Yahoo! hat gestern CEO Carol Bartz telefonisch gekündigt. Nun braucht der angeschlagene Konzern dringend einen Innovator.
Laut Tapbots-Entwickler Paul Haddad sollte Bartz über den Yahoo! Messenger von ihrer Kündigung erfahren, allerdings konnte man innerhalb des Konzerns niemanden finden, der das Programm installiert hatte. Das ist bezeichnend für die angeschlagene Lage des IT-Konzerns. Carol Bartz war eigentlich von Yahoo! eingestellt worden, um das Unternehmen wieder auf Vordermann zu bringen, doch anscheinend war sie nicht die richtige Wahl. Das ist nicht überraschend, denn das Steuer bei Yahoo! wieder herumzureißen, dürfte ein schweres Unterfangen sein.
Das Problem bei Yahoo! geht allerdings weit über falsche Personalbesetzungen hinaus. Der Konzern scheint einfach nicht zu wissen, wie und mit was er sich am Markt positionieren soll.
Yahoo! versucht derzeit als Konzern an zwei Fronten kämpfen: Einerseits als Technologiefirma, andererseits als Medienkonzern. Leider ist Yahoo! in beiden Rollen nicht wirklich erfolgreich.
Nach dem Verkauf des Bookmarking-Dienstes delicious und der Schließung von Geocitites hatte Yahoo! den Suchmaschinenmarkt bereits Google überlassen, während der Social-Networking-Markt an Facebook verloren ging.
Auch im Medienbereich verliert Yahoo! zusehends Werbeeinnahmen an Google und Facebook. Yahoo! hatte 2001 Kaufinteresse an Google gezeigt und versuchte 2006 Facebook zu kaufen.
In Yahoos! bisheriger Firmengeschichte fanden 62 Übernahmen statt. Zuletzt nahm Yahoo! den Videodienst Hulu ins Visier. Für letzteren interessieren sich jedoch auch andere große Firmen wie Amazon, Microsoft und Google, wobei Amazon derzeit die größten Chancen eingeräumt werden.
Aber auch Yahoo! selbst könnte zu einem Übernahmeziel werden. Laut der "New York Times" ist Yahoo! derzeit noch immer 14 Milliarden Dollar wert. Eine Übernahme des Konzerns gilt jedoch als ein riskantes Geschäft. Ein Analyst meinte gegenüber der Zeitung, dass Yahoo! sich bereits auf dem absteigenden Ast befindet und eine schlechte Investition wäre.
Yahoos! größtes Problem ist, dass keine Visionen vorhanden sind. Kein scharfsinniger Blick in die Zukunft, der Innovationen vorantreibt und die Industrie durchrüttelt. Eine charismatische Führungskraft, wie es Steve Jobs für Apple war, wird Yahoo! nötig haben, um wieder Aufwind zu bekommen. Konkrete Pläne gibt es in dieser Hinsicht aber noch nicht. Die Business-Newsseite "MSN Money" schreibt: "In einem Statement schreibt Roy Bostock, dass das Yahoo!-Direktorium den Konzern zurück auf den Pfad eines robusten Wachstums und Industrie-bewegender Innovationen bringen wird. Spezifische Pläne wurden in dem Statement jedoch nicht genannt."
Mit Bartz hatte der Konzern sicherlich einen kompetenten CEO eingestellt, was Yahoo! jedoch braucht, ist ein Innovator, der bereit ist, die heilige Kuh zu schlachten und sich auf die Zukunft des Konzerns zu konzentrieren. Leider sind Menschen wie Steve Jobs rar gesät.