Nachdem wichtige Aussteller wie Sony, Philips und E-Plus der Computermesse Cebit den Rücken gekehrt haben, geht der Messeveranstalter jetzt in die Offensive. Die Cebit soll nach dem Willen ihres Chefs Ernst Raue beim Zusammenwachsen von Medien und Computern nicht länger abseits stehen. Im kommende Jahr ist der Cebit erstmals eine Sonderausstellung mit Unterhaltungselektronik angegliedert.
Das Zusammenwachsen von Computertechnik und Unterhaltungselektronik bereitet der Computermesse Cebit seit geraumer Zeit zunehmend Probleme. Die Unterhaltung ist auf der Cebit nämlich nicht mehr recht vertreten, seit Mitte der neunziger Jahre für die von PC-Spielen begeisterten jungen Leute die mittlerweile schon vergessene "Cebit Home" gegründet wurde. An den Scharen von Computer-Kids auf der Cebit hatten wichtige Aussteller Anstoß genommen, als die Messe in den 90er Jahren bis zu 870.000 Besucher zählte.
Heute bekommt die Cebit die Spätfolgen der damaligen Entscheidung zu spüren. Nach den Zahlen des Branchenverbandes Bitkom hat die Informations- und Telekommunikationsbranche zwar längst ihren Absturz nach dem Ende der New Economy überwunden. Die Branche wird nach den Bitkom-Prognosen auch 2005 und 2006 weltweit um jeweils rund vier Prozent wachsen. Die einst weltgrößte Computermesse ist allerdings seit ihrem Rekordjahr 2001 bei den Besucherzahlen stetig abgesackt: 830.000 Besucher zählte die Cebit 2001. In diesem Jahr waren es noch 480.000 und eine Prognose für 2006 wollte Raue erst gar nicht abgeben: "Wir zählen Besucher, wenn sie kommen", meinte er am Dienstag nur.
Auch von den 8.100 Ausstellern des Jahres 2001 ist die Cebit weit entfernt. Mit einem Ausstellerzuwachs rechnet Cebit-Chef Raue auch im kommenden Jahr nicht, obwohl auch der deutsche Markt für Informations- und Kommunikationstechnik nach Bitkom-Angaben erneut um 2,4 Prozent wachsen soll. Raue zufolge konnte die Messe AG für die Cebit 2006 zwar rund 150 Aussteller hinzugewinnen, die im vergangenen Jahr noch nicht präsent waren. Gleichzeitig habe man aber auch rund 150 Aussteller verloren. Unter Strich erwartet Raue bei der Cebit 2006 erneut rund 6.300 Aussteller. Genau 6.270 waren es in diesem Jahr.
Konkurrenz durch die Ifa
Gerade auf dem Gebiet der Unterhaltungselektronik ist der Cebit zudem durch künftig jährlich stattfindenden Berliner Internationale Funkausstellung (Ifa) neue Konkurrenz erwachsen. Raue betonte zwar, dass es "seit Jahren Überschneidungen mit der Funkausstellung gebe" und deswegen "die Situation gar nicht neu" sei. Dennoch: Mit der angegliederten Sonderausstellung "Digital Living" wird bei der Cebit 2006 erstmal seine ganze Messehalle für die Unterhaltungselektronik reserviert. Dort sollen laut Messe AG "TV, Audio, Video, Home Entertainment und mobile Kommunikation" zum Anfassen und Ausprobieren ausgestellt werden. Der Fachbesucher soll neue Geschäftsfelder entdecken können und erstmals auch wider "der Endkunde die Erfüllung seiner Wünsche".
Selbst die Computer-Spiele, die einst ausgelagert wurden, haben 2006 zum 20-jährigen Cebit-Jubiläum auf der Messe wieder ihren Platz. Gerade Computerspiele würden "die Technologie vorantreiben", meinte Messe-Chef Raue. Davon, dass sie auf der Cebit nicht verloren hätten, könne keine Rede sein.