Demnach haben bereits 81,7 Prozent der Jungen zwischen 11 und 14 Jahren einen eigenen Gameboy und 79,4 einen Computer. Bei den Mädchen sind die Zahlen ähnliche: Von ihnen haben 80,6 Prozent einen eigenen PC. "Jedes zehnte Kind gilt dabei als exzessiver Computernutzer", sagte Studienleiterin Sabine Grüsser-Sinopoli dem "Focus".
"Typische Verhaltensweisen"
Während nur jedes 20. Mädchen übermäßig viel Zeit am Bildschirm verbringe, zeige jeder achte Junge die typischen Verhaltensweisen: "Die Geräte üben bei solchen Kindern zweckentfremdete Funktionen aus", betonte die Expertin. Die Kinder unterdrückten ihre Gefühle gegenüber den Mitmenschen, etwa wenn sie unglücklich seien: "Sie nutzen stattdessen den PC und TV zur Stressverarbeitung."
Auffällig seien bei den betroffenen Kindern überdies Probleme in der Schule: "Diese Kinder können sich im Unterricht schlechter konzentrieren, sie haben Kommunikationsschwächen und keine alternativen Strategien entwickelt, um negative Gefühle zu bewältigen", sagte die Psychologin der "Berliner Morgenpost".
Auch andere Medien stehen bei den Jungen und Mädchen hoch im Kurs: Mehr als 40 Prozent haben der Studie zufolge einen Fernseher und eine Spielkonsole in ihrem Zimmer, mehr als 60 Prozent verfügen über ein Mobiltelefon. Und über die Hälfte der Kinder hat alle diese Medien im eigenen Zimmer, wo die Eltern die Nutzung kaum mehr kontrollieren können. Andere Beschäftigungen wie Sport, Musik, Spiele und sonstige Treffen mit Freunden oder Lesen rücken da in den Hintergrund.
"Ich finde das erschreckend"
"Ich finde unsere Ergebnisse erschreckend", sagte Grüsser-Sinopoli der "Berliner Morgenpost". Diese Kinder erlernten keine Alternativen, um mit belastenden Lebenssituationen fertig zu werden. Sogar Mädchen, denen normalerweise eine höhere Kommunikationskompetenz bescheinigt wird, verlieren diese dem Bericht zufolge beim übermäßigen Internet-Surfen und Fernsehschauen. Auffällig sei auch, dass die gefährdeten Kinder mehr Kaffee konsumierten und weniger schliefen.
Die Studie am Universitätsinstitut für Medizinische Psychologie soll unter der Schirmherrschaft der Berliner Senatsverwaltungen für Jugend und für Gesundheit unter anderem mit älteren Schülern fortgesetzt werden.