Ich bin eine männliche Schlampe, ich gebe es ja zu. Auf meinem Schreibtisch sieht es zurzeit mal wieder aus, dass sich niemand wundern würde, wenn da auf einmal merkwürdige Pflanzen zwischen den vielen Papierblättern, abgegessenen Tellern, alten Schokoladenpapieren und CD-Rohlingen hervorwachsen würden. Ich habe nun einmal wirkliche Probleme damit, Ordnung zu halten. Auf der anderen Seite sichere ich seit 15 Jahren akribisch alles, was ich jemals an meinem Computer geschrieben habe. Das meiste davon brauche ich niemals wieder. Manchmal allerdings wäre es ganz gut, wenn ich auf alte Daten zurückgreifen könnte. Leider ist das nur noch bei den aktuelleren Sachen möglich.
Alte Bänder sind nicht mehr lesbar
Neulich habe ich ein altes CD-Menü gesucht, dass ich mir vor Jahren einmal habe schreiben lassen. Ich wollte es für ein Projekt verwenden, bei dem die alte Optik des Menüs sehr gut gepasst hätte. Schnell hatte ich das Backup-Medium mit dem Menü gefunden, auch wenn es bereits dick mit Staub gepudert war. Allerdings handelt es sich bei diesem Medium nicht um eine CD oder DVD, sondern um ein Magnetband. Damals, vor gut zehn, zwölf Jahren, gab es doch tatsächlich in allen Redaktionen noch Streaming-DAT-Rekorder. Die sicherten die Daten auf ein winziges Magnetband, das allerdings sündhaft teuer war. Leider haben wir den zum Band gehörenden DAT-Rekorder schon vor einigen Jahren als technischen Saurier entsorgt und in die Tonne gekloppt. So sitze ich hier mit einem Magnetband, das mangels passender Hardware ganz bestimmt kein PC-Besitzer im Umkreis von 50 Kilometern mehr lesen kann. Ich werfe es in den Mülleimer und denke mir, dass sich unser aktuelles Menü vielleicht genauso gut für das Projekt eignet wie das alte.
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Die Kinder finden das nicht lustig
Mein Sohn ist gerade in die dritte Klasse gekommen, meine Tochter in die erste. Wie gut, dass der Papa alle Lernprogramme aufgehoben hat, die er in den letzten Jahren von den verschiedenen Software-Verlagen zum Testen zugeschickt bekommen hat. Schnell ist da ein Mathe-Lerngang für die dritte Klasse gefunden und ein Übungsprogramm für die erste. Erwartungsvoll sitzen die Kinder bereits am Praktikantenrechner und lassen die Beine baumeln. Ich lege die erste CD ein und bekomme nach dem Autostart auch prompt die Meldung: "Diese Software läuft auf dem aktuellen Betriebssystem nicht." Verflucht noch einmal, das kann doch nicht wahr sein! Tatsächlich funktionieren acht von zehn der hervorgekramten CDs nicht. Sie sind schon wieder so alt, dass sie nicht mehr kompatibel zum "modernen" Windows XP sind. Aber um nichts in der Welt steige ich wieder auf Windows 98 herab. Zum Glück finde ich eine aktuelle Dschungelbuch-Lern-CD passend zur zweiten Klasse. Da muss die Tochter eben vorarbeiten, während der Sohn noch einmal den Stoff des letzten Jahres wiederholt.
Adressen in den Mixer
Die alten TIF-Screenshots von früher lassen sich doch tatsächlich problemlos ins modernere JPG-Format konvertieren. Texte habe ich schon immer in Word gespeichert. Ärger macht mir aber meine alte Adress-Datenbank. Die habe ich vor Urzeiten im Format einer Lotus-Organizer-Datei gespeichert. Mensch, da ist eine Telefonnummer verzeichnet, die ich unbedingt auslesen möchte. Dummerweise habe ich aber keinen Lotus Organizer mehr. Den kann man auch schon seit vielen Jahren nicht mehr kaufen. Soll ich ihn in einer Tauschbörse suchen? Nein, bestimmt geben sich nicht einmal die Raubkopierer mehr mit so einem alten Kram ab. Ich versuche, die Daten mit einer aktuellen Datenbank zu extrahieren, aber nix geht. Vielleicht ist ja auch die Datei kaputt, die ganze CD mit der Sicherheitskopie ist schon so alt, dass das CD-Laufwerk richtig zu rattern beginnt und die Fehlerkontrolle ins Schwitzen kommt. Die Scheiben sollen sich ja ziemlich schnell auflösen, gerade die alten von früher, die noch mit aggressiven Lacken versehen sind. Mir ist es jetzt aber egal. Finde ich den Kontakt eben nicht, basta.
Ich greife frustriert in meinen Wandschrank und hole meine alten Schülerzeitungen von früher heraus, die ich vor über 25 Jahren produziert habe. Die sind auf buntem Papier gedruckt und lassen sich noch immer einwandfrei lesen. Manchmal sind die klassischen Medien eben doch noch die besten.
Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania