Scheibes Kolumne Schmutzferkel am PC

Die Frau von stern.de-Mitarbeiter Scheibe schlägt schockiert die Hände über dem Kopf zusammen. So kann doch nun wirklich niemand arbeiten! Der ganze Schreibtisch sieht ja aus wie ein Saustall! Dabei hat Scheibe doch gerade aufgeräumt. Ob das allen Männern so geht?

Zugegeben, ich bin eine männliche Schlampe. Wenn ich Stress im Büro habe und unter großem Zeitdruck am Computer arbeiten muss, dann kann ich keine Ordnung halten. Dann ist es schön, einen breiten Schreibtisch zu haben, der genug Stellfläche aufweist, um in einer Armlänge Entfernung von der Tastatur leere Colaflaschen und Red-Bull-Büchsen zu stapeln oder leere Bonbonpapiere entsorgen zu können.

Leider kommt der Zeitpunkt nur sehr selten, an dem der Stress nachlässt. Und so sieht mein Schreibtisch aus wie ein wüstes Schlachtfeld. Ich gestehe und bekenne: Ja, ich bin ein Messy. Auf meinem Schreibtisch stapelt sich schon bald alles wüst und planlos übereinander. Aktuelle Briefe, überflüssige Werbeprospekte, selbst gebrannte CDs, dazu kritzelig beschriftete Notizzettel, Visitenkarten, Geldscheine, Video-DVDs ohne Hülle - alles bildet eine Melange, die sicherlich in den unteren Schichten schon faulig-warm zu kompostieren beginnt. Zum Glück krabbeln noch keine weißen Maden schleimig über den Tisch. Das liegt aber sicherlich nur daran, dass ich am Schreibtisch generell nicht esse. Wer weiß, was unter den Papiermatten sonst für biologische Katastrophen stattfinden würden. Ich lasse beim Essen nämlich immer etwas auf dem Teller übrig. Das ist eine Marotte von mir, die ich nicht mehr loswerde. Meine Frau liebt mich zum Glück trotzdem.

Tasse als Stifthalter

Aber nicht mehr lange. Wenn sie nur das Chaos sehen würde! Halbherzig und in der Vorahnung kommender Predigten räume ich auf und sammle Kugelschreiber, Folienstifte, Textmarker, eine Nagelschere, ein Lineal und zwei USB-Sticks ein. Die stopfe ich dann zusammen in eine Kaffeetasse. Zum Glück ist es die leere mit dem Logo eines längst eingestellten Sex-Online-Dienstes, die ich extra dafür reserviert habe - und nicht die mit dem Kaffeerest von vorgestern. Immerhin, da hat sich eine dunkelgraue Haut drauf gebildet, die wohl auch der dickste Stift nicht mehr durchbrechen kann. Die Blumenvase mit dem Glücksbambus ist dafür ausgetrocknet und damit auch der Bambus selbst. Hmm, das ist wohl ein Fall für den Kompost. Aber da kümmere ich mich lieber morgen drum. Heute schaffe ich das nicht mehr.

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Stattdessen versuche ich noch ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen, ohne dabei aufstehen zu müssen. Den kleinen quadratischen Werbewecker, die WLAN-Antenne, den iPod und den Soundverstärker staube ich mustergültig mit einem Taschentuch (mit blauem Fensterputzer befeuchtet!) ab, bevor ich sie wieder auf das Rechnergehäuse zurückstelle. Die Kabel hinter dem Rechner würde ich auch gerne abstauben. Aber nein, das lassen wir lieber. Das ist viel zu viel Arbeit, ist ja alles mit- und ineinander verknotet. Dafür habe ich keine Zeit. Immerhin schaffe ich vordergründig ein wenig Ordnung. Ich stelle eine gelbe Postkiste unter die Schreibtischplatte und lasse dann den ganzen Kleinkram - Büroklammern, lose Münzen, Ansteck-PINs und anderes Zeug - in die Kiste prasseln. Schon ist der Schreibtisch wieder ein bisschen sauberer.

Meine Frau kommt herein und fängt zu meckern an: "Ein Saustall ist das hier bei euch, Männer. Wie sieht das nur wieder aus. So könnte ich ja überhaupt gar nicht arbeiten. Und Lüften müsste man hier auch mal wieder."

Sie reißt alle Fenster und Türen auf, bevor sie wieder aus dem Büro rauscht. Und schon frieren wir alle und denken: Erstunken ist noch keiner.

Ich bin halt ein Mann

Ich fühle mich jetzt aber in meiner Ehre gekränkt. Ich habe doch gerade aufgeräumt. Das hätte sie ja auch einmal würdigen können. Ich hole die Kamera und mache ein Foto von meinem Schreibtisch. Das Bild sende ich an 50 Freunde aus meinem E-Mail-Postfach - mit der Bitte um einen Kommentar. Die lassen nicht lange auf sich warten. Tini mailt: "IGITTIGITT". Und Conny schreibt: "Schlimm. In was für einer Branche arbeite ich denn seit zehn Jahren?" Die Frauen mögen es also offensichtlich etwas sauberer als ich. Also entweder haben die ein besseres Ordnungssystem als wir Männer oder sie arbeiten einfach weniger. Zum Glück stärken mir wenigstens die Männer den Rücken. Jens schreibt: "Niemals würde ich ein Bild von meinem Schreibtisch zeigen. Ich würde im Schlampenbereich permanent Platz 1 belegen." Peter kontert: "Also wenn du deinen Schreibtisch als unordentlich bezeichnest, dann lade ich dich gerne einmal ein, um eine wahre Meisterprüfungsarbeit zu sehen."

Na bitte, das scheint also geschlechterspezifisch zu sein. Da bin ich beruhigt, denn das bedeutet, dass ich vor dem großen DNA-Gerichtshof unschuldig bin. Weil ich ein Mann bin. Die sind nun mal so. Liegt in den Genen. Schnell lasse ich das Aufräumen wieder sein und mache mich stattdessen wieder ans Arbeiten. Fürs Aufräumen bezahlt mich schließlich niemand.

Eine Glosse von Carsten Scheibe, Typemania

PS: Ich mache Ernst! Schreibtisch-Schmuddler dieser Erde, vereinigt euch. Auf der Homepage "Dreckiger Schreibtisch" werden ab sofort die schlimmsten Fotos unordentlicher Schreibtische veröffentlicht.

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