Ein anonymer, offener Brief eines hochrangigen Mitarbeiters an die RIM-Geschäftsführung, hat eine Antwort des BlackBerry-Herstellers herausgefordert.
Der ungenannte, hochrangige Angestellte hat eine 1700 starke Epistel verfasst, in der einerseits der Frustration über das Management und die Richtung der Firma Ausdruck verliehen wird, aber auch ein Acht-Punkte-Programm zur Verbesserung der Situation des marktschwachen Konzerns vorgestellt wird.
Der Mitarbeiter betont, dass RIM sich "lieber darauf konzentrieren sollte, was die Anwender sich wünschen, als Features hinterherzurennen, um mit Konkurrenzunternehmen gleichzuziehen." In dem offenen Brief heißt es weiter: "Ich habe noch niemals einen Kunden ein Produkt B kaufen sehen, nur weil das Produkt etwas hat, dass A nicht bieten konnte. Die User kaufen Produkt B weil sie sich damit identifizieren können."
Der ausführliche Brief bietet Einsichten in die Firmenkultur sowie in zahlreiche Probleme des Konzerns. Als Hauptmängel werden uneffektive Produktmanager, die Auslieferung unfertiger Produkte, Hochnäsigkeit, Angst vor Misserfolg und deshalb auch ein Fehlen an Innovationskraft genannt.
Der anonyme Verfasser richtet sich auch direkt an die beiden Hauptgeschäftsführer Jim Balsillie und Mike Lazaridis: "Die Nachfragen der Öffentlichkeit nach dem dualen Geschäftsführungsmodell sind berechtigt. Die Partnerschaft ist zwar nicht auseinandergebrochen, aber auch nicht effizient. Vielleicht benötigen wir eher eine Führungskraft wie zu Zeiten von Eric Schmidt."
RIMs Antwort lies nicht lange auf sich warten: "Unabhängig davon ob der Brief real oder gefälscht ist oder ob darin übertrieben oder aus niederen Motiven geschrieben wurde, ist es fair zu behaupten, dass die leitende Geschäftsführung von RIM sich der Verantwortung völlig im Klaren ist und die Ziele und Möglichkeiten von RIM mit der angemessenen Aggressivität verfolgt. RIM hat erst kürzlich bestätigt, dass sich der Konzern am Ende einer großen Übergangsphase hinsichtlich des Geschäftes und der Technologieentwicklung befindet. Auch wenn diese Phase länger gedauert hat als erwartet, wird den neuen Produkten, die in den kommenden Monaten präsentiert werden, optimistisch und erwartungsfroh entgegengesehen."
Das Statement von RIM endet mit dem Satz: "RIM fühlt sich seinen weltweiten loyalen Kunden und Partnern mehr denn je verpflichtet."
Die Antwort des kanadischen Konzerns macht eher den Eindruck, als fühle sich RIM der eigenen Firmenpolitik mehr verpflichtet als den Kunden. Denn dass die wohlbedachten Ideen des Mitarbeiters in Erwägung gezogen werden, steht anscheinend nicht zur Debatte.