Musik gibt es im Internet in vielen legalen Musikläden zu kaufen. Bereits für 79 bis 99 Euro-Cent pro Lied lässt sich Musik so bequem per Download aus dem Netz kaufen. Oft verhindert das so genannte Digitale Rechte Management (DRM) die Weitergabe der geliebten Musik und bindet mit technischen Fesseln den Song an den Käufer. Denn die Rechteinhaber sind selten begeistert davon, wenn ihre Ware munter und vor allem ganz kostenlos weiterverteilt wird.
Dieses DRM-Hindernis ließ sich bisher per Spezial-Software, die den Kopierschutz entfernte umgehen - illegal, aber einfach. Doch nun vermeldet der Software-Riese Microsoft mit einem kleinen Tusch Großes: Dem US-Giganten sei es geglückt, MP3- und WAV-Dateien auf einzigartige Weise zu schützen. Ein als "stealthy", also versteckt tituliertes digitales Audio-Wasserzeichen verbirgt sich hinter der Ankündigung. Dieses "Watermark" kann die verbreitete Weitergabe von Musik nicht verhindern. Doch der Käufer eines Musikstücks lässt sich damit stets zurückverfolgen. Das illegale Einstellen von Musik in Tauschbörsen wird damit wohl endgültig zum riskanten Spiel, denn wer möchte schon wegen seiner Liebe zu den Sportfreunden Stiller belangt werden? "Diese Technologie ist in der Tat sehr weitreichend", sagt Thomas Baumgärtner, Pressesprecher bei Microsoft Deutschland. So erklärt er die Funktion des Wasserzeichens: "Die Watermarks werden an verschiedenen Stellen der Musik untergebracht, wo diese nicht hörbar sind." Eine Beeinträchtigung beim Hören der Musik soll es damit also nicht geben. Wichtig: Da das Wasserzeichen auf Frequenzen in der Musik versteckt ist, bleibt es auch erhalten, wenn das Speichermedium von digital auf analog wechselt, zum Beispiel wenn man mit einem Mikro einen Song von einem Lautsprecher aufnimmt.
Konkreter technischer Algorithmus
Auch beim Fraunhofer Institut "Sichere Informationstechnologie" (SIT), beschäftigt man sich schon seit Jahren mit dem "Watermarking". Der Diplom-Physiker Sascha Zmudzinski ist als Projektleiter zuständig für Audio-Wasserzeichen-Systeme und sagt: "Microsoft hat dort einen ganz konkreten technischen Algorithmus für so ein Wasserzeichen-Verfahren patentiert. Diese Technik ist schon sehr raffiniert und sie lässt sich auch für Bilder verwenden. Weiterer Punkt: Man hört und sieht sie nicht", so der Experte. Besonders in den "mathematischen Berechnungen unterscheiden" sich laut Zmudzinski die Herangehensweisen der Fraunhofer-Forscher zu denen der Entwickler von Microsoft.
In der Streuung liegt die Kraft
Doch ist die Technologie, die dahinter steckt, neu? Nein, denn das Unternehmen aus Richmond nutzt eine Technik, die das Militär vor Jahrzehnten erfand. Die "Spread Spectrum Technology" (Streufrequenztechnik) sorgte bisher bei der Armee für eine abhörsichere und somit ideale Kommunikation im Funkbereich, und bereits vor 22 Jahren entschied sich die FCC (Federal Communications Commission) in den Vereinigten Staaten, diese Technologie auch im zivilen Radio-Bereich zuzulassen. Ihr Vorteil: eine größere Unabhängigkeit bei der Übertragung der Radio-Signale und eine geringere Störanfälligkeit.
Auch das heute noch vom US-Verteidigungs-Ministerium betriebene Satelliten-System GPS (Globales Positions- System) nutzt diese Technologie zur Ortsbestimmung von Fahrzeugen oder Personen. Das auf dieser Basis entwickelte Audio-Wasserzeichen funktioniert dabei so: Es identifiziert den Rechteinhaber eines Liedes anhand einer neuartigen Signatur. Diese wird auf mehreren Frequenzen - daher der Bezug auf die Streufrequenztechnik - gleichzeitig im Musik-Stück eingebettet oder besser versteckt. So verteilt, lässt sich diese nicht mehr mit herkömmlichen Methoden entfernen.
Seit zehn Jahren ein Thema
Das Patent, welches hinter der Neuerung steckt, nennt sich "Stealthy Audio Watermarking". In der Patentschrift heißt es zum Patent Nummer 7.266.697: "Das Wasserzeichen ist so konstruiert, dass es alle typischen arglistigen Angriffe überlebt und ihnen standhalten kann."
Erteilt wurde das Patent am 4. September 2007. Erfunden haben es Darko Kirovski und Henrique Malvar, die beide für Microsoft Corporation arbeiten. Sieht man sich die Liste einmal genauer an, so fällt auf, dass das erste Patent als "Methode für das Einfügen einer Identifizierung in digitalen Daten" schon 1994 eingereicht wurde und dann am 8. Juli 1997 als Patent anerkannt wurde. Unglaublich mag es erscheinen, dass gute zehn Jahre ins Land gehen mussten, um digitale Dateien mit einer zurzeit fälschungssicheren Methode auszustatten. Die Betonung liegt auf dem Wort "zurzeit", denn vielleicht wird es auch in diesem Fall erneut gelingen, den Code zu knacken. Das digitale Katz- und Maus-Spiel geht immer weiter.