem Reichweite und Durchschlagskraft der Pistolen lassen ungläubig staunen - wer braucht da schon ein Scharfschützengewehr?
Dem unrealistischen Waffenverhalten spielt die strunzdumme KI der Widersacher wohlwollend in die Hände. Obwohl die Kerlchen meist im Pulk auftreten, sind sie scheinbar durch das fehlende Sonnenlicht oder die unwirtsame Umgebung ziemlich verblödet. Anders ist nicht zu erklären, dass sie Deckung suchen, dabei aber ihre halbe Körperhälfte Treffern aussetzen, sich gegenseitig in die Luft sprengen, blind ins Feuer rennen oder zufällig neben strategisch günstig positionierten Explosivfässern stehen ...
Der Spielverlauf ist streng linear, alternative Routen gibt es nicht. Hin und wieder wartet "Red Ocean" mit Cutscenes auf, die in der Spielgrafik gehalten sind, aber nicht sonderlich dramatisch inszeniert worden sind. Als ein wenig Licht im ansonsten recht düsteren Spiel kann die Grafik bezeichnet werden, was vor allem an den schönen Unschärfe-, Krümmungs-, Schatten- Wasser- und Explosionseffekten liegt. Nur schade, dass bei den teils matschigen Texturen und polygonarmen, wenig abwechslungsreichen Gegnern nicht so viel Sorgfalt getragen wurde.
Die Physikengine treibt ebenfalls seltsame Blüten: Wird ein Gegner von der Explosion einer Handgranate oder eines Fasses erwischt, fliegt der arme Kerl meterweit über den Screen und rutscht bei der Landung nochmals einige Zeit weiter, als ob der Boden frisch gewienert wurde. Ein weiterer dicker Minuspunkt ist die deutsche Sprachausgabe, die ein wenig an olle Schmuddelfilmchen erinnert.
Red Ocean
Hersteller/Vertrieb | Collision Studios/dtp |
Genre | Action |
Plattform | PC |
Preis | ca. 40 Euro |
Altersfreigabe | ab 18 |
Insgesamt bietet "Red Ocean" mit seiner miserablen Story, den spielerischen und technischen Macken, der schwammigen Steuerung und der mickrigen Spielzeit viel zu wenig für sein Geld - nicht mal einen Multiplayer-Modus, weshalb Actionfreunde lieber einen Zehner drauflegen und sich "Stalker" (THQ) ins Regal stellen oder aber "Far Cry" aus der Grabbelkiste für lau kaufen sollten, von dem "Red Ocean" teilweise dreist geklaut hat, ohne dessen Klasse auch nur ansatzweise zu erreichen.