Die Kinder sind begeistert. In der Schule und im Kindergarten haben sie Flyer für einen neuen Zirkus bekommen, der gerade in Berlin gastiert. Der bietet nicht die klassischen Artistiknummern und Tierdressuren, sondern ganz tolle Stunts und das auch noch mit ganz viel Wasser. Doch der Wasserzirkus ist zu weit entfernt, um mal eben vorbeizufahren und Karten vorab zu besorgen. Genau dies scheint aber nötig zu sein, da die Karten trotz happiger Preise von bis zu 35 Euro pro Logensitz sehr begehrt sind.
Am Bedarf vorbei programmiert
Schnell ist da im Internet die passende Homepage gefunden. Die sieht sehr nobel aus. Im Hinterkopf sehe ich bereits, wie der beauftragte Webdesigner die Geldscheine zählt. Sogar eine Vorbestellungsseite gibt es. Hier werde ich über die entsprechenden Sitzklassen informiert und kann nachlesen, wie viel Geld die einzelnen Sitze kosten. Ich weiß schon Bescheid. Ich brauche drei Erwachsenenplätze in der Loge und zwei Kinderkarten. Doch leider ist das Bestellformular völlig am Bedarf vorbei programmiert. Das beginnt bereits damit, dass die Software nicht zwischen Erwachsenen und Kindern unterscheidet. Ich kann die Anzahl der Karten nur pauschal eingeben und hier auch nicht weiter differenzieren. Noch schlimmer: Die Preise, die mir eben noch vorgerechnet wurden, stehen im Bestellformular nicht. Hier lese ich völlig andere Preise. Was soll ich denn da bestellen?
Wo man sitzt, bestimmt die Software
Ein Infotext informiert mich, dass ich auch nicht selbst auswählen kann, wo ich sitze. Stattdessen würde mir die Software einen Platz zuweisen. Das kenne ich aber ganz anders. Wenn wir Kerle ins Kino gehen, dann können wir unsere Stammplätze per Mausklick im Internet reservieren - und bekommen auch gleich noch eine Buchungsbestätigung ausgedruckt.
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Ganz in diesem Sinne traue ich der Zirkusseite nicht. Das wirkt auf mich wie mit der ganz heißen Nadel gestrickt. Wahrscheinlich tue ich dann einen Klick zu viel und verpflichte mich auf diese Weise dazu, beim Zirkusdirektor auf dem Schoß zu sitzen - für das doppelte Geld. Also mache ich es wie so oft: Ich suche mir die passende E-Mail-Adresse heraus und schreibe einen langen Brief. Ich bitte um Amtshilfe, nenne meine Wünsche und frage zugleich auch noch einmal nach, ob es nicht vielleicht einen Presserabatt gibt, wenn wir auch gleich noch einen Bericht für unser Ortsblättchen schreiben. Per Mausklick geht die Mail auf die Reise. Wobei: Ich muss jetzt die Zeit wechseln. Das war nämlich bereits gestern. Bis heute habe ich noch keine Antwort erhalten, wie so oft im deutschen Internet, wo Firmen völlig der Meinung sind, Mails einfach geflissentlich ignorieren zu dürfen.
Skepsis scheint angebracht
Heute rief meine Frau also mit dem Telefon beim Zirkus an. Tatsächlich konnte sie die Karten sofort vorbestellen und erhielt sogar eine Buchungsnummer genannt. Nun, sie kennt den Wert einer Buchungsnummer auch schon aus dem Effeff - und fragte deswegen auch gleich nach dem Namen der Person am Telefon, die die Buchung entgegengenommen hat. "Das tut hier nichts zur Sache", musste sie sich im Patzton anhören. Aha, da traut also einer seinem eigenen Buchungssystem nicht und möchte für seine Arbeit auch nicht geradestehen. Ich bin sehr gespannt, ob die Karten auch wirklich nächste Woche bereitliegen, wenn die von uns gebuchte Vorstellung läuft. Ich kann es mir nicht so richtig vorstellen.
Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania