Scheibes Kolumne Generation IT

stern.de-Kolumnist Scheibe ist nicht vom anderen Ufer, auch nicht vom anderen Stern. Er gehört aber definitiv einer neuen Generation an - der Generation IT. Vertreter dieser Gattung nutzen die Medien auf völlig neue Weise. Zum Missvergnügen von Scheibes Mutter.

Letztens war es wieder einmal so weit. Familientreffen bei Scheibes. Ein rauchender Grill, zischende Cola und drumherum Gespräche über Gott und die Welt. Dabei kam es schnell zu einer heißen Debatte über den allerneuesten Generationskonflikt. Es stellte sich heraus, dass meine Generation viele Dinge des täglichen Lebens inzwischen völlig anders nutzt als dies noch bei der Vorgängergeneration der Fall war. Mutter Scheibe war sehr verärgert: Unser "Verhalten" würde mit dazu beitragen, dass die klassischen Warenhäuser aussterben und dass auch Buchläden und andere kleine Geschäfte keine große Chance aufs Überleben mehr haben. Tatsächlich zeigte sich in vielen Gesprächen mit Gleichgesinnten nach diesem Familienabend, dass sehr viele Mittdreißiger und Mittvierziger die gleichen Verhaltensmuster an den Tag legen wie ich. Ist das die Generation IT? Ich meine schon.

Zeitungen abbestellen, online lesen: Ich habe inzwischen alle meine Abonnements der Printmedien gekündigt und lese die wichtigsten Nachrichten nur noch online im Internet. Dabei surfe ich durch einen ganzen Kanon verschiedener Nachrichtenquellen - darunter allgemeine ebenso wie hochspezialisierte zum Thema Hollywood-Klatsch oder Phantastische Literatur. Dabei geht es mir nicht ums Geld, sondern um Geschwindigkeit und Lesekomfort. Ich hätte als Leser übrigens nichts dagegen, per Micropayment ein paar Cents für jeden online gelesenen Artikel zu bezahlen, um so den Journalismus wieder neu zu beflügeln.

Fernsehen mit Plan: Eine gedruckte Fernsehzeitung brauche ich nicht mehr, dafür gibt es ja kostenlose Online-Lösungen wie texxas.de. Fern sehe ich inzwischen immer häufiger direkt am PC-Bildschirm, eine TV-Karte macht es möglich. Verpasse ich wichtige Sendungen, schaue ich sie nachträglich im Web - etwa bei Maxdome. Immer häufiger ignoriere ich aber das Fernsehprogramm komplett und bestelle mir lieber die DVD-Sets meiner Lieblingsserien. So kann ich sie immer dann sehen, wenn ich Lust darauf habe und muss mir um nervtötende Werbung keine Gedanken mehr machen. Inzwischen habe ich festgestellt, dass es noch billiger ist, die neuen Folgen gleich bei iTunes zu bestellen, um sie dann als Download zu beziehen.

Bücher, Waschmaschinen und all der Kram: Wer zum Einkaufen noch das Haus verlässt, gehört definitiv nicht zur Generation IT. Amazon heißt der neue Shopping-Tempel, dem die Generation IT huldigt. In Online-Shops wie diesem stehen alle Informationen zum gewünschten Produkt schwarz auf weiß und ganz besonders ausführlich auf dem Bildschirm. Die Kundenrezensionen zeigen außerdem noch vor dem Kauf auf, ob sich die Anschaffung überhaupt lohnt oder ob eine bestimmte Ware Macken hat. Ein Mausklick reicht bei Interesse aus, und ein bis zwei Tage später werden Bücher, Drucker, DVDs und tausend andere Dinge direkt bis vor die eigene Haustür befördert. Kann denn Einkaufen schöner sein?

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In seiner Freizeit geht Carsten Scheibe golfen - und arbeitet daran, dass der Golfball auf der selben Bahn ankommt, von der er abschlägt. Wenn's mit dem Spielen nicht so gut klappt, schreibt er lieber - für das eigene, kostenfrei in den Golf-Clubs ausliegende Magazin "Mein Golf-Heft". Das gibt's mit allen Artikeln auch im Internet. Natürlich ist der PC auch hier ein Thema.

Ja zum Online-Banking: Bankfiliale? Wer braucht die schon? Einen Kontoauszugsdrucker habe ich selbst noch nie benutzt. Ich setze voll und ganz auf das Online-Banking und kann meinen Kontostand mehrmals am Tag am PC.Bildschirm checken. Überweisungen sind am eigenen PC blitzschnell erfasst und werden umgehend ausgeführt. Auf diese Weise lassen sich Bankgeschäfte ungemein beschleunigen, weil die Überweisungszettel nicht mehr von Hand ausgefüllt werden und auch nicht mehr per pedes bei der Bank vorbeigebracht werden müssen.

Allzeit bereit: Wichtig ist es mir und auch der ganzen Generation IT, immer über überall erreichbar zu sein. Etwa mit dem Notebook oder dem Netbook, das dank USB-Surfstick jederzeit ins Internet durchstarten kann, um Mails zu lesen oder andere IT-Dinge zu tun. Ist kein Netbook zur Hand, muss es eben ein Smartphone wie das iPhone sein, das eine Internet-Verbindung halten kann. Ist die Not gar zu groß und kein technisches Equipment ist mehr mit an Bord, so habe ich immer einen 4-GB-USB-Stick am Schlüsselbund hängen, der mein gesamtes mobiles Büro enthält.

Fakt ist doch: Das Verhalten der Generation IT sorgt für eine gravierende Umverteilung. Ladengeschäfte schließen, Online-Shops boomen. Fakt ist: Diese Verschiebung ist nicht mehr aufzuhalten, sie wird eher noch gewaltig zunehmen. Deswegen macht es keinen Sinn, jetzt alten Konzepten wie dem klassischen Kaufhaus nachzuweinen, wenn das Gros der Menschen doch lieber ein Online-Kaufhaus wie Amazon frequentiert.

Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania

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