Faltbares Riesentablet plus Tastatur Auf der IFA wird der Laptop neu erfunden: Er lässt sich nun sogar zusammenfalten

Faltbares Riesentablet plus Tastatur: Auf der IFA wurden gleich zwei neue Laptops mit faltbaren Displays gezeigt. Hier das Asus Zenbook Fold 17
Auf der IFA wurden gleich zwei neue Laptops mit faltbaren Displays gezeigt. Hier das Asus Zenbook Fold 17
© Asus / PR
Auf der IFA zeigen gleich zwei Hersteller ein Notebook, das eigentlich ein riesiges, faltbares Tablet ist. Die Geräte zeigen, wie verzweifelt die Hersteller sich abzusetzen versuchen.

Was ist ein Notebook? Diese Frage wäre vor ein paar Jahren noch sehr anders beantwortet worden als heute. Stand der Name einst klar für einen Computer, dessen Bildschirm und Tastatur sich zusammenklappen ließen, bieten die Hersteller längst Unmengen an Varianten an, etwa mit abnehmbaren oder komplett umfaltbaren Tastaturen. Auf der IFA wurde nun die neueste Variante gezeigt: Die neuen Modelle von Asus und Lenovo bestehen komplett aus Bildschirm, die Tastatur wird zum Accessoire.

Bei den gerade vorgestellten Asus Zenbook 17 Fold und Lenovo Thinkpad X1 Fold handelt es sich quasi um Faltbildschirme, die sich flexibel in verschiedenen Formen als Riesentablet, als Notebook oder als Zwischenform nutzen lassen. Im Notebook-Modus sind beide kaum von klassischen Laptops zu unterscheiden. Nimmt man die Tastatur aber ab, kommt die untere Hälfte des Screens zum Vorschein. Nun kann man die Geräte entweder als halb gefalteten Touchscreen in L-Form bedienen. Oder man klappt sie ganz aus und erhält ein riesiges Tablet. Wer möchte, kann den ausgeklappten Bildschirm mittels eines Ständers hinstellen und mit der Tastatur nun als Computer mit deutlich größerem Bildschirm nutzen. 

Laptop alleine reicht nicht mehr

Damit sind die beiden Neuvorstellungen die bisher flexibelste Variante eines Hybrid-Laptops. Und auch die größte: Mit einer Bildschirmdiagonale von 17,3 Zoll (Asus), beziehungsweise 16 Zoll (Lenovo) sind die Screens selbst für Laptop-Verhältnisse sehr groß, für Tablets sind sie schlicht gigantisch. Gegenüber klassischen Notebooks dieser Größe haben sie den Vorteil, dass sie zusammengeklappt leichter und kompakter sind. 

Das Konzept hatte Lenovo bereits Ende 2020 mit dem ersten Modell des X1 Fold vorgestellt, die neuen Modelle sind allerdings alltagstauglicher. Beim ersten X1 Fold war etwa der Bildschirm nur 13 Zoll groß - bevor er durch Einklappen noch kleiner wurde. Im Laptop-Modus war er daher kaum alltagstauglich. Mit kleinen Details wie der magnetisch fixierten Tastatur wirken die Geräte nun ausgereifter. Der Nachteil gegenüber "normalen" Notebooks liegt in erster Linie darin, dass sie etwas schwerer und durch den Faltmechanismus dicker sind. 

Faltbares Riesentablet plus Tastatur: Die Neuvorstellungen - hier das Lenovo Thinkpad X1 Fold - lassen sich ausklappen und dann als größeres Notebook nutzen
Die Neuvorstellungen - hier das Lenovo Thinkpad X1 Fold - lassen sich ausklappen und dann als größeres Notebook nutzen
© Lenovo / PR

Technik in Falten

Dass auch Notebooks Faltbildschirme bekommen, war wohl nur eine Frage der Zeit. Bei Smartphones wie dem Galaxy Fold wird die Technologie bereits seit längerem eingesetzt, das Fold ist mittlerweile in der vierten Generation angekommen. In den Mainstream haben es die Falt-Geräte aber nach wie vor nicht geschafft – trotz erheblich gesunkener Preise. 

Der Preispunkt dürfte nun wieder dafür sorgen, dass auch die Laptops mit Faltbildschirm nicht schnell zu Massenprodukten werden. Das Lenovo-Modell kostet ab 2999 Euro, für das Asus-Gerät werden mindestens 3699 Euro fällig. Das ist selbst angesichts der technisch durchaus hochwertigen Ausstattung happig.

Wegen steigender Temperaturen überhitzen Laptops gerne. Da kann eine Spardose Abhilfe schaffen.
Geheimtrick: So einfach kühlen Sie ihren Laptop bei Hitze herunter. 
© stern.de
So schützen Sie den Laptop vorm Überhitzen – mithilfe einer Spardose

Harte Konkurrenz

Allzu groß dürfte die Zielgruppe für die Geräte vermutlich nicht sein. Sie sind vor allem ein Indiz für den enorm hohen Innovationsdruck im Markt. Nachdem sich Notebooks jahrelang nur noch marginal veränderten, die Hersteller zudem in der Regel auf dieselben Bauteile zurückgreifen, war es entsprechend schwer, individuelle oder gar innovative Geräte zu präsentieren.

Die neuen Bauformen wie Modelle mit abnehmbaren Bildschirmen oder jetzt Faltbildschirme ändern das. Sie stechen aus der Masse hervor, taugen als Hingucker. Der große Nachteil: Sie sprechen immer kleinere Nischen an. Das sei aber kein Problem, sondern eine Chance, erklärte Acers Europa-Chef Emmanuel Fromont schon letztes Jahr gegenüber dem stern. "Den einen PC, der allen Nutzungsansprüchen passt – den gibt es nicht mehr" Für die Kunden ist das letztlich gut: Sie haben schlicht mehr Auswahl.

Ob die das nutzen, ist eine andere. Waren im Rahmen der Pandemie die Notebook- und PC-Käufe rasant nach oben geschossen, sind sie mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs und dem dadurch gestiegenen Preisniveau wieder deutlich gesunken. 15 Prozent sind die Verkäufe im zweiten Quartal im Vorjahresvergleich gefallen, meldete "IDC". Schuld sei die Angst vor einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, vermuten die Analysten. Ein teures Experiment wie die Falt-Laptops dürfte dann nicht auf der Prioritätenliste stehen.

PRODUKTE & TIPPS