Videospiele Originelles im Schatten der neuen Riesen

Auf der E3-Messe in Los Angeles drehte sich nahezu alles um die kommenden Next-Generation-Plattformen. Doch wer am Rande schaute, entdeckte originelle und skurrile Spiele für die alten Konsolen. Eines bellt sogar.

Dass hochauflösende Edelgrafik nicht gleichzusetzen ist mit Spielspaß, ist keine neue Weisheit. Jedoch wurde dies selten so deutlich wie auf der diesjährigen E3-Messe. Optisch waren die Fortsetzungen bekannter Spieleserien für die brandneuen Plattformen Xbox 360 und PlayStation 3 ohne Zweifel überzeugend; nur leider vergaßen es die Entwickler offensichtlich, die zusätzliche Performance auch in neue Spielerlebnisse umzusetzen. Oder fehlte ihnen hierzu einfach nur die nötige Zeit? Typisch für Titel der ersten Spielegeneration einer neuen Hardware. Sehr schade trotzdem.

Nur gut, dass auch die "alten" Konsolen auf der Messe eine Rolle spielten. Bei der Entwicklung für die aktuellen Plattformen haben die Game-Designer nämlich deutlich mehr Kreativität gezeigt und die eine oder andere interessante Spielidee entwickelt.

Die kommenden Seiten zeigen fünf Beispiele

"Buzz"

Sonys englische Peripherieabteilung glänzte einmal mehr mit einem tollen neuen Eingabegerät für die Playstation 2. Nach "Eyetoy" und "Singstar" ist im Herbst "Buzz" angesagt. In der virtuellen Quiz-Show für bis zu vier Spieler dreht sich alles um das Erkennen populärer Musikstücke. Sobald einem Spieler ein vorgespielter Song bekannt vorkommt, drückt er den überdimensionalen roten Buzzer-Knopf des neuartigen Controllers und wählt dann aus vier vorgegebenen Vorschlägen den korrekten Song aus. Ein ähnliches Spielprinzip wie "Wer wird Millionär" also. Die insgesamt 5000 Fragen zu 1000 unterschiedlichen Songs aus 50 Jahren Musikgeschichte sollen dafür sorgen, dass die virtuelle Raterei nicht allzu schnell langweilig wird. "Buzz" erscheint im Herbst; der Verkaufspreis ist derzeit noch nicht bekannt.

"ElectroPlankton"

Für Kurzweil sorgt ebenfalls Nintendos "ElectroPlankton" - und das auch unterwegs. Der für den tragbaren DS erscheinenden Titel ist kein Spiel im klassischen Sinne. Laut Nintendo-Präsident Saturo Iwata wurde der Titel entwickelt, "um Harmonie zu erzeugen und nicht Adrenalin". Eine sehr passende Beschreibung, denn bei "ElectroPlankton" geht es nicht um Highscores oder Siege. Hier ist Kreativität gefragt. Die auf dem Bildschirm wuselnden, fantasievoll gestalteten Unterwasserbewohner werden per Stylus-Stift über den TouchScreen des DS-Handhelds geführt. Dabei entstehen Klänge. Je nach geschwommener Richtung verändert sich die Tonhöhe. Die Zeichengeschwindigkeit verändert die Tondauer. Bereits nach wenigen Minuten entstehen tolle Musikstücke. Der Titel eröffnet dem Spieler beim Komponieren unendlich viele Möglichkeiten und ist somit deutlich mehr als nur ein Zeitvertreib für unterwegs. "ElectroPlankton" erscheint vermutlich im Herbst. Der Verkaufspreis ist noch nicht bekannt.

"Gametrak: Real World Golf"

Ausschließlich stationär einsetzbar ist dagegen Ataris "Real World Golf" für das Gametrak-Eingabegerät. Über Seilzüge, die an Handschuhen befestigt sind, steuert der Spieler einen virtuellen Golfer. Egal ob beim Abschlag oder beim Putten - während eines ersten Probespiels erweist sich die Simulation als erfreulich realistisch. Die tolle grafische Umsetzung rundet den positiven Ersteindruck zudem ab. "Gametrak: Real World Golf" erscheint Ende Juni für PlayStation 2 und PC. Das Spiel samt gut verarbeiteter Peripherie wird rund 90€ kosten. Nicht ganz billig, aber immerhin deutlich günstiger als der Mitgliedsbeitrag eines Golfclubs.

"EyeToy: Kinetic"

Sportlich geht’s auch bei "Eyetoy: Kinetic" zu. Gemeinsam mit dem Sportartikelhersteller Nike Motionworks entwickelte Sony ein Trainingsprogramm für die Kamera "Eyetoy". Es wird geboxt, getreten oder getanzt. Auf der Jagd nach Kugeln auf dem Bildschirm verliert der Wohnzimmersportler so manches überschüssige Pfund. Ein 12-wöchiges Trainingsprogramm kann dabei individuell auf den Spieler abgestimmt werden. "Eyetoy: Kinetic" erscheint im Herbst. Der Preis ist derzeit noch nicht bekannt.

"Nintendogs"

Abgedrehte Spielideen werden bekanntlich in Japan geboren. Ob Koch-, Angel-, Tanz-, Bus-, Schlagzeug- oder Baggersimulation – kein Gebiet, und sei es noch so alltäglich, ist vor einer virtuellen Umsetzung sicher. Doch nur wenige dieser Titel finden den Weg nach Europa. "Nintendogs" für Nintendo DS ist ein solcher Vertreter. In Japan sprengt das Spiel gerade alle Verkaufsrekorde; bereits 400.000 Exemplare gingen seit Erscheinen Ende April über die Ladentische. "Nintendogs" ist eine Art High-Tech-"Tamagotchi". Der Spieler muss einen Hundewelpen großziehen. Er kann ihn füttern, streicheln, mit ihm Gassi gehen oder ihm kleine Tricks beibringen. Die meisten Aktionen werden per Stylus-Stift auf dem Touchscreen eingegeben. Jedoch kann man seinen Hund auch beim Namen rufen oder ihm verbal Kommandos wie "Sitz!" erteilen. Das im DS-System eingebaute Mikrofon verzeichnet die Rufe des Herrchens. Der sogenannte "Barking-Modus" erlaubt darüber hinaus eine Art Multiplayer-Spiel. Trifft man auf einen anderen "Nintendogs"-Besitzer, dann spielen die beiden Welpen miteinander. "Nintendogs" erscheint hierzulande am 22. August zu einem Verkaufspreis von ca. 40€.

Udo Lewalter

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