Die Qual der Wahl des Wohnzimmer-Racers: Steige ich heute in meinen Lamborghini Gallardo Spyder, drehe ich eine Runde im Mercedes Benz SL 65 AMG oder cruise ich im Ford GT über die Insel? Solche Fragen stellen sich nicht nur Ölscheichs. Auch "Test Drive Unlimited" lädt für nahezu jedes Rennen in ein anderes Auto ein. Und wer keine Lust auf vorgegebene Strecken hat, biegt einfach links oder rechts ab und erkundet auf eigene Faust die Welt des ersten "Massively Online Racing Game".
Das Leben ist schön
Kaum auf der Hawaii-Insel Oahu gelandet, schlendert der Spieler zur Autovermietung, setzt sich in eine flotte Karre und fährt damit zum nächstgelegenen Immobilienmakler, um sich eine Bleibe mit Vierfach-Garage zu kaufen. Anschließend geht's zum Händler der Wahl, wo die restliche Kohle in einen Kleinwagen investiert werden kann. Damit steigt der Gamer in die Street-Racing-Szene von Hawaii ein und macht im Verlauf seiner Karriere ein Straßennetz von über 1.600 virtuellen Kilometern unsicher. Beim Design haben sich die Entwickler streng an die tatsächliche Infrastruktur des Eilands gehalten, was den Realismusgehalt fördert.
Test Drive Unlimited
Hersteller/Vertrieb | Eden Games/Atari |
Genre | Rennspiel |
Plattform | Xbox 360 |
Preis | ca. 60 Euro |
Altersfreigabe | keine Einschränkung |
Die insgesamt 120 Herausforderungen sind abwechslungsreich, aber nicht bahnbrechend. Neben Races gegen CPU-gesteuerte Konkurrenten muss gegen die Uhr gefahren und bei Radarfallen-Rennen eine bestimmte Durchschnittsgeschwindigkeit erreicht werden. Mit zunehmendem Erfolg steigt auch der Anspruch. Zum einen erschwert der Verkehr das Fortkommen, zum anderen sind die vorgegebenen Limits recht knapp bemessen. Ein bis zwei Unfälle und Verbremser reichen meist aus, die Zeit zu versauen. Aber auch die Konzentration spielt zumindest in drei Rennen eine extrem große Rolle. Kein Scherz: "Die große Herausforderung" ist 59,9 Kilometer lang, "Die Inseltour" führt über eine Strecke von 189,9 Kilometer und "Die Millionärsherausforderung" geht sogar über 200 Kilometer! Um letztgenanntes Rennen zu gewinnen, muss der Spieler unter der 60-Minuten-Grenze bleiben. Der pure Wahnsinn.
Knapp 100 Fahrzeuge verfügbar
Damit die Rennen nicht zur Routine ausarten und der Spieler nicht ausschließlich mit einem PS-Monster wie dem McLaren F1 unterwegs ist, ist die Teilnahme an einem Großteil der Rennen an eine bestimmte Fahrzeugklasse gebunden. Die Auswahl der knapp 100 Boliden umfasst nahezu das gesamte automobile Spektrum. Angefangen bei Alltags-Wagen von Audi, Ford und VW über die Italo-Fraktion von Ferrari, Lamborghini sowie Maserati bis hin zu Exoten à la Koenigsegg, Pagani und Saleen - für jeden Geschmack ist etwas dabei. Selbst auf diversen Motorrädern darf Platz genommen werden. Die Vehikel zu steuern, ist das kleinste Problem. Zumindest so lange die in zwei Abstufungen vorhandene Fahrhilfe aktiviert ist, die die Lenkung jedes Flitzer einsteigerfreundlich macht.
Reicht dem Gamer die Leistung seiner Karre nicht aus, besucht er einen Tuning-Shop und spendiert dem fahrbaren Untersatz eines von drei Upgrades. Dazwischen fährt er Pakete von A nach B, überführt schicke Autos, nimmt Anhalter sowie Modells mit oder gibt die dabei erhaltenen Gutscheine für Klamotten aus.
Genialer Online-Spaß
Bemerkenswert ist die Verzahnung von On- und Offline-Gameplay. Permanente Internetverbindung und Xbox-Live-Gold-Abo vorausgesetzt, kann der Spieler während der freien Fahrt jeden anderen Gamer, der ihm über den Weg rollt, zu einem Rennen herausfordern. Es genügt, dem anderen Auto die Lichthupe zu geben. Darüber hinaus finden sich auf der Karte auch zahlreiche Multiplayer-Events. Ebenfalls interessant sind die "Diner"-Rennen. Jeder Spieler kann benutzerdefinierte Herausforderungen gestalten und sie anderen Gamern zugänglich machen. Wer will, kann sogar Spielgeld setzen.
Die Optik von "Test Drive Unlimited" ist - trotz gelegentlicher Pop-Ups - ausgezeichnet. Besonders das von den Sitznähten bis zu den Armaturen extrem realitätsnah umgesetzte Innenleben der Schlitten macht Laune. Dank Blurring-Effekt, dessen Intensität sich im Übrigen verstellen lässt, kommt auch das Gefühl für die Geschwindigkeit und damit der Nervenkitzel exzellent rüber. Lediglich die teils arg dunklen Streckenabschnitte und die redundanten Radio-Playlists trüben den Genuss ein wenig. Dem will Entwickler Eden Games jedoch bald mit einem Live-Stream-Sender Abhilfe verschaffen.