Supercomputer Proteinfalter gegen Weltsimulatoren

Das Wettrennen um den Spitzenplatz auf der "Top 500"-Liste der weltschnellsten Computer ist ein Kampf zwischen Herstellern - und den USA und Japan. Doch auch bei Superrechnern geht es aber nicht mehr um Rechenpower allein.

Nach Zeiten relativer Ruhe dürfte es unter den Herstellern von Supercomputern in der kommenden Woche wieder spannend werden. Nach langer Vorherrschaft des amerikanischen Computerherstellers IBM hatte zuletzt das japanische Unternehmen NEC über zwei Jahre mit seinem "Earth Simulator" die "Top 500"-Liste der weltweit schnellsten Supercomputer angeführt. Nun will sich Amerika die Krone zurückerobern. Gleich zwei US-Unternehmen stehen mit neuen Superrechnern in der Warteschleife, um die Führung in der nächsten "Top 500"-Liste zu übernehmen, die am kommenden Dienstag veröffentlicht werden soll.

Ein Rechenmonster namens "Columbia"

Erst vor wenigen Tagen kündigte Silicon Graphics (SGI) den weltweit leistungsfähigsten Computer an, der den derzeitigen Spitzenreiter aus Japan um Längen schlagen soll. Das Unternehmen baut die nach dem im vergangenen Jahr abgestürzten Space Shuttle "Columbia" benannte Anlage für die US-Weltraumbehörde NASA. Schon mit der Ausnutzung von nur 16 der insgesamt 20 installierten Teilsysteme (Knoten) soll der neue Rechner 42,7 Billionen Kalkulationen pro Sekunde (Teraflops) erledigen. Damit schlägt die Anlage den "Earth Simulator" spielend, der mit 35,86 Teraflops immerhin rund 6000 Mal so schnell ist wie ein moderner Personal Computer.

Die großen Superlative in der Branche sind allerdings oft recht kurzlebig. Erst rund einen Monat vor SGI hatte der amerikanische Computerhersteller IBM den damals schnellsten Rechner der Welt vorgestellt. Der Prototyp der Computeranlage "Blue Gene/L" erreichte eine Leistung von 36,01 Teraflops und war damit knapp schneller als der "Earth Simulator". Doch auch der japanische Noch-Spitzenreiter schläft nicht. Seine kürzlich vorgestellte neue Generation der Supercomputer-Reihe SX-8 soll mit rund 65 Teraflops Höchstleistung das Zepter wieder nach Japan tragen.

Blue Gene wächst noch

Bereits im kommenden Jahr will IBM "Blue Gene/L" allerdings fertig gebaut haben. Dann soll er mit 130.000 statt der jetzt 16.000 Prozessoren eine Spitzenleistung von 360 Teraflops erreichen - und würde dann selbst SGIs Rechner um das Siebenfache übertreffen. "Blue Gene/L" soll im Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien zum Einsatz kommen. Dort erforschen Mediziner unter anderem Aufbau und Eigenschaften von Proteinen.

Teraflops sind nicht mehr alles

Doch trotz des Schwindel erregenden Wettlaufs um immer schnellere Rechenleistung geht es in der Branche längst auch um andere Faktoren wie zum Beispiel um eine verbesserte Wirtschaftlichkeit. Immerhin wurden allein 2003 nach Schätzungen der Weltbank rund 7,5 Milliarden US-Dollar für Supercomputer-Anlagen in den führenden Industrienationen ausgegeben. Und die Anlagen, die zum Teil ganze Fußballfelder füllen, sind gigantische Stromfresser.

Es geht auch billiger

So hatte vor rund einem Jahr die Virginia State University in Blacksbury mit ihrem "Big Mac" Marke Eigenbau für Schlagzeilen gesorgt. Angesichts ihres geringen Etats hatte die Hochschule einfach 1100 handelsübliche Apple Macintosh der G5-Modellreihe zu einem Netzwerk (Cluster) verbunden - und wurde prompt auf Platz drei gelistet. Mit Hilfe von Apple wurde die Anlage inzwischen aufgerüstet und hat mit jetzt 12,25 Teraflops (zuvor 10,28 Teraflops) erneut Chancen, unter die ersten zehn zu kommen.

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Renate Grimming, DPA

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