Scheibes Kolumne Bitte zurück zum Start

Stern.de-Mitarbeiter Scheibe knabbert an den Nägeln, rauft sich die Haare und rollt mit den Augen. Doch es hilft alles nichts. Windows XP verweigert wieder einmal komplett seinen Dienst.

Eine eher peinliche Nummer: Windows ist selbst in der XP-Version so konzipiert, dass sich Fehler so lange ansammeln, bis es zur kompletten Arbeitsverweigerung kommt. Ich stelle mir das immer so vor, dass jedes neu installierte Programm, das auf die Festplatte wandert, der Registry im Vorbeigehen erst einmal zur Begrüßung einen ordentlichen Fußtritt verpasst. Weitere Tritte setzt es auch zwischendurch und vor allem beim Löschen einer Software. Nach einer ganzen Weile ist die Registry dann so verbeult und orientierungslos wie Axel Schulz im Boxkampf gegen Frans Botha. In diesem Moment geht dann gar nichts mehr: Windows verweigert komplett den Dienst.

Es geht nichts mehr

Bei mir war das heute morgen mal wieder der Fall. Der Arbeitsboykott hatte sich bereits angekündigt, das muss ich ja fairerweise sagen. So ärgerte ich mich bereits seit Wochen darüber, dass jeder Mausklick auf den STOP-Knopf meines DVD-Players auf einmal dazu führte, dass mich Windows ungefragt vom System abmeldete. So musste ich meine DVD-Software immer mit dem X-Knöpfchen beenden. Hauptsache, bloß nicht die Stop-Taste berühren. Seit zwei Tagen geht auch das DSL nicht mehr. Heute morgen verweigerte dann sogar das ISDN-Programm den Dienst. Das war zu viel des Guten, zumal der ganze Rechner unerträglich langsam geworden war.

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Schadensbegrenzung

Die erste Stunde heute morgen sicherte ich meine E-Mails (2 GB) auf eine externe Festplatte. Dann kamen auch noch die Favoriten, die Eigenen Dateien, das Home-Banking-Programm und die Datenbank von meinem ISDN-Anrufmonitor an die Reihe. Nur zur Sicherheit. Anschließend versuchte ich, zu einem älteren Systemwiederherstellungspunkt aus dem November zurückzuwechseln. Denn da ging noch alles. Windows startete auch brav den Rechner neu, rödelte zehn Minuten bei schwarzem Bildschirm herum und meldete dann: Nö, du - das klappt irgendwie nicht. Das hatte ich aber vor Kurzem schon einmal erlebt. Die Systemwiederherstellungspunkt funktioniert einfach nicht. Windows musste bereits vor einigen Wochen so einen schweren Schwinger auf die virtuelle Kauleiste ab bekommen haben, dass ihm nun ein paar Zähne fehlten. Die Systemwiederherstellung konnte ich mir also abschminken.

Zeit ist Geld

Früher hätte ich Windows deinstalliert, die Platte geschrubbt und dann alles peu a peu neu installiert. Das dauert in der Regel einen ganzen Tag. Diese Zeit habe ich heute einfach nicht mehr. Und so freue ich mich immer wieder darüber, dass ich im Juni 2004 ein Image angelegt habe. Dieses Image enthält die ganze Partition C mit einem ganz frisch installierten Windows, allen wichtigen Treibern und vor allen Dingen meiner wichtigsten Software. Ein Knopfdruck startet "Drive Image 2002", mit dem ich das Image seinerzeit angelegt habe. Zwei, drei Klicks und schon läuft die Wiederherstellungsmaschine.

Zu früh gefreut

Nein, tut sie nicht. Im Hintergrund höre ich es zwar auf der Festplatte rattern, aber es erfolgt einfach kein Neustart. Kurzerhand starte ich den Taskmanager und kille einfach einen laufenden Prozess nach dem anderen. Einer von ihnen muss das Programm stören. So ist es dann auch tatsächlich. Plötzlich startet Windows neu und der DOS-Bildschirm von "Drive Image" erklärt, dass die Festplatte C gelöscht und anschließend neu bespielt wird. Wunderbar. Ich lehne mich zurück und lese in einer Zeitung, bis der Vorgang abgeschlossen ist.

Danach begrüßt mich eine Arbeitsumgebung, die anderthalb Jahre alt ist. Kein Problem. Vieles lässt sich noch immer einsetzen. Die verbleibende Arbeit hält sich im Rahmen. Den Norton Virenschutz muss ich neu installieren und auch mein geliebter Maxthon-Browser ist noch nicht auf der Platte vorhanden. Mein Farblaser schreit nach neuen Treibern, aber sonst ist eigentlich alles vorhanden. Von einer Freeware-CD aus installiere ich noch rasch meine Lieblingsprogramme in aktuellen Versionen - etwa den Bildschirmschoner "Electric Sheep", "Irfan View" und auch "iTunes". Die zuvor gesicherten Eigenen Dateien und Favoriten werden auch gleich umkopiert.

Fast geschafft

Ganz zum Schluss stelle ich fest, dass ich die Favoriten-Gruppen aus Maxthon nicht gesichert habe und mir nun die Zugangsdaten zum Admin-Bereich meiner Homepages fehlen. Auch die "iTunes"-Bibliothek ist futsch, sodass ich 4000 Songs neu importieren muss. Aber sei es drum, mit Schwund ist ja immer zu rechnen.

Am Ende freue ich mich, dass die Aktion nur von 8:30 bis 9:30 Uhr gedauert hat. Aber auch das ist ein Fehler. Die Uhr geht falsch, in Wirklichkeit ist es bereits 10:30 Uhr. Dann ruft auch noch mein Steuerberater an und meldet, dass es eine Kontrollprüfung gibt. Ich muss für das gesamte Jahr 2004 raussuchen, wer mir wann Geld überwiesen hat. Na toll. Die gute Stimmung ist zum Teufel, die Arbeitsberge sind auch nicht geschrumpft und ich verfluche Windows. Ich glaube nicht, dass dies mit "Windows Vista" besser wird. Vielleicht sollte Google doch Betriebssysteme bauen…

Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania

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